Dr. Michael Hoheisel, Dr. Michael Tippelhofer
Schrifttum:
Bals, Änderungen bei der Einkommensbesteuerung und bei den staatlichen Geldleistungen durch das StÄndG 1979, BB 1979, 207;
Diebold, Weitere Überlegungen zum begrenzten Realsplitting, DStR 1979, 344;
Buob, Anmerkungen und Berechnungen zum Realsplitting, DStR 1979, 610;
Richter, Erste Zweifelsfragen zum begrenzten Realsplitting, DStR 1979, 155;
En, Fragen zum Realsplitting bei Unterhaltsleistungen an den geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden Ehegatten, DB 1979, 381;
Buob, Das Unbehagen am Realsplitting, FR 1980, 313; Gérard, Erzwingbarkeit der Zustimmung zum Realsplitting, FR 1980, 411;
Diebold, Die unentgeltliche Überlassung von Wohnraum iRd Realsplitting, DStR 1980, 528;
Vogt, Nachteilsausgleichung und Vorteilsteilhabe bei der Zustimmung zum Realsplitting, NJW 1983, 1525;
Korth, Nutzungswertbesteuerung einer als Unterhaltsleistung überlassenen Wohnung und Realsplitting, DB 1987, 553;
Arens, Steuerliche Probleme bei der Wohnungsüberlassung an unterhaltsberechtigte Ehepartner, DStR 1998, 1043;
Risthaus, Realsplitting – Vorteile für den unterhaltsverpflichteten und Nachteile für den unterhaltsempfangenden Ehegatten, FR 1999, 650;
Söhn, Besteuerung von Unterhaltsleistungen an getrennt lebende und geschiedene Ehegatten, StuW 2005, 109.
Verwaltungsanweisungen:
BMF BStBl I 1978, 539;
R 10.2 EStR 2012.
A. Allgemeiner Überblick
Rn. 400
Stand: EL 141 – ET: 02/2020
Seit 1979 (StÄndG – BGBl I 1978, 1849) sind gemäß § 10 Abs 1a Nr 1 EStG (bis VZ 2014 § 10 Abs 1 Nr 1 EStG aF) Unterhaltsleistungen an geschiedene oder getrennt lebende Ehegatten sowie in den Fällen der Nichtigkeit oder der Aufhebung der Ehe abziehbar. Unterhaltsleistungen an andere Personen oder an geschiedene usw Ehegatten, sofern § 10 Abs 1a Nr 1 EStG nicht in Anspruch genommen wird, sind nach §§ 33, 33a EStG (bis zu einem Höchstbetrag von 8 652 EUR) berücksichtigungsfähig. Die Vorschrift will eine Steuerlastverteilung bewirken, die dem Grundsatz der steuerlichen Leistungsfähigkeit besser gerecht wird als die Nichtabziehbarkeit der Unterhaltsleistungen. Beide, Verpflichteter und Berechtigter, müssen jedoch im Einzelfall prüfen, ob dieser Effekt tatsächlich auch erreicht wird. Denn die Berücksichtigung der Unterhaltsleistungen als ag Belastung kann, wenn die Besteuerung beim Berechtigten nach § 22 Nr 1a EStG (s § 22 Rn 210ff (Lüsch)) auch in die Berechnungen einbezogen wird, günstiger sein als der SA-Abzug nach § 10 Abs 1a Nr 1 EStG.
Rn. 401
Stand: EL 141 – ET: 02/2020
Der Abzug muss vom Geber mit Zustimmung des Empfängers beantragt werden; im Einzelnen s Rn 410f. Der Antrag kann im ESt-Veranlagungsverfahren, zum Zwecke der Eintragung eines Freibetrags auf der LSt-Karte oder zum Zwecke der Festsetzung von ESt-Vorauszahlungen gestellt werden (vgl aber: OFD Ffm, StEd 1998, 523: Beim Unterhaltsempfänger Erfassung nach § 22 Nr 1a EStG erst dann, wenn der Leistende sein Wahlrecht zum SA-Abzug nach § 10 Abs 1a Nr 1 EStG ausgeübt hat). Weder der Antrag noch die Zustimmung sind für das Kj, auf das sie sich beziehen, zurücknehmbar. Der Antrag gilt jeweils für einen bestimmten VZ (s Rn 410).
Rn. 402
Stand: EL 141 – ET: 02/2020
Fraglich ist, ob das begrenzte Realsplitting auch dann in Betracht kommt, wenn die Eheleute im Jahr der Trennung noch zusammen, also nach dem Splittingverfahren (§ 32a Abs 5 EStG) veranlagt werden; so Bals, BB 1979, 207, 209; Söhn in K/S/M, § 10 EStG Rz C 53. Hiergegen spricht jedoch das Urt des BFH BStBl II 1989, 658 (zum Verhältnis Splittingverfahren zu § 33a Abs 1 EStG), wonach unbeschränkt stpfl Ehegatten im Jahr der Trennung oder Scheidung ggf mit der Ehegattenbesteuerung noch so behandelt werden, "als ob sie ganzjährig in einer intakten Ehe gelebt hätten". Die Frage ist allerdings insofern nicht von großer praktischer Bedeutung, als bei der Anwendung des begrenzten Realsplittings auch iRd Ehegattenbesteuerung die nach § 10 Abs 1a Nr 1 EStG als SA abgezogenen Beträge gemäß § 22 Nr 1a EStG als sonstige Einkünfte wieder hinzugerechnet werden müssen (s § 22 Rn 210ff (Lüsch)), so dass sich der steuerliche Effekt im Zweifel auf den Abzug des WK-Pauschbetrages iHv 102 EUR (§ 9a S 1 Nr 3 EStG) beschränkt.
Rn. 403
Stand: EL 141 – ET: 02/2020
Die Vorschrift gilt nur, wenn auch (Hinweis auf § 50 Abs 1 EStG) der empfangende Ehegatte unbeschränkt stpfl ist. Damit wird sichergestellt, dass der Berechtigte die Leistungen, die der Verpflichtete als SA abzieht, als sonstige Einkünfte gemäß § 22 Nr 1a EStG versteuert. Die unbeschränkte StPfl muss für den VZ bestehen, für den der Abzug begehrt wird. Gegenteiliges kann sich bei Vorliegen der Voraussetzungen des § 1a Abs 1 Nr 1 EStG oder aufgrund eines DBA ergeben. Entsprechende Regelungen gibt es zB in den DBA mit Dänemark (BStBl I 1996, 1219), Kanada (BStBl I 2002, 505, 521) und den USA (BStBl I 1991, 94, 108) sowie in der mit der Schweiz getroffenen Verständigungsvereinbarung (BStBl I 1998, 1392). Diese Beschränkung des Realsplittings verstößt nicht gegen Art 3 GG, BFH BStBl II 1986, 603; bestätigt durch BVerfG HFR 1988, 35. Hat der unterhaltsberec...