Dr. Peter Handzik, Edgar Stickan
ba) Leistungen nach dem HäftlingshilfeG
Rn. 901
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Leistungen nach dem HäftlingshilfeG (= HHG, idF vom 02.06.1993, BGBl I 1993, 838) erhalten deutsche Staatsangehörige und Volkszugehörige (vgl § 6 BVFG), wenn sie (§ 1 Abs 1 Nr 1–3 HHG)
- nach der Besetzung ihres Aufenthaltsortes oder nach dem 08.05.1945 in der sowjetischen Besatzungszone oder im sowjetisch besetzten Sektor von Berlin oder in den in § 1 Abs 2 Nr 3 BVFG (idF vom 02.06.1993, BGBl I 1993, 829) genannten Gebieten (zB Estland, Lettland, Litauen, die ehemalige UdSSR, Polen usw) aus politischen oder nach freiheitlich-demokratischer Auffassung von ihnen nicht zu vertretenden Gründen in Gewahrsam genommen wurden oder
- Angehörige der im vorherigen Spiegelstrich genannten Personen sind oder
- Hinterbliebene der im Spiegelstrich 1 genannten Personen sind
und jeweils den gewöhnlichen Aufenthalt im Inland haben.
Rn. 902
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Die Leistungen nach dem HHG sind:
- Eingliederungshilfen nach § 9a HHG;
- zusätzliche Eingliederungshilfen nach § 9b HHG;
- weitere Eingliederungshilfen nach § 9c HHG.
bb) Leistungen nach dem Strafrechtlichen RehabilitierungsG
Rn. 903
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Art 1 des 1. SED-UnrechtsbereinigungsG (1. SED-UnrBerG idF vom 17.12.1999, BGBl I 1999, 2664, bezeichnet als "Strafrechtliches RehabilitierungsG" = StrRehaG) sieht als Maßnahmen für die Bereinigung von SED-Unrecht folgende Leistungen vor:
- Kapitalentschädigungen (§ 17 1. SED-UnrBerG);
- besondere Zuwendung für Haftopfer (§ 17a 1. SED-UnrBerG);
- Unterstützungsleistungen (§ 18 1. SED-UnrBerG);
- Beschädigtenversorgung (§ 21 1. SED-UnrBerG);
- Hinterbliebenenversorgung (§ 22 1. SED-UnrBerG).
bc) Leistungen nach dem Verwaltungsrechtlichen RehabilitierungsG (seit 01.07.1997, Art 11 Abs 1 2. SED-UnrBerG)
Rn. 904
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Art 1 des 2. SED-UnrechtsbereinigungsG (2. SED-UnrBerG idF vom 17.12.1999, BGBl I 1999, 2664, bezeichnet als "Verwaltungsrechtliches Rehabilitierungsgesetz" = VwRehaG, BGBl I 1997, 1620) sieht als Leistungen vor:
- Beschädigtenversorgung (§ 3 Art 1 2. SED-UnrBerG);
- Hinterbliebenenversorgung (§ 4 Art 1 2. SED-UnrBerG);
- Eingriffe in Vermögenswerte (§ 7 Art 1 2. SED-UnrBerG);
- Maßnahmen bei beruflicher Benachteiligung (§ 8 Art 1 2. SED-UnrBerG).
bd) Leistungen nach dem Beruflichen RehabilitierungsG
Rn. 905
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Art 2 des 2. SED-UnrechtsbereinigungsG (2. SED-UnrBerG idF vom 01.07.1997, BGBl I 1997, 1625, bezeichnet als "Berufliches Rehabilitierungsgesetz" = BerRehaG) sieht als Leistungen vor:
- Arbeitslosengeld bei beruflicher Weiterbildung (§ 6 Art 2 2. SED-UnrBerG);
- Kostenerstattungen nach § 7 Art 2 2. SED-UnrBerG;
- Ausgleichsleistungen nach §§ 8, 9 Art 2 2. SED-UnrBerG;
- Ausgleich von Nachteilen in der Rentenversicherung (§§ 10ff Art 2 2. SED-UnrBerG).
be) Leistungen nach dem Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 08.05.1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen (vom 17.07.2017, BGBl I 2017, 2443)
Rn. 906
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Zur Rechtsentwicklung s Rn 900a.
Rn. 907
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Grundsatz: Das Gesetz sieht die pauschale Aufhebung aller strafgerichtlichen Urteile, die wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen in der BRD (§ 175, 175a StGB aF), in der DDR (§ 151 StGB aF) und zuvor in der Nachkriegszeit in deren späteren Staatsgebieten ergangen sind, vor, um damit den Strafmakel für diese Verurteilten zu beseitigen (BT-Drucks 18/12038, 1). Eintragungen im BZR über solche strafgerichtlichen Urteile sind auf Antrag des Verurteilten zu tilgen (§ 4 des Gesetzes vom 17.07.2017).
Rn. 907a
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Soweit jedoch den Verurteilungen sexuelle Handlungen mit Personen unter 16 Jahren oder Handlungen zugrunde liegen, die den Tatbestand der §§ 174, 174a, 174b, 174c oder § 182 StGB idF vom 22.07.2017 erfüllen, erfolgt keine Aufhebung (§ 1 Abs 1 des Gesetzes vom 17.07.2017).
Rn. 908
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Als Entschädigung sieht § 5 des Gesetzes vom 17.07.2017 vor (sog pauschaliertes Entschädigungsmodell, orientiert an anderen Entschädigungshöhen nach dem StrEG und dem StRehaG, s BT-Drucks 18/12038, 24):
- EUR 3 000 je aufgehobenes Urteil und
- EUR 1 500 je angefangenes Jahr erlittener Freiheitsentziehung.
Rn. 909
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Diese Ansprüche sind nicht pfändbar, nicht übertragbar und nicht vererbbar, sie werden auch nicht auf Sozialleistungen angerechnet.
Rn. 910
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Diese Entschädigungen werden somit durch § 3 Nr 23 EStG steuerfrei gestellt. Damit wird nach Ansicht des Gesetzgebers sichergestellt, dass die Entschädigungsbeträge den Rehabilitierten für die Zwecke zur Verfügung stehen, für die sie bestimmt sind, nämlich als Genugtuung für erlittene Verurteilung und Freiheitsentziehung, die aus heutiger Sicht auf GG-widrigen Strafvorschriften beruhten (BT-Drucks 18/12038, 27).
bf) Leistungen nach dem Gesetz zur Rehabilitierung der wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen, wegen ihrer homosexuellen Orientierung oder wegen ihrer geschlechtlichen Identität dienstrechtlich benachteiligte Soldatinnen und Soldaten (SoldRehaHomG) (vom 16.07.2021, BGBl I 2021, 2993)
Rn. 910a
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Das Gesetz trat am 23.07.2021 (Art 3 SoldRehaHomG) in Kraft zugleich mit der Erweiterung des § 3 Nr 23 EStG um Leistungen aus diesem Gesetz. S dazu Rn 900a, 900b.
Rn. 910b
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§ 3 Abs 2 SoldRehaHomG sieht eine Entschädigung iHv EUR 3 000 für jedes aufgehobene Urteil und einmalig EUR 3 000 für Benachteiligungen vor. Zu den Einzelheiten s die weiteren Absätze des § 3 SoldRehaHomG.