Dr. Peter Handzik, Edgar Stickan
Rn. 455
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
(1) Allgemeines, Umfang des Prüfungsrechts des FA
Ob die Aufwandsentschädigung tatsächlich zur Aufwandsbestreitung erforderlich ist, darf und muss (§ 85 AO) das FA nachprüfen (anders bei § 3 Nr 12 S 1 EStG; s Rn 436), so die einhellige Meinung (BVerfG BStBl II 1999, 502; BFH BStBl II 1971, 519; 1976, 418; 1983, 75; 1990, 121; 1990, 123; 1993, 50; FG Nds EFG 1997, 941 rkr; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 2 S 3 LStR 2023; OFD Rheinland vom 03.04.2007, DB 2007, 887; s Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 12 EStG Rz 25).
Rn. 455a
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Prüfungsmaßstab ist aber nicht (wegen des Worts "offenbar" in § 3 Nr 12 S 2 EStG, BFH BStBl II 1990, 121; 1990, 123), welche Aufwendungen dem einzelnen StPfl erwachsen sind, sondern, ob Personen in gleicher dienstlicher Stellung im Durchschnitt der Jahre Aufwendungen etwa in Höhe der Aufwandsentschädigung erwachsen (BFH BStBl II 1968, 437; 1990, 121; 1992, 140; 1993, 50; BFH/NV 1992, 243; FG Mchn EFG 1980, 64 rkr; FG Nds EFG 1997, 941 rkr; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 2 S 5 LStR 2023. Es ist also eine typisierende Betrachtungsweise anzustellen. Das FA darf dabei nicht kleinlich verfahren (BFH BStBl II 1973, 401; 1995, 17; BFH vom 15.11.2007, VI R 91/04, BFH/NV 2008, 767; FG D'dorf: EFG 1996, 92 rkr), dh, der StPfl muss nicht alle seine dienstlichen Aufwendungen bis ins Kleinste nachweisen (H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 2 S 4 LStR 2023). Außerdem ist eine Nachprüfung nur geboten, wenn dazu "Anlass von einigem Gewicht" besteht (H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 2 S 6 LStR 2023).
Rn. 455b
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Fahrtkostenerstattungen, die ein Kreistags- oder Gemeinderatsmitglied erhält, sind nur dann nach einem nds FM-Erlass (Nds MBl 1978, 1653) nach § 3 Nr 12 S 2 EStG iVm Erlass steuerfrei, wenn der Landkreis oder die Gemeinde die tatsächlichen Fahrtkosten für Fahrten von der Wohnung zum Sitzungsort erstattet, nicht aber wenn Pauschalen ausbezahlt werden (FG Nds EFG 1997, 941 rkr).
Rn. 456
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(2) Verzicht auf das Prüfungsrecht
In bestimmten Fällen verzichtet die FinVerw auf ihr Nachprüfungsrecht: Wenn bei einer hauptamtlich tätigen Person neben den Aufwendungen, die durch die Aufwandsentschädigung ersetzt werden sollen, andere beruflich veranlasste Aufwendungen entstehen (BFH BStBl II 1990, 121; 1990, 123; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 4 S 2 LStR 2023).
Rn. 457
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Beispiele:
- Dienstaufwandsentschädigungen für hessische Bürgermeister nach §§ 1, 2 HWB-AufwEntSchG (BFH BStBl II 1990, 121; dazu OFD Ffm vom 21.06.1996, FR 1996, 603);
- Dienstaufwandsentschädigungen für einen niedersächsischen Stadtdirektor (BFH BStBl II 1990, 123);
- Aufwandsentschädigungen an Bedienstete gesetzlicher Krankenkassen bei vorübergehender Tätigkeit in den neuen Bundesländern (BMF vom 28.01.1991, FR 1991, 155).