Rn. 46
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
§ 12 EStG gilt für alle Einkunftsarten. Die Vorschrift ist bei den verschiedenen Gewinnermittlungsmethoden ebenso anzuwenden wie bei der Ermittlung des Überschusses gemäß §§ 8 Abs 1, 9 Abs 1 EStG. Die Kriterien für die Abgrenzung gemäß § 12 Nr 1 EStG sind für die Gewinn- und Überschusseinkunftsarten einheitlich (s Rn 58). Allerdings erfolgt die Zuordnung eines WG zum BV oder PV unmittelbar anhand der allg Grundsätze des § 4 Abs 1 EStG (BFH IV R 56/11, BFH/NV 2015, 317). Bei beschränkt estpfl StPfl ist § 12 EStG auf die inländischen Einkünfte anwendbar (§ 50 Abs 1 S 1 EStG).
Rn. 47
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
§ 12 EStG gilt nur für Aufwendungen. Auf Einnahmen findet die Vorschrift keine Anwendung (BFH VI R 32/03, BStBl II 2006, 30; BFH VIII R 70/02, BStBl II 2005, 468; BFH VI R 48/99, BStBl II 2003, 724). Allerdings wendet der BFH auf der Einnahmenseite Grundsätze an, die seit der Aufgabe des Aufteilungs- und Abzugsverbots den Abgrenzungsgrundsätzen gemäß § 12 Nr 1 EStG ähnlich sind (BFH VI R 41/17, BFH/NV 2020, 1114; BFH VI R 7/11, BStBl II 2015, 189; BFH VI R 55/07, BStBl II 2009, 726).
Rn. 48
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
§ 12 EStG dient ausschließlich der Abgrenzung der Erwerbssphäre von der steuerlich irrelevanten Privatsphäre. Die Vorschrift spielt keine Rolle bei der Zuordnung von Aufwendungen zu den verschiedenen Einkunftsarten, also innerhalb der Erwerbssphäre. Für diese Zuordnung wird aber ebenso wie bei der Abgrenzung nach § 12 Nr 1 EStG das Veranlassungsprinzip zugrunde gelegt. Danach erfolgt die Zuordnung grds nach Maßgabe des engeren und wirtschaftlich vorrangigen Veranlassungszusammenhangs unter Verdrängung der nachrangigen Einkunftsart (BFH VIII R 7/15, BStBl II 2019, 231; BFH VI R 58/13, BStBl II 2016, 305; BFH VI R 57/13, BStBl II 2014, 850). Sind die Aufwendungen durch mehrere Einkunftsarten nebeneinander veranlasst, sind sie – ggf im Wege der Schätzung – aufzuteilen (BFH IX R 32/16, BStBl II 2018, 191; BFH VIII R 76/05, BStBl II 2008, 937; BFH VI R 151/67, BStBl II 1968, 375). Gleiches gilt, wenn die Aufwendungen sowohl mit ausländischen Einkünften als auch mit inländischen Einkünften einen Veranlassungszusammenhang aufweisen (BFH I R 37/16, BStBl II 2019, 73; BFH I R 61/14, BStBl II 2017, 48).
Rn. 49
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
Nicht anwendbar ist § 12 EStG bei der Abgrenzung, ob Aufwendungen als BA/WK oder als SA zu berücksichtigen sind (BFH VI R 2/87, BStBl II 1990, 901; BFH X R 35/86, BStBl II 1989, 967). Die Abgrenzung erfolgt nach dem Veranlassungszusammenhang (BFH VI B 20/13, BFH/NV 2014, 327; BFH VI B 64/04, BFH/NV 2005, 1796). Ggf sind die Aufwendungen im Schätzwege aufzuteilen (BFH VI R 33/89, BFH/NV 1992, 733).
Betreffen die Aufwendungen gleichzeitig und ununterscheidbar sowohl die betriebliche/berufliche Sphäre als auch den SA-Bereich, geht der BA/WK-Abzug vor (BFH VI R 5/10, BStBl II 2012, 553; BFH VI R 54/95, BFH/NV 1996, 740).
Rn. 50
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
Gleiches gilt für die Abgrenzung, ob Aufwendungen als BA/WK oder als ag Belastungen zu berücksichtigen sind. § 12 EStG greift nicht ein. Die Berücksichtigung der Aufwendungen erfolgt durch Aufteilung nach den verschiedenen Veranlassungsbeiträgen, ggf durch Schätzung.
Rn. 51
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
Seitdem der BFH seine Rspr zum Aufteilungs- und Abzugsverbot aufgegeben hat, hat die Frage nach dem Anwendungsbereich des § 12 EStG an Bedeutung verloren. Früher konnte nur außerhalb des Anwendungsbereichs des § 12 EStG eine Aufteilung der Aufwendungen nach Veranlassungsbeiträgen erfolgen, während eine Aufteilung iRd § 12 EStG wegen des Aufteilungs- und Abzugsverbots unzulässig war. Heute besteht auch innerhalb des § 12 EStG die Aufteilungsmöglichkeit (dazu s Rn 132ff).
Rn. 52–53
Stand: EL 153 – ET: 10/2021
vorläufig frei