Littmann/Bitz/Pust, Das Einkommensteuerrecht, EStG § 11 ... / Bruchteilsgemeinschaft

Rn. 1

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Fließt ein Gut der Gemeinschaft zu, zB ein Geldbetrag auf ein Konto der Gemeinschaft, dann fließt es den Teilhabern unmittelbar anteilig zu, Krüger in Schmidt, § 11 EStG Rz 50 "Bruchteilsgemeinschaft" (42. Aufl); vgl FG Ha vom 01.10.2009, 6 K 45/07, EFG 2010, 425 zu einer Erbengemeinschaft; vgl FG BdW vom 09.11.1982, XI (II) 3/80, EFG 1984, 27 zum Zufluss von Zinsen bei Gesamtgläubigerschaft; vgl FG BdW vom 10.12.1981, VI 322/79, EFG 1982, 464 zum Abfluss bei einer von der Miteigentumsquote abweichenden Verteilung der WK bei einer Grundstücksgemeinschaft.

Rn. 2

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Fließen Güter, die für die Gemeinschaft bestimmt sind, zB Mieten, auf ein Konto des fremden oder der Gemeinschaft angehörigen Verwalters, dann ist der Betrag der Gemeinschaft, dh anteilig den Gemeinschaftern, zugeflossen, sofern die Stellvertretung erkennbar (§ 164 BGB) ist, vgl RFH vom 08.01.1936, VI A 1318/33, RStBl 1936, 135, oder sonst feststeht, zB bei Treuhandschaft (§ 39 Abs 2 Nr 1 AO). Ist ausnahmsweise ein Zufluss nur bei dem Empfangenden anzunehmen, zB weil er den Betrag allein für sich beansprucht, dann bewirken die Ansprüche der anderen (§§ 101, 743 BGB, evtl § 667 BGB) allein noch keinen (anteiligen) Zufluss bei ihnen, vgl Wolff-Diepenbrock, DB 1986, 242.

Rn. 3

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Zahlt ein Gemeinschafter auf ein Konto der Gemeinschaft einen Betrag, mit dem Aufwendungen der Gemeinschaft finanziert werden sollen (zB für die Erhaltungsrücklage, § 21 Abs 2 Nr 4 WEG), dann ist er bei ihm noch nicht abgeflossen; Abfluss vielmehr erst, wenn die Gemeinschaft ihn ausgibt, BFH vom 26.01.1988, IX R 119/83, BStBl II 1988, 577; BFH vom 09.12.2008, IX B 124/08, BFH/NV 2009, 571; BFH vom 08.10.2012, IX B 131/12, BFH/NV 2013, 32. Das Gleiche gilt, wenn ein Betrag an einen Verwalter gezahlt wird, der den Betrag als Treuhänder hält. Zinsen auf die angelegte Rücklage fließen den Gemeinschaftern entsprechend den gezahlten Einlagen zu. Hat der Gemeinschafter zu wenig vorausgezahlt und hat die Gemeinschaft Aufwendungen zB mit Kredit getätigt, dann ist die Aufwendung anteilig auch bei dem säumigen Gemeinschafter abgeflossen; die Nachzahlung seines Anteils führt weder bei ihm noch der Gemeinschaft zu einem Abfluss.

Rn. 4

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Zahlt ein Miteigentümer alle mit der von ihm allein genutzten Wohnung zusammenhängenden Aufwendungen, können sie allein bei ihm abgeflossen sein, vgl FG BdW vom 10.12.1981, VI 322/79, EFG 1982, 464.