Dr. Peter Handzik, Edgar Stickan
Rn. 470
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Soweit der StPfl Aufwendungen tätigt, um nach § 3 Nr 12 EStG (S 1 und/oder S 2) steuerfreie Aufwandsentschädigungen zu erhalten, besteht ein unmittelbarer wirtschaftlicher Zusammenhang iSd § 3c Abs 1 EStG (vgl zB BFH BStBl II 2002, 823; 1990, 121). Dann kann er nur die die Aufwandsentschädigung überschießenden Aufwendungen als WK/BA abziehen (BFH BStBl II 1986, 635; 1990, 119; 1996, 431; 2002, 823; BFH vom 26.03.2002, VI R 103/00 nv; BFH vom 19.10.2016, VI R 23/15, BStBl II 2017, 345; FG Münster EFG 1993, 710 rkr; FG Nds EFG 1993, 572 rkr; FG D'dorf EFG 1996, 92 rkr; FG Nds EFG 1997, 941 rkr; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 4 S 1 Hs 2 LStR 2023).
Rn. 470a
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Es kommt also darauf an, welchen Aufwand die Aufwandsentschädigung abgelten will, dh wofür (BFH BStBl II 1990, 119; 1990, 140; BFH vom 19.10.2016, VI R 23/15, BStBl II 2017, 345; BFH/NV 1992, 243; 1992, 387; Gast-de Haan, DStR 1990, 377) die Aufwandsentschädigung gezahlt wird (= enge oder weite Auslegung des Abgeltungsbereichs der Aufwandsentschädigung). Die Antwort darauf ist dem jeweiligen BundesG/LandesG zu entnehmen, das diese Zahlung der betreffenden Aufwandsentschädigung vorsieht (BFH vom 19.10.2016, VI R 23/15, BStBl II 2017, 345). So gilt zB die Aufwandsentschädigung nach § 6 Abs 1 DienstbezügeG BdW für Bürgermeister alle durch den Dienst veranlassten Aufwendungen ab (FG BdW EFG 1985, 170 rkr). Erhält der StPfl (hier: Gemeindedirektor) eine steuerfreie Aufwandsentschädigung, ist ein zusätzlicher steuerfreier Auslagenersatz nach § 3 Nr 50 EStG idR nur dann anzuerkennen, wenn die Aufwendungen insgesamt die Aufwandsentschädigung nachweisbar übersteigen (FG D'dorf EFG 1996, 92 rkr).
Rn. 471
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Fälle, in denen der unmittelbare wirtschaftliche Zusammenhang fehlt
- zwischen den Ausgaben eines StPfl für seine Berufsausübung als hessischer Bürgermeister und seinen Dienstaufwandsentschädigungen nach §§ 1, 2 (des hessischen) HWB-AufwEntschG (BFH BStBl II 1990, 121);
- zwischen den Ausgaben eines StPfl als niedersächsischer Stadtdirektor für Fahrtkosten und seinen Dienstaufwandsentschädigungen nach § 7 (des niedersächsischen) NKBesVO, da diese Dienstaufwandsentschädigung nicht dazu bestimmt ist, Reisekosten abzugelten (BFH BStBl II 1990, 123; beachte den Unterschied zu BFH BStBl II 1990, 119; s Rn 472). Hier können dann nur die die Aufwandsentschädigung überschießenden WK abgezogen werden (s Rn 470);
- zwischen den Ausgaben eines StPfl als kommunaler Wahlbeamter in NRW für andere beruflich veranlasste Aufwendungen als insbesondere den Repräsentationsaufwendungen (zB Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, häusliches Arbeitszimmer, Dienstreisen) und der Dienstaufwandsentschädigung nach der nrw EingruppierungsVO (EingrVO vom 09.02.1979, GV NW S 97 mit späteren Änderungen); FM NRW vom 03.04.1990, DB 1990, 912; ebenso für RP: FM RP vom 26.06.1990, DB 1990, 1490;
- zwischen den Ausgaben eines Gerichtsvollziehers für die Beschäftigung einer Bürokraft und seiner Aufwandsentschädigung, da diese Entschädigung nur das auf eigene Kosten zu haltende Geschäftszimmer abgilt (OFD Münster vom 14.06.1989, BB 1989, 1466; s auch Gast-de Haan, DStR 1990, 377); s dazu auch BFH BFH/NV 1992, 243; 1993, 165;
- zwischen der einem Landesbediensteten für seine Tätigkeit im Beitrittsgebiet gezahlten Aufwandsentschädigung und den ihm dabei erwachsenen üblichen Reisekosten (BFH BStBl II 2002, 827);
- zwischen der Aufwandsentschädigung für einen ArbN des öffentlichen Dienstes im Beitrittsgebiet, soweit die WK unabhängig vom Arbeitsort entstanden sind (BFH BFH/NV 2002, 1290).
Rn. 472
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Fälle, in denen der unmittelbare wirtschaftliche Zusammenhang besteht
- zwischen dem Auslandstrennungsgeld und sämtlichen Kosten einer doppelten Haushaltsführung (einschließlich der Kosten für gelegentliche Familienheimfahrten) eines Beamten des Auswärtigen Dienstes, da das Trennungsgeld nach § 3 ATGV ua als Entschädigung für doppelte Haushaltsführung gewährt wird (BFH BStBl II 1987, 385);
- zwischen dem Verpflegungsmehraufwand eines Betriebsprüfers des FA und einer Zehrkostenentschädigung für Dienstgänge, da die Zehrkostenentschädigung diesen Verpflegungsmehraufwand abgelten will (BFH BStBl II 1988, 635; dazu BMF vom 28.03.1989, FR 1989, 286);
- zwischen den Ausgaben eines StPfl für seine Tätigkeit als hauptamtlicher Bürgermeister in BdW und seiner Dienstaufwandsentschädigung nach § 6 Abs 1 (bdw) DienstbezG, da dadurch auch Dienstreisen abgegolten werden sollen (BFH BStBl II 1990, 119; BFH vom 19.10.2016, VI R 23/15, BStBl II 2017, 345; beachte den Unterschied zu BFH BStBl II 1990, 123; s Rn 471); dh nur die die Aufwandsentschädigung übersteigenden beruflich veranlassten Aufwendungen sind als WK abziehbar;
- zwischen den Fahrtkosten eines Gemeinderats- oder Kreistagsmitglieds und seinen steuerfreien Aufwandsentschädigungen (FG Nds EFG 1997, 941 rkr);
- Aufwendungen für die Computeranlage eines Gerichtsvollziehers, wenn er v...