Die Berechnung der maximalen Kapazität eines Unternehmens oder auch nur einer Maschine ist nur theoretisch möglich. Faktoren wie der Produktmix, Störungen, Wartungen, Rüstzeiten oder die Fähigkeiten der Bedienung spielen eine große Rolle bei der Bestimmung der Kapazität. Da bei diesen Faktoren Unwägbarkeiten eine große Rolle spielen, kann eine maximale Kapazität zwar theoretisch berechnet, praktisch jedoch nie erreicht werden.
Ähnlich ist es bei der optimalen Kapazität. Neben der technisch möglichen Maximalauslastung berücksichtigt die optimale Kapazität den Ertrag, den die Maschine oder das Produktionsunternehmen erwirtschaftet. Der Produktmix findet in der Regel Berücksichtigung, ebenso Rüstzeiten und Wartungen. Dennoch kommt es in der praktischen Anwendung immer wieder zu Störungen des geplanten Ablaufes, was wiederum zur Unterschreitung der optimalen Kapazitätsauslastung führt. Daher ist auch die optimale Kapazität kein geeigneter Maßstab für den Kostenrechner, um die Leerkosten zu berechnen.
Die Praxis rechnet daher mit der Normalkapazität. Sie beinhaltet neben den Berechnungen der optimalen Kapazitätsauslastung auch Abschläge für erwartete, aber nicht vorhersagbare Störungen oder Veränderungen. So kommt es immer wieder dazu, dass der Produktmix kurzfristig verändert werden muss. Auch Störungen können, wenn schon nicht zeitlich, so doch als Summe, richtig eingeschätzt und in die Berechnungen einbezogen werden.
Produktmix egalisieren
Werden auf einer Maschine unterschiedliche Produkte hergestellt, ist die Berechnung der Kapazitäten in Stück kaum möglich. In der Regel belasten die unterschiedlichen Produkte die Anlage in unterschiedlichem Ausmaß. Um hier korrekt zu arbeiten zu können, muss man eine einheitliche Größe finden. Bei Maschinen ist das in der Regel die Bearbeitungszeit, in größeren Einheiten kann es sich um Geldeinheiten handeln. Geldeinheiten werden dann z. B. auf den Erlös oder auf Deckungsbeiträge bezogen. Dabei kann es dann zu unterschiedlichen Kapazitäten kommen.
In Tabelle 6 zeigt sich an einem vereinfachten Beispiel, wie sich die unterschiedlichen Größenordnungen, in denen die Kapazität gemessen werden kann, verhalten, wenn sich der Produktmix verändert. In diesem Fall wurden die Werte so gewählt, dass die Bearbeitungsminuten als Kapazitätseinheit konstant bleiben. Der Kostenrechner muss für seine Situation die optimale Größenordnung finden und damit die Normalkapazität festlegen.
Ist die Normalbeschäftigung einmal errechnet, lassen sich Veränderungen darauf aufbauend integrieren. Der Berechnungsaufwand reduziert sich mit der Zeit. Eine regelmäßige Prüfung (Leistungsfähigkeit, Produktmix etc.) der Parameter durch den Kostenrechner ist unumgänglich.
|
A |
B |
A |
B |
A |
B |
|
Szenario 1 |
Szenario 2 |
Szenario 3 |
Fertigungszeit [in min.] |
20 |
30 |
20 |
30 |
20 |
30 |
Erlös pro Stück [in EUR] |
50 |
80 |
50 |
80 |
50 |
80 |
Deckungsbeitrag pro Stück [in EUR] |
15 |
20 |
15 |
20 |
15 |
20 |
Produktmix bei Normalkapazität [in Stück] |
5.000 |
8.000 |
8.000 |
6.000 |
0 |
11.333 |
Normalkapazität [in Stück] |
13.000 |
14.000 |
11.333 |
verbrauchte Zeit [in min.] |
100.000 |
240.000 |
160.000 |
180.000 |
0 |
340.000 |
Normalkapazität [in min.] |
340.000 |
340.000 |
340.000 |
Erlöse [in EUR] |
250.000 |
640.000 |
400.000 |
480.000 |
0 |
906.667 |
Erlöse aus Normalkapazität [in EUR] |
890.000 |
880.000 |
906.667 |
Deckungsbeiträge [in EUR] |
75.000 |
160.000 |
120.000 |
120.000 |
0 |
226.667 |
Deckungsbeitrag aus Normalkapazität [in EUR] |
235.000 |
240.000 |
226.667 |
Tab. 6: Unterschiedliche Größenordnungen für die Kapazität