Rn. 230

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Nach § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b S 2 EStG gilt der zwingende Ausschluss des AbgSt-Satzes auch, wenn die in § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b S 1 EStG behandelten KapErtr nicht an einen Gesellschafter, sondern an eine ihm nahe stehende Person gezahlt werden (BFH vom 27.06.2023, VIII R 15/21, BStBl II 2023, 903 Rn. 13; BFH vom 14.05.2014, VIII R 31/11, BStBl II 2014, 995; grafisch aufbereitet bei Schulz/Vogt, DStR 2008, 2189, 2194). Die Frage des "Nahestehens" ist dabei nach der Rspr des BFH genauso wie für Zwecke des § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst a EStG zu beurteilen (BFH vom 14.05.2014, VIII R 31/11, BStBl II 2014, 995; ausführlich zum Nahestehen Werth, DStZ 2014, 670; zu den Folgerungen auch OFD NW vom 19.04.2017, DB 2017, 1177 unter 4.2.4.).

Insb genügt (auch hier) ein aus der Ehegatteneigenschaft abgeleitetes persönliches Interesse allein nicht, um ein Näheverhältnis zwischen dem Darlehensgeber und dem Anteilseigner der KapGes zu begründen (BFH vom 16.06.2020, VIII R 5/17, BStBl II 2020, 807 Rz 23ff).

Erforderlich ist vielmehr, dass zwischen dem Darlehensgeber als nahe stehender Person und dem Anteilseigner ein Beherrschungsverhältnis besteht. Das Beherrschungsverhältnis muss so beschaffen sein, dass der beherrschten Person aufgrund eines absoluten Abhängigkeitsverhältnisses für den Abschluss des Darlehens mit der Schuldnerin im Wesentlichen kein eigener Entscheidungsspielraum verbleibt.

S aber zur Unterscheidung zwischen dem Nahestehen nach § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst a EStG und § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b S 2 EStG die Rechtsauffassung der FinVerw in R 32d Abs 3 EStR 2012.

 

Rn. 231

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Regelung hat der BFH (BFH vom 29.04.2014, VIII R 23/13, BStBl II 2014, 884) nicht (Weiss, NWB 2016, 334, 338; hierzu bereits s Rn 196; zum Verfassungsrecht s Rn 110ff). Die gegen dieses Urt eingelegte Verfassungsbeschwerde wurde nicht zur Entscheidung angenommen (BVerfG vom 07.04.2016, 2 BvR 2325/14).

 

Rn. 232

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

Zu den besonderen Fragen bei der Besteuerung von Einkünften aus typisch stillen Gesellschaften (§ 20 Abs 1 Nr 4 EStG) s FG Hessen vom 22.10.2018, 6 K 49/17, EFG 2019, 166. Der BFH hat das Verfahren in der Revision an das FG zurückverwiesen (BFH vom 12.04.2021, VIII R 46/18, BStBl II 2021, 614). Das FG hat im zweiten Rechtsgang zunächst zu untersuchen, ob eine atypisch stille Gesellschaft vorliegt, die nicht zu Einkünften nach § 20 Abs 1 Nr 4 EStG führen und damit die Fragestellung des § 32d Abs 2 Nr 1 Buchst b EStG obsolet machen würde.

 

Rn. 233–239

Stand: EL 173 – ET: 06/2024

vorläufig frei

Dieser Inhalt ist unter anderem im Haufe Steuer Office Excellence enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge