Rn. 93
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Nach st BFH-Rspr ist Fotografie grundsätzlich keine künstlerische Tätigkeit; technische Brillanz, Beherrschung der Motivauswahl und Motivgestaltung genügen nicht. Nur wenn die Fotografie über die einfache Wiedergabe der Wirklichkeit hinausgeht, sei es aufgrund eigenschöpferischer Motivgestaltung, sei es aufgrund der Nutzbarmachung der fotografischen Technik zum Zwecke einer eigenschöpferischen Bildaussage, wird sie als Kunstwerk gewürdigt (BFH BStBl III 1963, 216; BStBl II 1972, 335; 1977, 470; hierzu, Maassen, Kunst oder Gewerbe?, Heidelberg 1991, Rz 389ff).
Kommen die Fotografien weitgehend unter Anwendung technischer Hilfsmittel zustande, sind an die Prüfung der eigenschöpferischen Tätigkeit besonders strenge Anforderungen zu stellen (BFH BStBl II 1977, 474; BVerfG DB 1978, 1862); das gilt auch, wenn auf die Fotografien selbst nur "gestalterischer" Einfluss genommen wird (BFH BFH/NV 1999, 456). Bei Porträtaufnahmen bleibe der eigenschöpferischen Motivgestaltung nur ein eng begrenzter Spielraum. Das gilt auch für Standfotografien der Filmgesellschaften sowie für Pressefotografien (vgl BFH BStBl III 1965, 114).
Trotzdem können Porträtaufnahmen Kunstwerke sein, nicht aber – zB für Museen – abfotografierte Bilder (vgl BFH HFR 1961, 51; BFH BStBl III 1963, 216; BStBl II 1972, 335).
Wird die Fotografie im Auftrag von Modeartikelherstellern für Werbezwecke eingesetzt (Modefotos, Fotomontagen für Verlage von Modejournalen, Illustrierten, Zeitungen und Zeitschriften, fotografische Modezeichnungen über Modeartikel in Serien und Sortimenten unter Angabe der Hersteller), so liegt insb wegen der serienmäßigen Vervielfältigung gewerbliche Tätigkeit vor (BFH BStBl III 1967, 371); das gilt auch für den Foto-Designer (BFH BStBl II 1977, 474). Auch wer für Zeitschriften Objekte auswählt und zum Zwecke der zu veröffentlichenden Ablichtung arrangiert, ist gewerblich tätig (BFH BStBl II 1998, 441).
Landschaftsaufnahmen für Zeitschriften und Kalender oder Atelieraufnahmen für Weihnachts-, Neujahrs- und Glückwunschkarten sind nicht eigenschöpferisch (FG He EFG 1967, 149). Entsprechendes gilt für wirklichkeitsgetreue Luftbildaufnahmen, die von den Abnehmern zB für Werbung, Planung, verschiedenartige Illustrationen und Archivzwecke genutzt werden (BFH BStBl II 1971, 267).
Ein Fotograf kann aber als Bildjournalist bzw Bildberichterstatter freiberuflich tätig sein (BFH BStBl II 1977, 474; s Rn 214 ff und s Rn 223ff). Zur Abgrenzung BFH BStBl II 1977, 459.
Rn. 94
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Ein Film- und Fernsehkameramann kann Künstler sein (BFH BStBl II 1974, 383); auch hier ist das eigenschöpferische Element bzw die Gestaltungshöhe entscheidend. Zur Eigenverantwortlichkeit auch beim Filmproduzenten BFH BStBl II 1981, 170; 2002, 478.
Rn. 95
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vorläufig frei