Rn. 125
Stand: EL 165 – ET: 06/2023
Gemäß § 38 Abs 4 S 3 EStG hat der ArbN dem ArbG die von einem Dritten gewährten Bezüge am Ende des jeweiligen Lohnzahlungszeitraumes anzugeben. Der Begriff "Bezüge" umfasst sowohl Barlohn als auch Sachzuwendungen. Sofern die Bezüge jedoch in dem konkreten Fall nicht stpfl sind, zB weil der Dritte eine ertragsteuerlich abgeltende Pauschalierung gemäß § 37a bzw § 37b EStG vornimmt oder der Drittlohn gemäß § 3 Nr 38 EStG bzw Nr 51 EStG steuerfrei ist, dürfte keine Anzeigepflicht des ArbN vorliegen (so etwa s Seifert in Korn, § 38 EStG Rz 58 (Oktober 2017)).
Der ArbG hat die Informationen des ArbN über Lohnzahlungen von Dritten zum Lohnkonto zu nehmen und den angezeigten Betrag als Arbeitslohn nach § 4 Abs 2 Nr 3 LStDV in das Lohnkonto einzutragen (s Mosbach/Röpke in Frotscher/Geurts, § 38 EStG Rz 78 (Oktober 2015)).
Sofern der ArbN keine Angaben oder erkennbar unrichtige Angaben macht, hat der ArbG dies dem Betriebsstätten-FA anzuzeigen (§ 38 Abs 4 S 3 Hs 2 EStG). Die Erkennbarkeit der Unrichtigkeit für den ArbG ist auch bei Nichtangabe von Drittlohn durch den ArbN erforderlich, da ansonsten sämtliche ArbN, die keine Drittbezüge erhalten haben, dem Betriebsstätten-FA zu melden wären (s Eisgruber in Kirchhof/Seer, § 38 EStG Rz 26 (21. Aufl)).
Die Angaben des ArbN sollen für den ArbG zB erkennbar unrichtig sein, wenn der ArbG aus seiner Mitwirkung an der Lohnzahlung durch Dritte weiß oder erkennen kann (Rabatte an ArbN von dritter Seite, s BMF BStBl I 2015, 143), dass der ArbN zu Unrecht keine oder unzutreffende Angaben macht oder bei der Gewährung von Vorteilen im Konzernverbund iSd § 15 AktG (s BMF BStBl I 2004, 173). Der ArbG hat dabei die gebotene Sorgfalt walten zu lassen; er ist jedoch nicht verpflichtet, eigene Nachforschungen anzustellen (s Hess in Lademann, § 38 EStG Rz 204 (April 2017)).
Ob sich die Anzeigepflicht des ArbN bereits aus der allgemeinen arbeitsrechtlichen Fürsorgepflicht ergibt, ist umstritten (dafür etwa s Seifert in Korn, § 38 EStG Rz 58 aE (Oktober 2017); Drüen, FR 2004, 1134 (1146); aA van Lishaut, FR 2004, 203, 206). Es handelt sich jedoch jedenfalls um eine steuerrechtliche Pflicht (s BMF BStBl I 2004, 173), deren Erfüllung mit Zwangsmitteln gemäß §§ 328ff AO durchgesetzt werden kann (s Mosbach/Röpke in Frotscher, § 38 EStG Rz 76 aE (Oktober 2015)) und deren Verletzung steuerstrafrechtliche Konsequenzen zeitigen kann (s BMF BStBl I 2004, 173; Hess in Lademann, § 38 EStG Rz 203 aE (April 2017); Ebner, DStR 2017, 1424; Ebner DStR 2017, 2205; aA Wobst, DStR 2016, 2693 und Wobst, DStR 2017, 2203, der lediglich eine Pflicht zur Erklärung des nicht angegebenen Drittlohns iRd Veranlagung fordert).