Rn. 190
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
Im Falle der Gesellschafter-Fremdfinanzierung einer KapGes oder Genossenschaft durch einen Gesellschafter oder Genossen sieht § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b S 1 EStG einen zwingenden Ausschluss des AbgSt-Satzes für den Gläubiger vor (grafisch aufbereitet bei Schulz/Vogt, DStR 2008, 2189, 2194; s auch ähnliche Regelungen bei der Zinsschranke nach § 8a Abs 3 KStG).
Dies gilt nach dem Einleitungssatz des § 32d Abs 2 EStG für
- KapErtr iSd § 20 Abs 1 Nr 4 EStG, also aus partiarischen Darlehen des Gesellschafters an seine KapGes oder aus einer stillen Gesellschaft an der KapGes (§§ 230ff HGB). Diese muss sich steuerlich als typisch stille Gesellschaft qualifizieren (dazu s § 15 Rn 50c (Bitz))
- KapErtr iSd § 20 Abs 2 S 1 Nr 4 EStG, also Veräußerungsgewinne im Zusammenhang mit Einkünften aus § 20 Abs 1 Nr 4 EStG
- KapErtr iSd § 20 Abs 1 Nr 7 EStG, also aus sonstigen Kapitalforderungen jeder Art, insb Zinsen aus Gesellschafterdarlehen
- KapErtr iSd § 20 Abs 2 S 1 Nr 7 EStG, also Veräußerungsgewinne aus den den Einkünften aus § 20 Abs 1 Nr 7 EStG zugrunde liegenden Kapitalforderungen.
Rn. 191
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
Demnach ist von der Regelung insb auch die GmbH & Still betroffen, wenn es sich bei der stillen Gesellschaft (§§ 230ff HGB) steuerlich um eine typisch stille handelt. Dazu und zur Frage des Nahestehens in diesem Fall s FG Hessen vom 22.10.2018, 6 K 49/17, EFG 2019, 166. Der BFH hat das Verfahren in der Rev an das FG zurückverwiesen (BFH vom 12.04.2021, VIII R 46/18, BStBl II 2021, 614). Das FG hat im zweiten Rechtsgang zunächst zu untersuchen, ob eine atypisch stille Gesellschaft vorliegt, die nicht zu Einkünften nach § 20 Abs 1 Nr 4 EStG führen und damit die Fragestellung des § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG obsolet machen würde.
Zur Unterscheidung der atypisch und typisch stillen Gesellschaft s BFH vom 12.4.2021, VIII R 46/18, BStBl II 2021, 614 Rz 15 ff mwN und s § 15 Rn 50c-51 (Bitz).
Rn. 192
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
§ 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG ist lex specialis gegenüber § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst a EStG (BFH vom 16.6.2020, VIII R 5/17, BStBl II 2020, 807 Rz 32; Werth in Brandis/Heuermann, § 32d EStG Rz 79a (11/2023)). Einnahmen aus § 20 Abs 1 Nr 4 und 7 EStG aus einer KapGes oder Genossenschaft, an der der StPfl beteiligt ist, sind demnach nur nach § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG zu beurteilen. Wird die Beteiligungsgrenze des § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG unterschritten, ist demnach kein Rückgriff auf die allg Regelung nach Buchst a möglich (AbgSt-E BMF BStBl I 2022, 742 Tz 135).
Rn. 193
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
Zur Abgrenzung zwischen der – zwingenden – Regelung des § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG und dem Wahlrecht des § 32d Abs 2 Nr 3 EStG s FG Düsseldorf vom 24.05.2016, 13 K 3369/14 E, EFG 2016, 1781; Weiss, StuB 2016, 852; Zurückverweisung nach BFH vom 24.10.2017, VIII R 19/16, BStBl II 2019, 34.
Rn. 193a
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
Zur Abgrenzung der Einkünfte nach § 20 Abs 1 Nr 4, 7 EStG gegenüber Einkünften nach § 19 EStG s BFH vom 16.06.2020, VIII R 5/17, BStBl II 2020, 807 Rz 16f.
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