Rn. 563

Stand: EL 164 – ET: 04/2023

Die Anwendung des § 8 Abs 3 EStG hat zur Voraussetzung, dass eine steuerbare Einnahme nach § 8 Abs 1 EStG vorliegt. Erst wenn dies zu bejahen ist, die Vorteilsgewährung also im weitesten Sinne als Gegenleistung für die Zurverfügungstellung der individuellen Arbeitskraft des ArbN erscheint, kann die allein die Bewertung regelnde Vorschrift des § 8 Abs 3 EStG eingreifen. Preisnachlässe, die nicht durch das Arbeitsverhältnis veranlasst sind, sind somit nicht steuerbar (vgl Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 159 (Februar 2021)).

 

Rn. 564

Stand: EL 164 – ET: 04/2023

§ 8 Abs 3 EStG ist lex specialis zu § 8 Abs 2 EStG. Für die Abgrenzung zwischen Abs 2 und Abs 3 ist allein entscheidend, ob der ArbG die Waren oder Dienstleistungen nicht überwiegend für den Bedarf der ArbN herstellt, vertreibt oder erbringt. Ist das der Fall, findet § 8 Abs 3 EStG Anwendung, BFH v 27.08.2002, VI R 63/97, BStBl II 2002, 881; BFH v 27.08.22003, VI R 158/98, BStBl II 2003, 95.

Erbringt der ArbG dagegen Waren oder Dienstleistungen überwiegend für seine ArbN, findet § 8 Abs 2 EStG Anwendung (vgl Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 165 (Februar 2021)).

 

Rn. 565

Stand: EL 164 – ET: 04/2023

Für jeden einzelnen Sachbezug kann der ArbG zwischen der Anwendung des § 8 Abs 3 EStG und der pauschalierenden Besteuerung nach § 40 EStG wählen, R 8.2 Abs 1 S 1 Nr 4 LStR 2023. Wählt der ArbG die pauschalierende Besteuerung nach § 40 EStG, findet § 8 Abs 3 EStG keine Anwendung; der geldwerte Vorteil ist in diesem Fall nach § 8 Abs 2 S 1 EStG zu bewerten (vgl Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 165 (Februar 2021)). Ansonsten kann der ArbG beim LSt-Abzug nach § 8 Abs 2 oder Abs 3 EStG verfahren, Krüger in Schmidt, § 8 EStG Rz 70 (41. Aufl); BMF v 16.05.2013, BStBl I 2013, 729 Rz 5, 11.

Der ArbN kann im Rahmen seiner Veranlagung wählen, ob er die Höhe des geldwerten Vorteils entweder nach der Regelung des § 8 Abs 2 EStG ohne Bewertungsabschlag und Rabattfreibetrag oder mit diesen nach der Regelung des § 8 Abs 3 EStG bewertet, BFH v 26.07.2012, VI R 27/11, BStBl II 2013, 402; BFH v 05.09.2006, VI R 41/02, BStBl II 2007, 309; R 8.2 Abs 1 S 1 Nr 4 LStR 2023; BMF v 16.05.2013, BStBl I 2013, 729 Rz 10. Der ArbN hat den im Lohnsteuerabzugsverfahren der Besteuerung zu Grunde gelegten Endpreis iSd § 8 Abs 3 S 1 EStG und den Endpreis iSd § 8 Abs 2 S 1 EStG nachzuweisen (zB formlose Mitteilung des ArbG, Ausdruck eines günstigeren inländischen Angebots im Zeitpunkt des Zuflusses), BMF v 16.05.2013, BStBl I 2013, 729 Rz 10.

Zur Bewertung eines lohnsteuerrechtlich erheblichen Vorteils in Bezug auf einen Personalrabatt für einen sog Jahreswagen s BFH v 17.06.2009, VI R 18/07, BStBl II 2010, 67; s aber BMF v 18.12.2009, BStBl I 2010, 20; geändert durch BMF v 16.05.2013, BStBl I 2013, 729 Rz 8.

Der ArbG im Hotel- oder Gaststättengewerbe kann für die Bewertung verbilligt gewährter Mahlzeiten an seine ArbN nicht auf die amtlichen Sachbezugswerte zurückgreifen, um umfangreiche Ermittlungen zu vermeiden (BFH v 27.03.1991, VI R 126/87, BStBl II 1991, 720), es sei denn, es handelt sich um speziell für die Mitarbeiter zubereitete Mahlzeiten, welche den Gästen nicht angeboten worden sind (s Rn 490).

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