Rn. 480

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Durch DBA kann der ausländische (Quellen-)Steuersatz auf Dividenden und Zinserträge beschränkt sein (Art 10 Abs 2 OECD-MA, Art 11 Abs 2 OECD-MA). Die deutschen DBA (Übersicht in BMF vom 18.01.2023, BStBl I 2023, 195; BMF vom 15.01.2024, zum Stand zum 01.01.2024) enthalten davon teilweise abweichende Regelungen (Übersicht für Art 10 OECD-MA bei Tischbirek/Specker in Vogel/Lehner, DBA, Art 10 Rz 67 (7. Aufl 2021); für Art 11 OECD-MA bei Pöllath/Lohbeck/Russ in Vogel/Lehner, DBA, Art 11 Rz 48 (7. Aufl 2021)).

Der typische Quellensteuersatz für natürliche Personen, die allein unter § 32d Abs 5 EStG fallen, ist in den deutschen DBA 15 % (Art 10 Abs 2 S 1 Buchst b OECD-MA; speziell zur Anrechnung bei Dividenden chinesischer Gesellschaften BMF vom 31.03.2022, BStBl I 2022, 328; Tsyganov/Lorenz, IStR 2022, 685). Vergünstigungen und Milderungen bzgl des Quellensteuersatzes unter den DBA (Art 10 Abs 2 S 1 Buchst a OECD-MA) werden ausschließlich KapGes als Nutzungsberechtigten gewährt, die aber nicht unter den besonderen Steuersatz des § 32d Abs 5 EStG fallen (s Rn 93f). Eben dies gilt für die Milderung unter der deutschen Umsetzung der "Mutter-Tochter-Richtlinie" der EU in § 43b EStG.

 

Rn. 481

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

In der deutschen Verhandlungsgrundlage (BMF vom 22.08.2013, IV B 2 – S 1301/13/10009, IStR-Beihefter 2013, 46) ist hingegen für Zinsen kein Quellensteuerrecht vorgesehen (Art 11 Abs 2 DE-VG), während für Dividenden die Quellensteuerregelung des OECD-MA übernommen wird (Art 10 Abs 2 DE-VG; Schönfeld/Ditz in Schönfeld/Ditz, DBA, Anhang 4 (2. Aufl 2019)).

 

Rn. 482

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Die Anrechnungsverpflichtung nach § 32d Abs 5 EStG im Falle eines DBA mit dem Quellenstaat der Zinsen erstreckt sich jeweils nur auf die nach dem DBA vorgesehene Besteuerung

Zitat

"Soweit in einem Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung die Anrechnung einer ausländischen Steuer einschließlich einer als gezahlt geltenden Steuer auf die deutsche Steuer vorgesehen ist... ".

S zu dieser Problematik die Beispielsfälle in BFH vom 11.10.2017, I R 42/15, BFH/NV 2018, 616; FG München vom 05.11.2020, 10 V 1479/20, EFG 2021, 429 rkr.: Ist nach dem DBA kein Fall des Art 10 Abs 1 OECD-MA gegeben, weil die leistende Körperschaft ihren Ort der Geschäftsleitung im Inland hat und damit im Inland ansässig ist, kann auch keine Anrechnung nach § 32d Abs 5 S 2 EStG gewährt werden (FG München vom 05.11.2020, 10 V 1479/20, EFG 2021, 429 Rz 68 rkr).

 

Rn. 482a

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Eine Obliegenheit zur Inanspruchnahme eines bestehenden Wahlrechts zwischen zwei Methoden zur Minderung der ausländischen Quellensteuer dahingehend, dass ausländische Steuern in möglichst geringer Höhe zur Anrechnung kommen, lässt sich § 32d Abs 5 S 1 EStG hingegen nicht entnehmen (FG RP vom 18.06.2021, 3 K 1688/19, EFG 2021, 1555 rkr.; Weiss DStRK 2022, 2).

Das BZSt veröffentlicht auf seiner Internetseite unter "Steuern International – Ausländische Quellensteuer" eine Übersicht der Sätze der anrechenbaren ausländischen Quellensteuer, die jährlich zum Stand 1. Januar aktualisiert wird (AbgSt-E BMF vom 19.05.2022, BStBl I 2022, 742 Tz 208a). Für darüber hinausgehenden Steuern muss der StPfl eine Erstattung im Quellenstaat beantragen (Boochs in Lademann, § 32d EStG Rz 23 (05/2016)).

 

Rn. 483

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Ein Abzug ausländischer Steuer ist durch den Verweis auf § 32d Abs 5 S 1 EStG auch in DBA-Fällen nicht möglich (OFD Ffm, Rundverfügung vom 12.04.2012 S 2400 A – 91 – St 513, IStR 2012, 440). Dies steht im Gegensatz zur Verwaltungsauffassung zu § 34c EStG, wo ein Abzug auch bei Anrechnungsverpflichtungen aus dem DBA auf Antrag möglich ist (R 34c Abs 5 EStR 2012).

 

Rn. 484

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Auch eine Anrechnung fiktiver Quellensteuern ist möglich, wenn ein DBA dies vorsieht. S hierzu FG Saarland vom 08.08.2013, 1 K 1374/12, EFG 2013, 1920 sowie FG Münster vom 23.03.2023, 1 K 3593/19 E, EFG 2023, 841 zum DBA Argentinien 1978.

 

Rn. 485

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Für die Anrechnung norwegischer Quellensteuer s BMF vom 15.11.2011, IV C 1 – S 2406/10/10001:002, DStR 2011, 2251 sowie AbgSt-E (BMF vom 19.05.2022, BStBl I 2022, 742 Tz 207a).

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