1. Steuerbilanz
Rn. 37
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Der nach s Rn 24 begünstigte StPfl kann, muss aber nicht (BFH BStBl II 2020, 779) einen IAB für künftige Anschaffungen/Herstellungen geltend machen (§ 7g Abs 1 S 1 EStG: "StPfl können …"). Dieses Recht bezieht sich nur auf die Steuerbilanz. Zur Handelsbilanz s Rn 43f.
Rn. 38
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Das Wahlrecht ist zweifach ausgestaltet (glA Kratzsch in Frotscher/Geurts, § 7g EStG Rz 1):
dem Grunde nach |
Frage des "ob", bezogen auf jedes einzelne WG |
der Höhe nach |
Frage des "wie hoch", bis zu welchem Prozentsatz (maximal aber 40 % bzw 50 % (s Rn 5) der AK/HK des begünstigten WG der IAB geltend gemacht werden soll, ebenfalls bezogen auf jedes einzelne WG; dh, der Prozentsatz kann bei verschiedenen WG unterschiedlich hoch sein, maximal aber 40 % bzw 50 % |
Rn. 39
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Aufstockung: Aus der Formulierung "bis zu" (40 %/50 %) folgt, dass der StPfl auch in einem Wj weniger ansetzen und in einem Folgejahr innerhalb des grds dreijährigen (Ausnahmen s Rn 6, 7, 175) Investitionszeitraums bis zu dieser Grenze von 40 %/50 % erhöhen kann (Kulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 48, 40. Aufl 2021).
Rn. 40
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Das Wahlrecht übt der StPfl dadurch aus, dass er in seiner StB das betreffende WG nicht mit den AK/HK, sondern mit den AK/HK minus IAB ansetzt (und dadurch seine AfA-Bemessungsgrundlage reduziert; BFH BStBl II 2020, 779). Dies (gemeint ist der Ansatz der AK/HK des WG!) erfolgt bei Bilanzierern innerhalb der Bilanz (BFH BStBl II 2020, 779). Davon zu unterscheiden ist die Frage des inner- oder außerbilanziellen Ansatzes für den IAB-Abzug usw, dazu s Rn 32.
Rn. 41
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Das Wahlrecht und damit die Folge der Abweichung von der HB (s Rn 43f) darf nur ausgeübt werden (BFH BStBl II 2020, 779), wenn bei Bilanzierenden die betreffenden WG in "besondere, laufend zu führende Verzeichnisse" aufgenommen werden (§ 5 Abs 1 S 2 EStG). In diesen Verzeichnissen sind nachzuweisen (§ 5 Abs 1 S 3 EStG):
- Tag der Anschaffung/Herstellung
- AK/HK
- Vorschrift des ausgeübten steuerlichen Wahlrechts (hier: § 7g EStG)
- vorgenommene Abschreibungen.
ME ist der Sinn der beiden Vorschriften zweifelhaft, weil sich diese Angaben sowieso aus der Buchhaltung entnehmen lassen.
Rn. 42
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Das Wahlrecht kann der StPfl bis zum Eintritt der formellen und materiellen (Reddig, FR 2018, 925) Bestandskraft geltend machen (BFH BStBl II 2013, 952; 2017, 295; 2017, 307; BFH v 27.05.2020, XI R 12/18, FR 2020, 1054; FG Mchn v 30.11.2020, 7 K 1071/20, BB 2020, 1008 rkr), dh ggf
- erstmals während einer Bp (dazu s Rn 98 ff; Reddig, FR 2018, 925),
- nach Einlegung des Einspruchs (BFH BStBl II 2013, 952),
- erst im Klageverfahren (Reddig, FR 2018, 925).
2. Handelsbilanz
Rn. 43
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Dieses Wahlrecht räumt § 7g EStG nur für die StB ein, für die HB besteht dieses nicht, dh, dort darf kein IAB gebildet werden (Schubert/Adrian in Beck´scher Bilanzkommentar, 12. Aufl 2020, § 274 HGB Rz 157; Krudewig, NWB 37/2013, 2946; NWB 38/2013, 3022; Kratzsch in Frotscher/Geurts, § 7g EStG Rz 1).
Rn. 44
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Für die Konsequenzen bei Ausübung des Wahlrechts in der StB ist für die HB wie folgt zu unterscheiden:
(1) |
Mittelgroße und große KapGes: Die Ausübung des Wahlrechts in der StB führt zur sog Steuerlatenz (§ 274 HGB), dh, eine sich daraus ergebende steuerliche Entlastung ist nach § 274 Abs 1 S 2 HGB als aktive latente Steuern auszuweisen (§ 266 Abs 3 E. HGB) |
(2) |
Kleine KapGes: Sie brauchen Steuerlatenz nicht zu ermitteln (§ 274a Nr 4 HGB), müssen aber dafür eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bilden (Grottel in Beck´scher Bilanzkommentar, 12. Aufl. 2020, § 274a HGB Rz 7). |