A. Allgemeines
1. Der Normzweck der Vorschrift
Rn. 277
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Zur Verteilung des AfA-Volumens auf die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer stellt § 7 EStG zur Wahl, falls deren Tatbestandsvoraussetzungen zutreffen:
Rn. 278
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Die degressive AfA (dh Abschreibung in fallenden Beträgen durch Abschreibung vom jeweiligen Restbuchwert, nicht von den AK/HK) berücksichtigt, dass sich bestimmtes bewegliches AV in der Anfangsphase der Nutzung stärker abnutzt als in späteren Jahren. Auch kann sie den für das Absetzungsobjekt aufgebrachten Gesamtaufwand aus Herstellungs- und Erhaltungskosten gleichmäßiger verteilen.
2. Die Entstehungsgeschichte der Vorschrift
Rn. 279
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Durch das StÄndG v 18.07.1958 (BGBl I 1958, 473) wurde die degressive AfA in § 7 Abs 2 EStG eingefügt. Seitdem wurde die Vorschrift wiederholt geändert, insb der in § 7 Abs 2 S 2 EStG angeführte AfA-Höchstsatz verschiedentlich herab- und heraufgesetzt.
Rn. 280
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Für den Zeitraum 01.01.2020–31.12.2021 (Tag der Anschaffung/Herstellung des begünstigten WG) wurde die degressive AfA wieder zugelassen (Art 1 Nr 3 des 2. Corona-SteuerhilfeG v 29.06.2020, BGBl I 2020, 1512, anzuwenden ab 01.01.2020 durch § 52 Abs 1 EStG, s BT-Drucks 19/20058, 22). Es handelt sich um eine unechte Rückwirkung (glA von Glasenapp, BB 2020, 1899), da noch innerhalb eines VZ stattfindend. Sie ist wegen ihrer begünstigenden Wirkung verfassungsrechtlich unbedenklich (glA von Glasenapp, BB 2020, 1899; auch s Rn 10).
Rn. 281
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Der Gesetzgeber (BT-Drucks 19/20058, 22) will damit die Wirtschaft in Zeiten der Corona-Pandemie stabilisieren. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass die Tatsache einer degressiven AfA bereits unterjährig bei der Festsetzung der Vorauszahlungen berücksichtigt werden kann und damit Liquiditätsvorteile für Unternehmen schafft (ebenso von Glasenapp, BB 2020, 1899; Schnitter in Frotscher/Geurts § 7 EStG Rz 348). Kritisch zum Instrument der degressiven AfA Althoff, BB 2020, 2352.
Rn. 282
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Bezogen auf den Zeitraum seit 1995 ergibt sich:
Anschaffung/Herstellung |
AfA-Höchstsatz in % |
Rechtsgrundlage |
bis 31.12.2000 |
Dreifacher Satz der linearen AfA und maximal 30 % der AK/HK |
§ 7 Abs 2 S 2 EStG aF |
01.01.2001–31.12.2005 |
Zweifacher Satz der linearen AfA und maximal 20 % der AK/HK |
§ 7 Abs 2 S 2 EStG idF Art 1 Nr 5a, Nr 40f StSenkG v 23.10.2000, BGBl I 2000, 1433 |
01.01.2006–31.12.2007 |
Dreifacher Satz der linearen AfA und maximal 30 % der AK/HK |
§ 7 Abs 2 S 2 EStG idF Art 1 Nr 4, Art 3 Abs 2 des Gesetzes zur steuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäftigung v 26.04.2006, BGBl I 2006, 1091 |
01.01.2008–31.12.2008 |
Keine degressive AfA zulässig |
§ 7 Abs 2 EStG aufgehoben durch Art 1 Nr 10 UnternehmensteuerreformG 2008 v 14.08.2007, BGBl I 2007, 1912 |
01.01.2009–31.12.2010 |
Zweieinhalbfacher Satz der linearen AfA und maximal 25 % der AK/HK |
§ 7 Abs 2 EStG idF Art 1 Nr 1, Art 4 Abs 1 des Gesetzes zur Umsetzung steuerrechtlicher Regelungen des Maßnahmenpakets "Beschäftigungssicherung durch Wachstum" (v 21.12.2008, BGBl I 2008, 2896) |
01.01.2011–31.12.2019 |
Keine degressive AfA zulässig |
Umkehrschluss aus Rechtslage 01.01.2009–31.12.2010 |
01.01.2020–31.12.2021 |
Zweieinhalbfacher Satz der linearen AfA und maximal 25 % der AK/HK |
Art 7 Abs 2 EStG idF Art 1 Nr 3 des 2. Corona-SteuerhilfeG v 29.06.2020, BGBl I 2020, 1512 |
Rn. 283
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Die unterschiedlichen Restbuchwerte bei unterschiedlichen AfA-Höchstsätzen zeigt nachfolgende Übersicht, wobei für den Zeitraum 01.01.2020–31.12.2021 der AfA-Höchstsatz wie im Zeitraum 01.01.2009–31.12.2010 zur Zeit der Finanzkrise 25 % beträgt.
AfA-Höchstsatz 25 % (bezogen auf den Restbuchwert) |
Restbuchwert jeweils |
AfA-Höchstsatz 20 % (bezogen auf den Restbuchwert) |
Restbuchwert jeweils |
25,0 |
75,00 |
20,0 |
80,0 |
25,0 |
56,25 |
20,0 |
64,0 |
25,0 |
42,19 |
20,0 |
51,2 |
25,0 |
31,64 |
20,0 |
40,9 |
25,0 |
23,73 |
20,0 |
32,8 |
25,0 |
17,80 |
20,0 |
26,2 |
25,0 |
13,35 |
20,0 |
20,9 |
25,0 |
10,02 |
20,0 |
16,8 |
25,0 |
7,52 |
20,0 |
13,4 |
25,0 |
5,64 |
20,0 |
10,7 |
Zur unterschiedlichen EK-Rentabilität bei den verschiedenen AfA-Sätzen s Fischer/Hoberg, BB 2006, 484.
3. Der Anwendungsbereich der Vorschrift
Rn. 284
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
§ 7 Abs 2 S 1 EStG idF des 2. Corona-SteuerhilfeG (s Rn 33) spricht von "beweglichen WG des AV". Ein solches gibt es nur bei BV. Dies bedeutet: