Rn. 160
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Gemäß § 70 Abs 2 EStG ist die Festsetzung mit Wirkung vom Zeitpunkt der Änderung der Verhältnisse aufzuheben oder zu ändern, es handelt sich um eine gebundene Entscheidung, der Familienkasse steht kein Ermessen zu, BFH vom 17.12.2014, XI R 15/12, BStBl II 2016, 100; BFH vom 25.07.2019, III R 34/18, BStBl II 2021, 20; Selder in Brandis/Heuermann, § 70 EStG Rz 29 (Oktober 2021), V 14.1 S 1 DA-KG 2023.
Die Aufhebung beseitigt die Kindergeldfestsetzung gänzlich, während die Änderung sie inhaltlich abwandelt. Die Aufhebung oder Änderung der Festsetzung kann in den Grenzen der Verjährung rückwirkend erfolgen, BFH vom 25.02.2003, VIII R 98/01, DStRE 2003, 949; BFH vom 03.03.2011, III R 11/08, BStBl II 2011, 722; Pust, HFR 2001, 460. Die Aufhebung der Kindergeldfestsetzung kann in Doppelzahlungsfällen (zB nach Begründung eines Arbeitsverhältnisses im öffentlichen Dienst) auch durch die sachlich unzuständig gewordene Familienkasse erfolgen, BFH vom 06.04.2017, III R 33/15, BStBl II 2017, 997.
Im Fall der unterlassenen Mitteilung über den Wegfall der Anspruchsvoraussetzungen ist die unterlassene Mitteilung an die Familienkasse für die Weitergewährung des Kindergelds bis zur letztmaligen Zahlung kausal. Der Erfolg der Handlung iSv § 31 Abs 3 S 2 OWiG tritt deshalb erst mit der letzten Zahlung ein, so dass die Verjährung erst mit diesem Zeitpunkt beginnt, BFH vom 26.06.2014, III R 21/13, BStBl II 2015, 886.
Rn. 161
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Hat die Korrektur der Kindergeldfestsetzung Änderungen in der Rangfolge der bisher berücksichtigten Kinder zur Folge, so sind gemäß § 70 Abs 2 EStG auch die Kindergeldfestsetzungen für die betroffenen Kinder zu ändern.
Rn. 162
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Eine Bezügemitteilung stellt keinen (konkludenten) Kindergeldaufhebungsbescheid dar, FG D'dorf vom 09.02.2006, 14 K 4360/05 Kg, EFG 2006, 907.
Rn. 163
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Vertrauensschutzgesichtspunkte zu Gunsten des Berechtigten spielen bei der Korrekturvorschrift des § 70 Abs 2 EStG grundsätzlich keine Rolle, da § 68 EStG entsprechende Mitwirkungspflichten beinhaltet, vgl BFH vom 18.12.1998, VI B 215/98, BStBl II 1999, 231. Es ist auch kein Vertrauensschutz in analoger Anwendung von § 45 Abs 2 SGB X oder von § 48 Abs 1 S 2 Nr 2 SGB X zu gewähren, BFH vom 19.11.2008, III R 108/06, BFH/NV 2009, 357; BFH vom 08.03.2011, III B 123/10, BFH/NV 2011, 799; BFH vom 06.03.2013, III R 108/06, BFH/NV 2013, 899; Selder in Brandis/Heuermann, § 70 EStG Rz 29 (Oktober 2021), vgl dazu BVerfG vom 06.04.2011, 1 BvR 1765/09, HFR 2011, 812.
Der BFH hat allerdings offengelassen, ob bei § 70 Abs 2 EStG ausnahmsweise unter bestimmten Voraussetzungen über die Anwendung des § 176 AO hinaus Gesichtspunkte des Vertrauensschutzes berücksichtigt werden können. Ein derartiger Ausnahmefall ist jedenfalls dann nicht gegeben, wenn der ursprünglich Kindergeldberechtigte seine Mitwirkungspflicht verletzt hat, vgl BFH vom 18.12.1998, VI B 215/98, BStBl II 1999, 231.
Nur bei Vorliegen besonderer Umstände kommt eine Verwirkung des Rückforderungsanspruchs in Betracht, BFH vom 27.10.2004, VIII R 23/04, BFH/NV 2005, 499. Derartige besondere Umstände, die die Geltendmachung des Anspruchs als illoyale Rechtsausübung erscheinen lassen, liegen nicht bereits dann vor, wenn eine Weiterzahlung des Kindergeldes erfolgt, obwohl der Kindergeldberechtigte die Umstände mitgeteilt hat, die zum Wegfall des Kindergeldanspruchs führen, BFH vom 26.10.2007, III B 121/06, BFH/NV 2008, 553; FG Nds vom 06.10.2009, 12 K 113/09, EFG 2010, 382.
Rn. 164
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Hat die Familienkasse im Korrekturbescheid eine unzutreffende Änderungsvorschrift angegeben, hat dies auf die Rechtswirksamkeit des Bescheides keine Auswirkungen, sofern nur für den betreffenden Korrekturbescheid zum Zeitpunkt seines Ergehens die Voraussetzungen irgendeiner Korrekturvorschrift vorlagen, FG BdW vom 10.11.1999, 12 K 10/99, EFG 2000, 136.
Rn. 165–170
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vorläufig frei