Rn. 362
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Die für die Überschusseinkünfte bislang nur durch Verwaltungsrichtlinien geregelte Ermittlung des geldwerten Vorteils bei der privaten Nutzung von betrieblichen Kfz erhielt durch die durch das JStG 1996 eingefügten S 2–5 des § 8 Abs 2 EStG erstmals eine gesetzliche Grundlage. Für die Gewinneinkünfte wurde gleichzeitig mit § 6 Abs 1 Nr 4 EStG ein inhaltsgleicher Tatbestand für die Entnahme geschaffen.
Rn. 363
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Ziel der Neuregelung war es, die Bewertung des Nutzungsvorteils für Gewinn- und Überschusseinkünfte zu vereinheitlichen und zu vereinfachen sowie vom Wert des Kfz abhängig zu machen (vgl BT-Drucks 13/1686, 8).
Rn. 364
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Ab dem VZ 1996 kann der StPfl nur noch zwischen der sog 1 %-Regelung und dem auf die Privatfahrten entfallenden anteiligen Ansatz der tatsächlichen Gesamtkosten bei Führung eines Fahrtenbuchs wählen, BFH v 07.11.2006, VI R 95/04, BStBl II 2007, 269. Der StPfl kann der Anwendung der 1 %-Regelung nicht entgegenhalten, es habe eine vergleichsweise nur geringe Privatnutzung stattgefunden, vgl BFH v 23.10.1992, VI R 1/92, BStBl II 1993, 195.
Rn. 365
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Da es sich bei der 1 %-Regelung um eine zwingende Bewertungsregelung handelt, kann deren Anwendung nicht durch die Vereinbarung eines Nutzungsentgelts vermieden werden, selbst wenn dieses als angemessen anzusehen ist, BFH v 07.11.2006, VI R 95/04, BStBl II 2007, 269.
Rn. 366
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Die Kostenübernahme durch den ArbG für das auf seine Veranlassung vom ArbN im eigenen Namen geleaste Kfz stellt keinen Barlohn, sondern einen Sachbezug dar, wenn der ArbG im Innenverhältnis allein über die Nutzung des Kfz bestimmt (BFH v 06.11.2001, VI R 62/96, BStBl II 2002, 370); aA BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232 Rz 50. Dagegen wendet der ArbG Barlohn und nicht einen Nutzungsvorteil zu, wenn er dem ArbN für dessen eigenes Kfz sämtliche Kosten erstattet, BFH v 06.11.2001, VI R 54/00, BStBl II 2002, 164. Ist das Fahrzeug dem ArbN zuzurechnen, weil er darüber wie ein wirtschaftlicher Eigentümer oder als Leasingnehmer verfügen kann, liegt keine nach § 8 Abs 2 S 2–5 EStG iVm § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 EStG zu bewertenden Überlassung eines betrieblichen Fahrzeugs zu privaten Fahrten durch den ArbG vor, BFH v 18.12.2014, VI R 75/13, BStBl II 2015, 670.
Rn. 367
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Die gegen die 1 %-Regelung erhobenen verfassungsrechtlichen Einwendungen hat der BFH zutreffend als nicht durchgreifend erachtet (vgl BFH v 24.02.2000, III R 59/98, BStBl II 2000, 273; BFH v 13.02.2003, X R 23/01, BStBl II 2003, 472; BFH v 13.12.2012, VI R 51/11, BStBl II 2013, 385); Verfassungsbeschwerden hat das BVerfG nicht zur Entscheidung angenommen (vgl dazu BFH v 11.10.2006, XI B 89/06, BFH/NV 2007, 416). Nach der Rspr des BVerfG darf sich der Gesetzgeber zur Ordnung von Massenerscheinungen im Steuerrecht typisierender, generalisierender und pauschalierender Regelungen bedienen und verfügt über einen weiten Beurteilungs- und Gestaltungsspielraum (vgl BVerfG v 10.04.1997, 2 BvL 77/92, BStBl II 1997, 518; BVerfG v 07.12.1999, 2 BvR 301/98, BStBl II 2000, 162; Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 4 (Februar 2021)). Der Gesetzgeber ist nicht gehalten, allen Besonderheiten des Einzelfalls durch Sonderregelungen Rechnung zu tragen.
Rn. 368
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Die Grenzen der zulässigen Typisierung erweitern sich für den Gesetzgeber dadurch, dass der StPfl die Anwendung der 1 %-Regelung vermeiden kann, indem er ein Fahrtenbuch führt und die Gesamtkosten des Kfz nachweist, BFH v 13.12.2012, VI R 51/11, BStBl II 2013, 385.
Rn. 369
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Der Höhe nach ist die an den Listenneukaufpreis zzgl der Kosten der Sonderausstattung einschließlich USt anknüpfende Typisierung auch bei der Nutzung eines gebrauchten oder durch den ArbG geleasten Kfz, vgl dazu BFH v 01.03.2001, IV R 27/00, BStBl II 2001, 403; BFH v 18.12.2007, XI B 178/06, BFH/NV 2008, 562, ebenfalls nicht zu beanstanden, da sie über den gesamten Zeitraum der Nutzung des Kfz gesehen – jedenfalls im Zusammenhang mit der Deckelungsregelung der FinVerw, BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232, Rz 8 – zu sachgerechten Ergebnissen führt.
Nach der Deckelungsregelung, die der Vermeidung von Härtefällen dient (vgl Thomas, DStR 1995, 1859), ist der Nutzungswert höchstens mit dem Betrag der Gesamtkosten des Kfz anzusetzen, sodass eine Übermaßbesteuerung auch beim ArbN verhindert wird (vgl Söhn, FR 1997, 245). Die Kostendeckelung als Billigkeitsregelung ist von § 163 Abs 1 S 1 AO gedeckt, BFH v 17.05.2022, VIII R 26/20, BFH/NV 2022, 1117; BFH v 17.05.2022, VIII R 11/20, BFH/NV 2022, 1047; BFH v 17.05.2022, VIII R 21/20, BFH/NV 2022, 1050.
Der Bruttolistenneupreis bildet die generalisierende Bemessungsgrundlage für den Nutzungsvorteil, welcher ungleich mehr umfasst als die Überlassung des genutzten Fahrzeugs selbst, BFH v 13.12.2012, VI R 51/11, BStBl II 2013, 385.
Rn. 370
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Im Übrigen sind für d...