Prof. Dr. Simone Briesemeister-Dinkelbach, Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann
Rn. 160
Stand: EL 142 – ET: 04/2020
Das WG "Grund und Boden" umfasst abweichend vom zivilrechtlichen Grundstücksbegriff (s Rn 159) lediglich den im Grundbuch zu einer Einheit zusammengefassten ("nackten") Grund und Boden ohne aufstehende Gebäude oa Bauwerke und Anlagen, auch wenn diese zivilrechtlich wesentliche Bestandteile des Grundstücks sind (BFH v 14.03.1961, I 17/60 S, BStBl III 1961, 398; BFH v 16.07.1968, GrS 7/67, BStBl II 1969, 108; BFH v 19.06.1973, BStBl II1973, 706). Nach BFH v 06.12.1978, I R 33/75, BStBl II 1979, 259 können grundbuchlich mehrere Parzellen ein einziges Grundstück darstellen, weil die Parzellen wirtschaftlich kein selbstständig bewertbarer Gegenstand des Rechtsverkehrs mehr sind (zB beim Überbau). Danach entscheidet die wirtschaftliche Zusammengehörigkeit, welche Flächen ein Grundstück bilden. Anlagen auf oder im Grund und Boden, denen selbstständige WG-Qualität beizumessen ist (Bsp Betriebsvorrichtungen (s Rn 162), Außenanlagen (s Rn 167)), sind isoliert vom Grund und Boden aktivierungspflichtig.
Das WG Grund und Boden umfasst auch den Untergrund einschließlich grundeigener Bodenschatzvorkommen (s Rn 168b) als unselbstständigen Bestandteil. Ebenso wie der Luftraum über dem Grundstück tritt er nicht neben dem Grund und Boden als besonderes WG in Erscheinung. Für Bodenbestandteile ändert sich dies erst, wenn sie als Bodenschatz entdeckt und zur nachhaltigen Nutzung in den Verkehr gebracht worden sind, indem mit ihrer Aufschließung begonnen wurde oder mit einer alsbaldigen Aufschließung und entsprechenden behördlichen Genehmigungen zu rechnen ist. Erst dann treten sie neben dem Grund und Boden als selbstständiges WG in Erscheinung (ständige Rspr, vgl BFH v 24.03.1982, IV R 96/78, BStBl II 1982, 643; BFH v 28.10.1982, IV R 73/81, BStBl II 1983, 106; BFH v 14.10.1982, IV R 19/79, BStBl II 1983, 203; BFH v 01.07.1987, I R 197/83, BStBl II 1987, 865; BFH v 13.09.1988, VIII R 236/81, 1989, 37; BFH v 07.12.1989, IV R 1/88, BStBl II 1990, 317; BFH v 06.12.1990, IV R 3/89, BStBl II 1991, 346; BFH v 19.07.1994, VIII R 75/91, BStBl II 1994, 846; BFH v 04.09.1997, IV R 88/96, BStBl II 1998, 1221; BFH v 24.01.2008, IV R 45/05, BStBl II 2009, 449; FG Münster v 24.03.2015, 12 K 1521/14 E, EFG 2015, 1265 mwN; ferner s Rn 168b).
Diese Grundsätze hat der BFH auf Hohlräume übertragen, die im Grund und Boden durch Aussolung entstanden sind (BFH v 14.10.1982, IV R 19/79, BStBl II 1983, 203). Diese sind von dem idR einheitlichen WG Grund und Boden abzuspalten, wenn sie in einem anderen Nutzungs- und Funktionszusammenhang stehen als die (zB luf genutzte) Oberfläche des Grund und Bodens. Damit besteht die Möglichkeit, dass ein anderer als der zivilrechtliche Eigentümer des Grund und Bodens wirtschaftliches Eigentum an einem räumlich abgegrenzten, zivilrechtlich unselbstständigen Teil eines Grundstücks erwirbt mit der Folge, dass dieser Grundstücksteil, der auch unter der Erdoberfläche liegen kann, steuerrechtlich nicht mehr dem zivilrechtlichen Eigentümer des Grund und Bodens zugerechnet wird (für den Fall eines Untergrundbahnbaus BFH v 18.08.1977, VIII R 7/4, BStBl II 1977, 796, das PV betreffend).
Dagegen stellen "Auffüllrechte", die ein Grundstückseigentümer einem Deponiebetrieb einräumt (BFH v 17.12.2003, I R 99/01, BStBl II 2004, 519für Abfallablagerung sowie BFH v 20.03.2003, IV R 27/01, BStBl II 2003, 878für Klärschlamm), kein vom Boden verselbstständigtes WG dar.
Das Feldinventar, bestehend aus den nach der Feldbestellung heranwachsenden Pflanzen mit den Aufwendungen für Feldbestellung, Saatgut ud Dünger sowie die stehende Ernte sind gegenüber dem Grund und Boden selbstständige WG des UV (BFH v 16.11.1978, IV R 160/74, BStBl II 1979, 138). Die Grasnarbe ist kein gegenüber dem Grund und Boden gesondertes WG (BFH v 16.02.1984, IV R 229/81, BStBl II 1984, 424).