Markus Fahsel, Maik Bergan
A. Allgemeines
Rn. 133
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Nach § 19a Abs 5 EStG hat das Betriebsstätten-FA (§ 41a Abs 1 S 1 Nr 1 EStG iVm § 41 Abs 2 EStG weiter konkretisiert durch § 42e S 2 und 3 EStG; nicht § 18 Abs 1 Nr 2 AO; ausführlich dazu s § 42e Rn 36ff (Pust)) nach der Übertragung einer Vermögensbeteiligung im Rahmen einer Anrufungsauskunft (§ 42e EStG) dem vom ArbG nicht besteuerten Vorteil iSd § 19a Abs 1 EStG zu bestätigen. ArbG und ArbN erhalten – so die Begründung des Finanzausschusses des Bundestags (BT-Drs 19/28868, 127) – damit Rechtssicherheit hinsichtlich der lohnsteuerlichen Behandlung im Zeitpunkt der Übertragung einer Vermögensbeteiligung und auch hinsichtlich der nachzuholenden Besteuerung entsprechend § 19a Abs 4 EStG.
Streitigkeiten zwischen ArbG bzw ArbN und dem FA bezüglich des Wertansatzes im LSt-Abzugsverfahren wären ohne diese Möglichkeit unter Umständen erst zwölf Jahre später endgültig zu klären. Ein Nachweis für einen bestimmten Wertansatz wäre dann wesentlich schwerer zu führen.
Die Anrufungsauskunft ist gebührenfrei, s BT-Drs 19/28868, 128 sowie BMF v 01.06.2024, BStBl I 2024, 946 Rz 52; s auch R 42e Abs 1 S 1 LStR 2015.
B. Voraussetzungen
Rn. 134
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Aufgrund des Verweises in § 19a Abs 5 EStG auf die Anrufungsauskunft ("im Rahmen einer Anrufungsauskunft") müssen die Voraussetzungen in § 42e EStG erfüllt werden, soweit sich aus § 19a Abs 5 EStG nichts anderes ergibt (insoweit Rechtsgrundverweis, so schon Bleschick in BeckOK EStG, § 19a EStG Rz 281 (03/2024)). Die Anrufungsauskunft erfolgt somit auf Anfrage (§ 42e S 1 EStG), die sowohl vom ArbG als auch vom ArbN gestellt werden kann (Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 16 (12/2021); BMF v 12.12.2017, BStBl 2017, 1656 Rz 1).
Auch ein die Pflichten des ArbG erfüllender Dritter (s § 38 Abs 3, 3a EStG) kommt als Antragsteller iRd § 19a EStG in Betracht (BMF v 01.06.2024, BStBl I 2024, 946 Rz 53; Bleschick in BeckOK EStG, § 19a EStG Rz 281 (03/2024); Baldauf in Brandis/Heuermann, § 19a EStG Rz 191 (03/2024), in diese Richtung auch BT-Drs 19/28868, 127: "gegebenenfalls"). Dies dürfte sich aber auf Fälle nach § 38 Abs 3a EStG beschränken, so auch Baldauf in Brandis/Heuermann, § 19a EStG Rz 191 (03/2024); zu Anwendungsfällen s BR-Drs 630/03, 50 f sowie BMF v 27.01.2004, BStBl I 2004, 173 Tz 3.2.
Rn. 135
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Die Anrufungsauskunft ist – anders als bei § 42e EStG – iRd § 19a Abs 5 EStG nach dem Gesetzeswortlaut erst dann zulässig, wenn der Sachverhalt der Übertragung einer Vermögensbeteiligung auch tatsächlich verwirklicht ist (s auch BMF v 01.06.2024, BStBl I 2024, 946 Rz 52). Insoweit enthält § 19a Abs 5 EStG eine gegenüber § 42e EStG abweichende Regelung (lex specialis), da bei § 42e EStG eine Anrufungsauskunft auch bei noch nicht verwirklichten Sachverhalten möglich ist (allg Meinung, s § 42e Rn 26 (Pust); BFH v 07.05.2014, VI R 28/13, BFH/NV 2014, 1734 Rz 11; Bleschick in BeckOK EStG, § 19a EStG Rz 281 (03/2024); Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 22 (12/2021); Holzner in BeckOK EStG, § 42e Rz 24 mwN (03/2024); Martin in Lademann, § 42e EStG Rz 14 (10/2021)).
Vor der Übertagung einer Vermögensbeteiligung können daher uE Anrufungsauskünfte nach der allg Regelung in § 42e EStG beantragt werden, bspw zu der Frage, ob dem Grunde nach Arbeitslohn gegeben wäre, so auch BMF v 01.06.2024, BStBl I 2024, 946 Rz 55. Hinsichtlich eines konkreten geldwerten Vorteils der Höhe nach kommt uE jedoch vor einer Übertragung der Vermögensbeteiligung die Erteilung einer Anrufungsauskunft nach § 42e EStG nicht in Betracht, da der Vorteil von zukünftigen wertbeeinflussenden Faktoren abhängig ist (in diese Richtung auch BMF v 01.06.2024, BStBl I 2024, 946 Rz 52).
Fragen hinsichtlich des zukünftig anzuwendenden Bewertungsverfahrens können uE hingegen im Rahmen einer Anrufungsauskunft nach § 42e EStG vorab geklärt werden, so auch Seer in Tipke/Kruse, AO, § 89 Rz 31 und 49 (11/2021) zur verbindlichen Auskunft nach § 89 AO.
Rn. 136
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Gegenstand der Bestätigung iSd § 19a Abs 5 EStG ist ausschließlich der nach § 19a Abs 1 EStG nicht besteuerte Vorteil. Hierdurch ist zugleich der Gegenstand der Anfrage sachlich begrenzt, s demgegenüber bei § 42e EStG die Ausführungen von Pust (s § 42e Rn 26). Im Übrigen gelten die Voraussetzungen des § 42e EStG; zum Auskunftsinteresse sowie zur Formfreiheit der Anfrage, s daher die Ausführungen von Pust (s § 42e Rn 31 und 35).
Die Anfrage auf Auskunft "im einzelnen Fall" iSd § 42e EStG ist auch dann erfüllt, wenn sie sich nicht auf einen bestimmten ArbN, sondern auf einen bestimmten Falltypus oder eine Fallgruppe bezieht, s BFH v 09.10.1992, VI R 97/90, BStBl II 1993, 166 Rz 13 und s § 42e Rn 27 (Pust). § 19a Abs 5 EStG enthält diesbezüglich nichts Abweichendes.
C. Rechtsnatur und Rechtsfolge
Rn. 137
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Die "Bestätigung" eines für die Steuer maßgebenden Umstandes (= den Vermögensvorteil als Besteuerungsgrundlage, § 199 Abs 1 AO) in § 19a Abs 5 EStG – außerhalb einer gesonderten Feststellung nach § 179ff AO – ist neu, be...