Schrifttum:
Beule, Einkünfte aus VuV bei Objekten in den ostdeutschen Bundesländern, DB 1991, 134;
Fischer, Sonderregelungen im ESt-Recht, NWB-DDR Fach 3, 41 (1/1991);
Mickschas, Sondervorschriften für die neuen Bundesländer, StLex 3, 56 – 59, 1 (4/1991);
Stein, Nutzungswertbesteuerung – zur analogen Anwendung der sog großen Übergangsregelung in den neuen Bundesländern, DStZ 1998, 579;
Hahn, Anmerkung zum BFH-Urt v 21.10.1997, IX R 29/95, DStZ 1998, 403;
Warnke, Anmerkung zum BFH-Urt v 21.10.1997, IX R 29/95, BuW 1998, 898;
Grube, Gebäudeabschreibung – BV, LSW Gruppe 4/134, 1 (12/2000).
I. Allgemeines
Rn. 1
Stand: EL 111 – ET: 08/2015
Ursprünglich waren in § 56 EStG andere Rechtsmaterien geregelt. In den Jahren 1925 – 1933 enthielt die Vorschrift eine Steuerermäßigungsregelung für besondere wirtschaftliche Verhältnisse, insb ag Belastungen (vgl EStG 1925 v 10.08.1925, RGBl I 1925, 189). Durch das EStRG v 05.08.1974 (BGBl I 1974, 1769) wurde in § 56 EStG mit Wirkung ab 11.08.1974 eine Programmvorschrift installiert, in der die Einführung eines ESt-Tarifs mit durchgehendem Progressionsverlauf in Aussicht gestellt wurde. Da die Umsetzung ausblieb, wurde § 56 EStG durch das StÄndG 1979 v 30.11.1978 (BGBl I 1978, 1849) mit Wirkung ab 03.12.1978 wieder gestrichen. In den Jahren 1934 – 1973 u 1979 – 1989 war § 56 EStG nicht besetzt.
Rn. 2
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Durch das EinigungsvertragsG v 23.09.1990 (BGBl I 1990, 885) iVm Art 8 Anl I Kapitel IV Sachgebiet B Abschn II Nr 16 Buchst k des Einigungsvertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland u der Deutschen Demokratischen Republik v 31.08.1990 (BGBl II 1990, 889) wurde § 56 EStG neu belebt u zusammen mit den §§ 57 – 59 EStG mit Wirkung v 29.09.1990 in das EStG eingefügt. Durch Art 1 Nr 41 des StBereinG 1999 v 22.12.1999 (BGBl I 1999, 2601) wurde die Vorschrift des § 56 Nr 2 EStG aF mit Wirkung ab 01.01.1999 aufgehoben. Infolge der Bereinigung des § 52 EStG durch das StEntlG 1999/2000/2002 v 24.03.1999 (BGBl I 1999, 402) hatte der Gesetzgeber sie als überholt gewertet (vgl BT-Drucks 14/2070, 23).
Rn. 3
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§ 56 EStG idF der Bekanntmachung v 08.10.2009 (BGBl I 2009, 3366) bzw § 56 Nr 1 EStG aF beschränkt den Anwendungsbereich der degressiven Gebäudeabschreibung nach § 7 Abs 5 EStG für in den neuen Bundesländern gelegene Gebäude ehemaliger DDR-Bürger auf solche, die ab 1991 hergestellt o angeschafft worden sind.
II. Persönlicher Anwendungsbereich
Rn. 4
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Anzuwenden ist die Vorschrift des § 56 EStG nur auf StPfl, die
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am 31.12.1990 einen Wohnsitz (vgl § 8 AO) o ihren gewöhnlichen Aufenthalt (vgl § 9 AO) in dem in Art 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet sowie |
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im Jahr 1990 weder einen Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufenthalt im bis dahin maßgebenden Geltungsbereich des EStG hatten. |
Unter dem in Art 3 des Einigungsvertrages v 31.08.1990 genannten Gebiet ist das sog Beitrittsgebiet zu verstehen. Darunter fallen die neuen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin-Ost, dh das gesamte Gebiet der ehemaligen DDR.
Betroffen von der Regelung in § 56 EStG sind demnach sämtliche Bewohner der ehemaligen DDR, die am 31.12.1990 ihren Wohnsitz o gewöhnlichen Aufenthalt im Beitrittsgebiet hatten u zudem während des Kj 1990 keinen Wohnsitz o gewöhnlichen Aufenthalt in den alten Bundesländern besaßen. Die Anwendung des § 56 EStG setzt das Vorliegen beider Merkmale voraus.
Rn. 5
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Dementsprechend scheidet die Anwendung des § 56 EStG aus, wenn im Jahr 1990 ein Wohnsitz o gewöhnlicher Aufenthalt in den alten Bundesländern zu bejahen war. Aus demselben Grund kommt § 56 EStG nicht in Betracht, wenn im Laufe des Jahres 1990 Bürger der ehemaligen DDR in die alten Bundesländer o Bürger der alten in die neuen Bundesländer übersiedelt sind. Keine Anwendung findet § 56 EStG ferner auf in den alten Bundesländern belegene Gebäude.
Rn. 6
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Für StPfl aus den alten Bundesländern war durch das WWSUG v 25.06.1990 (BGBl II 1990, 518) iVm dem Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- u Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland u der Deutschen Demokratischen Republik v 18.05.1990 (WWSUVtr, BGBl II 1990, 537) bereits 1990 die Möglichkeit geschaffen worden, für in der ehemaligen DDR einschließlich Berlin (Ost) belegene Gebäude die erhöhte (degressive) AfA gem § 7 Abs 5 EStG geltend zu machen. Dies war dadurch umgesetzt worden, dass in § 7 Abs 5 EStG mit Wirkung ab 01.07.1990 ein S 4 eingefügt wurde, der § 7 Abs 5 S 1-3 EStG für entsprechend anwendbar erklärte. Ferner wurde aufgrund des § 4 DDR-IG vom 26.06.1990 (BGBl I 1990, 1143) mit Wirkung ab 29.06.1990 ein neuer Abs 6 in § 2a EStG eingefügt, der den Abzug von aus dem Gebiet der ehemaligen DDR einschließlich Berlin (Ost) bezogenen negativen Einkünften aus VuV v Gesamtbetrag der Einkünfte zuließ.
Sowohl § 7 Abs 5 S 4 EStG aF als auch § 2a Abs 6 EStG aF wurden zwar durch das EinigungsvertragsG v 23.09.1990 iVm Art 8 Anl I Kapitel IV Sachgeb...