Rn. 128c
Stand: EL 157 – ET: 04/2022
Wegen der Schwierigkeiten von Autodidakten, die nicht über einen förmlichen Abschluss (Bachelor soll ausreichend sein; FG BBg EFG 2014, 456) als Absolvent einer Hochschule/Fachhochschule/Fachschule verfügen s BFH 19.01.2017, BFH/NV 2017, 732; BFH v 05.04.2011, BFH/NV 2011, 1133; BFH v 14.07.2007, BFH/NV 2007, 2091; BFH v 19.09.2002, BStBl II 2003, 27; BFH v 14.11.2000, BFH/NV 2001, 593; BFH v 23.01.2001, BFH/NV 2001, 893; BFH v 13.12.1999, BFH/NV 2000, 705 und s Rn 127a "Wirtschaftsberater"; s Rn 127a "Planungsberater" und s Rn 127a "Radiosender-Berater".
Ob ein auf bestimmte Fachbereiche spezialisierter Autodidakt eine einem Katalogberuf ähnliche Tätigkeit ausübt, ist aus Gründen der steuerlichen Belastungsgleichheit (Art 3 Abs 1 GG) bzw zur Vermeidung einer sachlich nicht zu rechtfertigenden Besserstellung gegenüber den Katalogberufen (auch s BFH BFH/NV 2012, 1119)
zum einen davon abhängig, dass seine theoretischen Grundkenntnisse in der Tiefe mindestens dem Niveau einer "staatlichen Prüfung" im Streitjahr (so BFH v 19.01.2017, III R 3/14, BFH/NV 2017, 732) an einer Fachschule (nicht erforderlich: Hochschule) entsprechen und sich grundsätzlich auf alle Hauptgebiete des Berufs beziehen, wobei es jedoch nach Auffassung des BFH nicht schädlich ist, wenn in einzelnen Hauptbereichen diese Kenntnisse nicht vorhanden sind, insgesamt aber ausreichen würden, eine entsprechende staatliche Abschlussprüfung zu bestehen. Der Autodidakt muss eine dem Kernbereich des jeweiligen Fachstudiums vergleichbare Tiefe und Breite seiner Vorbildung nachweisen (auch s BFH v 31.08.2005, BFH/NV 2006, 505 und BFH v 05.04.2011, BFH/NV 2011, 1133; FG Köln EFG 2014, 1575, rkr nach Abweisung der Rev wegen formaler Mängel durch BFH v 13.05.2015, BFH/NV 2015, 1587), was ggf durch Sachverständigengutachten ergänzt durch eigene Feststellungen des FG nachzuweisen ist. Ob das erforderliche Wissensniveau im Einzelfall erreicht ist, kann das FG (§ 76 Abs 1 S 1 FGO) durch Einholung eines Sachverständigengutachtens (s BFH v 03.05.2016, VIII R 4/13, BFH/NV 2016, 1275 Rz 33, vorgehend FG Mchn EFG 2013, 438 nrkr; s BFH BFH/NV 2010, 1300 mwN; ebenso; ebenso FG BdW EFG 2011, 1632), durch mündliche Wissensprüfung, durch Vorlage praktischer Arbeiten oder Urkunden, die den erfolgreichen Besuch von Fortbildungsveranstaltungen belegen, prüfen (BFH v 19.01.2017, BFH/NV 2017, 732; BFH BFH/NV 2012, 1119), die
- den Schwerpunkt der Tätigkeit gebildet haben,
- einen der Ingenieurstätigkeit vergleichbaren Schwierigkeitsgrad aufweisen müssen
- und sich nicht ausschließlich auf einen Ausschnitt hieraus beschränken dürfen, denn nur, wer umfangeiche Kenntnisse nachgewiesen hat, kann sich in seiner Tätigkeit nur auf Teilbereiche des Katalogberufs spezialisieren (BFH v 13.12.1999, BFH/NV 2000, 705; FG Köln, aaO),
und
- zum anderen davon abhängig, ob der StPfl eine vergleichbare Tätigkeit in der fachlichen Breite tatsächlich ausgeübt hat (BFH BFH/NV 2007, 2091; 2007, 1495; BFH v 26.06.2002, BStBl II 2002, 768; BFH BFH/NV 1999, 459; 1997, 116; BFH BStBl II 1991, 769; 1988, 666; 1981, 121; FG Bre EFG 1994, 41).
Die Beweisvorsorge (zB Referenzschreiben der Auftraggeber; erfolgreich abgeschlossene Fortbildungsmaßnahmen; eigene praktische Arbeiten) ist besonders wichtig betreffend die fachliche Breite und theoretische Tiefe der Dienstleistung (BFH v 20.10.2016, BStBl II 2017, 882; auch analog s BFH v 22.09.2009, VIII R 79/06, BFH/NV 2010, 499); der dadurch geführte Nachweis ist die Grundlage, auf der dann das ergänzende Beweismittel einer Wissensprüfung Rückschlüsse auf die Art der Tätigkeit zulässt: s BFH v 19.01.2017, BFH/NV 2017, 732 Rz 17.
Ergänzend zum Erfordernis eines Sachverständigengutachtens hat das FG Ha v 04.08.2005, EFG 2005, 1927 mit Bezug auf eine Wissensprüfung unter Aufsicht eines Sachverständigen ergänzt, dass eine solche auf Antrag des StPfl nur zu einem bereits aus dem Tatsachenvortrag sich ergebenden potenziell positiven Bild über die theoretischen Kenntnisse durchzuführen sei (s BFH v 07.03.2013, BFH/NV 2013, 930; BFH v 18.04.2007, BFH/NV 2007, 1495).
Die zu Gutachten gerichtlich bestellter Sachverständiger entwickelten Grundsätze lassen sich zudem nicht auf ein Gutachten übertragen, dass nicht vom FG, sondern vom StPfl eingeholt wurde: BFH v 28.04.2006, BFH/NV 2006, 1647.
Das BVerfG hat mit Beschlüssen v 14.02.2001, 2 BvR 460/93 und 2 BvR 1488/93, zwei Verfassungsbeschwerden betreffend den Rundfunkbeauftragten und den Dispacheur (s Rn 127a "Dispacheur") nicht zur Entscheidung angenommen; beide hatten sich vor den Fachgerichten erfolglos gegen ihre Heranziehung zur GewSt gewehrt.