Rn. 134

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Aufgrund des Verweises in § 19a Abs 5 EStG auf die Anrufungsauskunft ("im Rahmen einer Anrufungsauskunft") müssen die Voraussetzungen in § 42e EStG erfüllt werden, soweit sich aus § 19a Abs 5 EStG nichts anderes ergibt (insoweit Rechtsgrundverweis, so schon Bleschick in BeckOK EStG, § 19a Rz 281 (11. Ed 01.10.2021)). Die Anrufungsauskunft erfolgt somit auf Anfrage (§ 42e S 1 EStG), die sowohl vom ArbG als auch vom ArbN gestellt werden kann (Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 16 (Dezember 2021); BMF v 12.12.2017, BStBl 2017, 1656 Rz 1).

Auch ein die Pflichten des ArbG erfüllender Dritter (vgl § 38 Abs 3, 3a EStG) kommt als Antragsteller iRd § 19a EStG in Betracht (BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 53; Bleschick in BeckOK EStG, § 19a Rz 281 (11. Ed 01.10.2021); Baldauf in Brandis/Heuermann, § 19a EStG Rz 35 (158. EL August 2021), in diese Richtung auch BT-Drucks 19/28868, 127: "gegebenenfalls"). Dies dürfte sich aber auf Fälle nach § 38 Abs 3a EStG beschränken, so auch Baldauf in Brandis/Heuermann, § 19a EStG Rz 191 (158. EL August 2021); zu Anwendungsfällen vgl BR-Drucks 630/03, 50 f sowie BMF v 27.01.2004, BStBl I 2004, 173 Tz. 3.2.

 

Rn. 135

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Die Anrufungsauskunft ist – anders als bei § 42e EStG – iRd § 19a Abs 5 EStG nach dem Gesetzeswortlaut erst dann zulässig, wenn der Sachverhalt der Übertragung einer Vermögensbeteiligung auch tatsächlich verwirklicht ist (vgl auch BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 52). Insoweit enthält § 19a Abs 5 EStG eine gegenüber § 42e EStG abweichende Regelung (lex specialis), da bei § 42e EStG eine Anrufungsauskunft auch bei noch nicht verwirklichten Sachverhalten möglich ist (allgemeine Meinung, s § 42e Rn 26 (Pust); BFH v 07.05.2014, VI R 28/13, BFH/NV 2014, 1734 Rz 11; Bleschick in BeckOK EStG, § 19a Rz 281 (11. Ed 01.10.2021); Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 22 (Dezember 2021); Holzner in BeckOK EStG, § 42e Rz 24 mwN (11. Ed 01.10.2021); Martin in Lademann, § 42e EStG Rz 14 (265. EL, Oktober 2021)).

Vor der Übertagung einer Vermögensbeteiligung können daher uE Anrufungsauskünfte nach der allgemeinen Regelung in § 42e EStG beantragt werden, bspw zu der Frage, ob dem Grunde nach Arbeitslohn gegeben wäre, so auch BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 55. Hinsichtlich eines konkreten geldwerten Vorteils der Höhe nach kommt uE jedoch vor einer Übertragung der Vermögensbeteiligung die Erteilung einer Anrufungsauskunft nach § 42e EStG nicht in Betracht, da der Vorteil von zukünftigen wertbeeinflussenden Faktoren abhängig ist (in diese Richtung auch BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 52).

Fragen hinsichtlich des zukünftig anzuwendenden Bewertungsverfahrens können uE hingegen im Rahmen einer Anrufungsauskunft nach § 42e EStG vorab geklärt werden, so auch Seer in Tipke/Kruse, AO, § 89 Rz 31 und 49 (November 2021) zur verbindlichen Auskunft nach § 89 AO.

 

Rn. 136

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Gegenstand der Bestätigung iSd § 19a Abs 5 EStG ist ausschließlich der nach § 19a Abs 1 EStG nicht besteuerte Vorteil. Hierdurch ist zugleich der Gegenstand der Anfrage sachlich begrenzt, vgl demgegenüber bei § 42e EStG die Ausführungen von Pust (s § 42e Rn 26). Im Übrigen gelten die Voraussetzungen des § 42e EStG; zum Auskunftsinteresse sowie zur Formfreiheit der Anfrage vgl daher die Ausführungen von Pust (s § 42e Rn 31 und 35).

Die Anfrage auf Auskunft "im einzelnen Fall" iSd § 42e EStG ist auch dann erfüllt, wenn sie sich nicht auf einen bestimmten ArbN, sondern auf einen bestimmten Falltypus oder eine Fallgruppe bezieht, s BFH v 09.10.1992, VI R 97/90, BStBl II 1993, 166 Rz 13 und s § 42e Rn 27 (Pust). § 19a Abs 5 EStG enthält diesbezüglich nichts Abweichendes.

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