Rn. 110
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
Die verfassungsrechtliche Beurteilung der AbgSt ist im Schrifttum umstritten. Insb wird ein Konflikt mit dem Leistungsfähigkeitsprinzip (Cropp, FR 2015, 878; Mertens/Karrenbrock, DStR 2013, 950) und die Abweichung vom objektiven Nettoprinzip (Worgulla, FR 2013, 921) bemängelt.
Das FG Nürnberg erkennt keinen Verstoß gegen Art 3 Abs 1 GG (FG Nürnberg vom 03.07.2013, 3 K 448/13). Das FG Niedersachsen hatte hingegen dem Bundesverfassungsgericht Fragen bzgl der Vereinbarkeit des § 32d EStG mit Art 3 Abs 1 GG (FG Niedersachsen vom 18.03.2022, 7 K 120/21, EFG 2022, 1101) vorgelegt. Durch Erledigung der Hauptsache kam es zu keiner Entscheidung in der Sache (BVerfG vom 29.05.2022, 2 BvL 6/22).
Rn. 111
Stand: EL 173 – ET: 06/2024
Der BFH hat allerdings sämtliche Regelungen, die er bislang verfassungsrechtlich im Zusammenhang mit der AbgSt zu beurteilen hatte, nicht beanstandet. Auch sind bislang keine Verfassungsbeschwerden gegen Regelungen der AbgSt erfolgreich gewesen. Der Vorlagebeschluss des FG Niedersachsen vom 18.03.2022, 7 K 120/21, EFG 2022, 1101 zur Vereinbarkeit mit Art 3 Abs 1 GG hat sich durch Erledigung der Hauptsache erledigt (BVerfG vom 29.05.2022, 2 BvL 6/22).
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Rechtsfragen:
- das WK-Abzugsverbot nach § 20 Abs 9 EStG: BFH vom 09.06.2015, VIII R 12/14, BStBl II 2016, 199; BFH vom 01.07.2014, VIII R 53/12, BStBl II 2014, 975; Weiss, FR 2016, 520; s auch Werth, DStR 2015, 1343, 1348.
- die fehlende Einbeziehung der Einkünfte aus KapVerm in die Bemessungsgrundlage des Altersentlastungsbetrag (§ 24a EStG): BFH vom 25.04.2017, III B 51/16, BFH/NV 2017, 1163; eine Verfassungsbeschwerde wurde mit Beschluss vom 11.04.2018 nicht zur Entscheidung angenommen (2 BvR 2081/17).
- der lineare Sondertarif von 25 % nach § 32d Abs 1: BFH vom 29.04.2014, VIII R 9/13, BStBl II 2014, 986.
- der zwingende Ausschluss der AbgSt nach § 32d Abs 2 S 1 Nr 1 Buchst a EStG: zuletzt – mit deutlichen Einschränkungen bzgl des Nahestehens (s hierzu s Rn 172 ff; Werth, DStR 2015, 1343, 1345): BFH vom 29.04.2014, VIII R 9/13, BStBl II 2014, 986 und BFH vom 28.01.2015, VIII R 8/14, BStBl II 2015, 397; eine Verfassungsbeschwerde wurde mit Beschluss vom 07.04.2016 nicht zur Entscheidung angenommen (2 BvR 623/15).
- der zwingende Ausschluss der AbgSt nach § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG: BFH vom 29.04.2014, VIII R 23/13, BStBl II 2014, 884) eine Verfassungsbeschwerde wurde mit Beschluss vom 07.04.2016 nicht zur Entscheidung angenommen (2 BvR 2325/14); s auch BFH vom 27.06.2023, VIII R 15/21, BStBl II 2023, 903 Rz 22; FG Münster vom 22.01.2014, 12 K 3703/11 E, EFG 2014, 1005; Rev BFH VIII R 15/14 zurückgenommen.
- Befristung des Antrags auf Anwendung des Teileinkünfteverfahrens nach § 32d Abs 2 Nr 3 S 1 Buchst a EStG: BFH vom 28.07.2015, VIII R 50/14, BStBl II 2015, 894; nachgehend Beschluss des BVerfG vom 08.08.2019, 2 BvR 2167/15.
- die Günstigerprüfung nach § 32d Abs 6 EStG: BFH vom 28.01.2015, VIII R 13/13, BStBl II 2015, 393; s auch Werth, DStR 2015, 1343, 1349; zur Vorinstanz Mertens/Karrenbrock, DStR 2013, 950.
- die Anwendung des WK-Abzugsverbots bei der Günstigerprüfung nach § 32d Abs 6 EStG: BFH vom 02.12.2014, VIII R 34/13, BStBl II 2015, 387; eine Verfassungsbeschwerde wurde mit Beschluss vom 24.03.2016 nicht zur Entscheidung angenommen (2 BvR 878/15).
- Zur verfassungsrechtlichen Beurteilung des Ausschlusses von Steuerermäßigungen für erlittene ErbSt (§ 35b EStG) s auch FG Münster vom 17.02.2021, 7 K 3409/20 AO, EFG 2021, 957 Rz 39ff.
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