Rn. 1
Stand: EL 166 – ET: 08/2023
Vorauszahlungen sind Leistungen im Rahmen eines schwebenden Geschäfts vor ihrer Fälligkeit. Für ihren Abzug gilt § 11 Abs 1 S 1 EStG, es sei denn, alle Tatbestandsmerkmale des § 42 AO sind gegeben; ausführlich dazu s § 11 Rn 146 (Pust).
Rn. 2
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Ob im Einzelfall ein Vorschuss oder ein Darlehen (dann kein Zufluss) gegeben ist, hängt von den Vereinbarungen ab, BFH vom 25.04.1985, IV S 10/84, BFH/NV 1986, 665. Verzinsung spricht für Darlehen. Für Mieterzuschüsse gilt § 11 Abs 1 S 3 EStG hinsichtlich der Einnahmen und § 11 Abs 2 S 3 EStG hinsichtlich der Ausgaben, R 21.5 Abs 3 S 2 EStR 2012.
Rn. 3
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Anzahlungen auf AK sind nach § 7a Abs 2 S 3 EStG im Zeitpunkt der tatsächlichen Zahlung aufgewendet. Sie wirken sich aber bei abnutzbaren WG gemäß § 7 EStG nicht beim Abfluss aus, sondern erst bei Anschaffung, dh Erlangen der tatsächlichen Verfügungsmacht (§ 39 AO), in Form der AfA, GrS BFH vom 04.07.1990, GrS 1/89, BStBl II 1990, 830, 836; BFH vom 28.06.2002, IX R 51/01, BStBl II 2002, 758; die Ausnahme in § 4 Abs 1 S 5 FördG gilt nur, wenn es tatsächlich zur Anschaffung kommt, BFH vom 20.01.2009, IX R 9/07, BStBl II 2009, 471; BFH vom 07.12.2006, IX B 7/06, BFH/NV 2007, 444.
Bei nicht abnutzbaren WG wirken sich Anzahlungen ebenso wenig aus wie die AK/HK selbst; bei sonstigen WG mit dem Abfluss. Abfluss auch bei Schlechtleistung ausschlaggebend, dh, wenn Wert der Leistung der Zahlung nicht entspricht, BFH vom 30.08.1994, IX R 23/92, BStBl II 1995, 306.
Rn. 4
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Vorauszahlungen, für die keine Gegenleistung erbracht wird, zB bei Konkurs bzw Insolvenz des Empfängers, können sofort abziehbare WK/BA sein; sie gelten als abgeflossen in dem Zeitpunkt (und in dem Umfang), in dem "deutlich wird", dass weder Gegenleistung noch Rückzahlung erfolgt, BFH vom 04.07.1990, GrS 1/89, BStBl II 1990, 830; BFH vom 28.06.2002, IX R 51/01, BStBl II 2002, 758 mwN zu AK; BFH vom 30.08.1994, IX R 23/92, BStBl II 1995, 306 zu HK. Der Abfluss setzt Klarheit über das Ende der wirtschaftlichen Verfügungsmacht über ein WG voraus, dh, der Abfluss liegt erst dann vor, wenn feststeht, dass der Betrag verloren ist, vgl BFH vom 31.03.1992, IX R 164/87, BStBl II 1992, 805, zB bei Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Empfängers, BFH vom 01.09.1997, VIII B 105/96, BFH/NV 1998, 450.
Steht fest, dass die Gegenleistung nicht erbracht, der Betrag aber zurückgezahlt wird, liegt kein Abfluss vor, vgl BFH vom 28.06.2002, IX R 51/01, BStBl II 2002, 758; das muss auch bei teilweiser Erstattung gelten, zB in Höhe der Konkursquote.
Rn. 5
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Der Zufluss von Anzahlungen oder Vorschüssen ist grundsätzlich unabhängig davon, für welchen Zeitraum sie gezahlt wurden (vgl RFH vom 30.09.1936, VI A 320/36 und VI A 321/36, RStBl 1937, 94; RFH vom 13.06.1934, VI A 731/33, RStBl 1935, 920 bzgl nachgezahlter Zinsen) und ob die Leistung bereits erbracht ist; BFH vom 25.04.1985, IV S 10/84, BFH/NV 1986, 665 zu § 4 Abs 3 EStG; ferner BFH vom 02.09.1954, IV 159/53 U, BStBl III 1954, 314; BFH vom 27.06.1996, IV B 69/95 bzgl Anwaltshonorar. Ein Zufluss liegt auch dann vor, wenn noch nicht feststeht, ob ein Teil des Empfangenen an einen anderen weitergegeben werden muss, dann bei Weiterzahlung BA, BFH vom 22.11.1962, IV 179/59 U, BStBl III 1963, 132, und sogar auch dann, wenn feststeht, dass das Empfangene zurückzuzahlen ist, BFH vom 29.04.1982, IV R 95/79, BStBl II 1982, 593.
Rn. 6
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Beispiele:
- BFH vom 25.01.1963, BStBl III 1963, 141, Vorauszahlung von KiSt nur zT anerkannt;
- BFH vom 21.11.1983, VIII R 37/79, DStR 1984, 245, § 42 AO verneint bei Vorauszahlungen in Erwartung steigender Einkünfte;
- BFH vom 14.11.1989, IX R 197/84, BStBl II 1990, 299 zur Vorauszahlung von Mietgarantie- und Verwaltungsgebühren;
- BFH vom 24.09.1985, IX R 2/80, BStBl II 1986, 284, Rechtsmissbrauch verneint bei Zinsvorauszahlung als Sonderausgaben für 2 Jahre; ferner BFH vom 25.02.1972, VI R 104/69, BStBl II 1972, 484 zur Vorauszahlung einer Lebensversicherungsprämie;
- BFH vom 08.06.1994, X R 30/92, BStBl II 1994, 893, Vorauszahlungen auf Schuldzinsen sind gemäß § 10e Abs 6 EStG abziehbar, soweit sie auf die Zeit vor der eigenen Nutzung entfallen;
- BFH vom 23.09.1986, IX R 113/82, BStBl II 1987, 219 zur Vorauszahlung von Treuhändergebühren;
- BFH vom 11.08.1987, IX R 163/83, BStBl II 1989, 702 zur Vorauszahlung von Gebühren für Baubetreuung;
- BFH vom 05.05.1994, VI R 100/93, BStBl II 1994, 643, Abfluss von Leasing-Sonderzahlungen bei Beginn.
Rn. 7
Stand: EL 166 – ET: 08/2023
Ist die Vorauszahlung als rechtsmissbräuchlich anzusehen, dann muss dies nicht zur gänzlichen Nichtabzugsfähigkeit der Zahlung führen. Bei Überzahlungen ist die angemessene Zahlung im Zeitpunkt des Abflusses zugrunde zu legen, im Übrigen sind die Zahlungen in den Jahren zu berücksichtigen, in die sie wirtschaftlich gehören (§ 42 Abs 1 S 2 AO).