Rn. 476
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Der Wertansatz für freie Verpflegung umfasst die drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen und Abendessen) nebst üblicher Getränke (vgl BFH v 07.11.1975, VI R 174/73, BStBl II 1976, 50) sowie ein zweites Frühstück und einen Nachmittagskaffee (vgl BFH v 10.05.1963, VI 100/62 U, BStBl III 1963, 331), unabhängig davon, ob die Abgabe der Mahlzeiten durch den ArbG selbst (zB durch eine betriebseigene oder verpachtete Kantine) erfolgt oder durch einen Dritten (zB eine Gaststätte), an den der ArbG Barzuschüsse oder andere Leistungen erbringt, durch die sich der Preis der Mahlzeiten verbilligt (vgl R 8.1 Abs 7 Nr 1, 2, 4 LStR 2023; Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 127 (Februar 2021)).
Ein Heißgetränk und ein unbelegtes Brötchen oder Brot stellen kein Frühstück iSd § 2 Abs 1 S 2 SvEV dar, weil es an einem Aufstrich oder Brotbelag fehlt, BFH v 03.07.2019, VI R 36/17, BStBl II 2020, 788).
Rn. 477
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Von der SvEV sind nur die Fälle erfasst, in denen die Verpflegung auf einen Zeitraum von gewisser Dauer angelegt ist, nicht jedoch aus einem einmaligen Anlass, zB anlässlich eines zweitägigen Betriebsausflugs (vgl BFH v 06.02.1987, VI R 24/84, BStBl II 1987, 355; Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 127 (Februar 2021); Krüger in Schmidt, § 8 EStG Rz 61 (41. Aufl)) oder einer Beköstigung bei einer Auswärtstätigkeit (BFH v 19.11.2008, VI R 80/06, BStBl II 2009, 547). Erfolgt nur eine einmalige oder gelegentliche Abgabe einer Mahlzeit durch den ArbG an den ArbN, ist die freie Verpflegung nach § 8 Abs 2 S 1 EStG zu bewerten, vgl Gröpl in K/S/M, § 8 EStG Rz C 57 (April 2015); dabei ist die Freigrenze des § 8 Abs 2 S 9 EStG zu beachten.
Rn. 478
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Nicht zu folgen ist R 8.1 Abs 8 Nr 2 S 2 LStR 2023, wonach für Mahlzeiten, die auf Veranlassung des ArbG anlässlich oder während einer Auswärtstätigkeit oder iRd doppelten Haushaltsführung abgegeben werden und die zur üblichen Beköstigung der ArbN gehören, statt des Wertes nach § 8 Abs 2 S 1 EStG der maßgebende amtliche Sachbezugswert nach der SvEV angesetzt werden kann, sofern der Wert der Mahlzeit 60 EUR nicht übersteigt, vgl BFH v 19.11.2008, VI R 80/06, BStBl II 2009, 547.
Rn. 479
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Eine steuerliche Erfassung der Mahlzeit als Sachbezug beim ArbN entfällt, wenn der ArbN für die Mahlzeit mindestens einen Preis einschließlich USt in Höhe des amtlichen Sachbezugswerts zahlt (vgl R 8.1 Abs 7 Nr 3 LStR 2023).
Rn. 480
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Unterschreitet der vom ArbN für die Mahlzeit gezahlte Preis den amtlichen Sachbezugswert der Mahlzeit, so ist ein geldwerter Vorteil in Höhe der Differenz zwischen dem Sachbezugswert der Mahlzeit und der Zahlung des ArbN zu erfassen (R 8.1 Abs 7 Nr 3 LStR 2023; H 8.1 Abs 7 LStH 2022 "Sachbezugsbewertung").
Rn. 481
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Nach BMF v 15.03.2022, BStBl I 2022, 242 Rz 8, 16 ist die Gewährung von Papier-Essenmarken (Essensgutscheine, Restaurantschecks) und arbeitstäglichen Zuschüssen zu Mahlzeiten (sog digitale Essenmarken) Sachbezug iSd § 8 Abs 2 S 1 EStG iVm § 8 Abs 1 S 3 EStG. Gibt der ArbG Papier-Essenmarken, zB Essensgutscheine, Restaurantschecks oder digitale Essenmarken, (B aufladbare Geldkarten, Apps (vgl zu Zuschüssen zu Mahlzeiten BMF v 18.01.2019, BStBl I 2019, 66; LfSt Bayern vom 11.2.2019, S 2334.1.1–43/7 St 36) aus, die von einer Annahmestelle (zB Restaurant, Lebensmitteleinzelhandel (vgl zu Letzterem FG SAnh v 14.11.2019, 2 K 768/16, EFG 2020, 1122) beim Erwerb einer Mahlzeit in Zahlung genommen werden, so wird nach R 8.1 Abs 7 Nr 4 LStR 2023 die Mahlzeit nur dann mit dem maßgeblichen Sachbezugswert und nicht die Essensmarke mit ihrem Verrechnungswert bewertet, wenn
- tatsächlich arbeitstäglich eine Mahlzeit abgegeben wird, was bei Lebensmitteln nur dann der Fall ist, wenn sie zum unmittelbaren Verzehr geeignet oder zum Verbrauch während der Essenspause bestimmt sind (R 8.1 Abs 7 Nr 4 S 1a) aa) LStR 2023),
- für jede Mahlzeit lediglich ein Zuschuss arbeitstäglich (ohne Krankheitstage, Urlaubstage und Arbeitstage, an denen der ArbN eine Auswärtstätigkeit ausübt, bei der die ersten drei Monate (§ 9 Abs 4a S 6, 7 EStG) abgelaufen sind, R 8.1 Abs 7 Nr 4 S 1 a, ee LStR 2023) beansprucht werden kann, R 8.1 Abs 7 Nr 4 S 1 Buchst a Doppelbuchst bb LStR 2023 (vgl dazu zutreffend FG D'dorf v 19.05.2010, 15 K 1185/09 H (L), EFG 2010, 2078),
- der Zuschuss den Sachbezugswert der Mahlzeit um nicht mehr als 3,10 EUR übersteigt (R 8.1 Abs 7 Nr 4 S 1 Buchst a Doppelbuchst cc LStR 2023.
Liegt eine dieser Voraussetzungen nicht vor, ist die Essensmarke nach R 8.1 Abs 7 Nr 4 LStR 2023 mit ihrem Verrechnungswert als geldwerte Zuwendung zu erfassen, vgl FG D'dorf, 15 K 1185/09 H(L), EFG 2010, 2078).
Rn. 482
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Gleiches gilt auch dann, wenn die genannten Voraussetzungen zwar erfüllt sind, der Verrechnungswert der Essensmarke jedoch den geldwerten Vorteil nach R 8.1 Abs 7 Nr 3 LStR 2023 (Differenz zwischen dem Sachbezugswert der Mahlze...