Zusammenfassung
Wer den Gewinn seines Unternehmens verbessern will, kann entweder den Umsatz steigern oder die Kosten senken. Wir alle wissen, dass eine Kostensenkung direkt ergebniswirksam ist, zusätzlicher Umsatz nur in Höhe der Umsatzrendite. Für einen Euro, der durch Kosteneinsparungen realisiert wird, müssen vielleicht 10 oder 20 EUR an zusätzlichem Umsatz erwirtschaftet werden. Es lohnt also, sich mit der Kostenseite der Buchhaltung intensiv zu beschäftigen.
Den größten Erfolg versprechen Kostenpositionen, die allein aufgrund ihrer Größe ein Einsparpotenzial erwarten lassen. Dazu gehören in allen Unternehmen, die sich nicht nur auf Dienstleistungen konzentrieren, die Materialkosten. Die größten Möglichkeiten der Materialkostenoptimierung haben Produktionsunternehmen, doch auch Handelsunternehmen können viele Vorschläge zur Senkung der Warenkosten übernehmen.
Die Materialkosten bilden auch die immer größer werdenden Ansprüche an Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Vorgaben ab. Dazu wird die Volatilität immer größer und zwingt zu besonderen Instrumenten, die verlässlich günstige Preise garantieren.
1 Materialkosten sind komplexer als angenommen
Wer sich die Kalkulation in Fertigungsunternehmen ansieht, wird sehr schnell erkennen, dass die Materialkosten als direkte Kosten einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten haben. Auch in den Gemeinkosten verstecken sich Materialkosten wie z.B. Schwund oder Hilfs- und Betriebsstoffe. Die Höhe der in einem Unternehmen anfallenden Materialkosten ist von mehr Faktoren abhängig, als gemeinhin angenommen wird.
Komplexität als Chance sehen!
Die komplexen Zusammenhänge in den Materialkosten erschweren nicht nur die Analyse dieses Kostenblocks. Vielmehr bieten viele Abhängigkeiten auch viele Möglichkeiten zur Beeinflussung. Es lohnt also, sich intensiv mit den Bestimmungsgrößen des Materialverbrauchs und dessen Bewertung zu befassen. Jede gefundene Stellschraube kann in Richtung Kostensenkung gedreht werden.
1.1 Preiskomponente
Zu kurz gedacht ist die Annahme, die Materialkosten hängen nur von den Einkaufspreisen ab und seien deshalb alleinige Verantwortung des Einkaufs. Der für den Produktionsfaktor Material zu bezahlende Preis ist das Ergebnis vieler Anforderungen, die sich wiederum in den bestimmenden Unternehmensbereichen bilden. Hinzu kommen die Marktsituation, z.B. wenn Rohstoffe an den Börsen gehandelt werden, und selbstverständlich das Verhandlungsgeschick des Einkäufers.
Weitere Einflussfaktoren
- Der Verkauf stellt bestimmte Ansprüche an die Qualität der Endprodukte, die von den eingesetzten Materialien bestimmt wird.
- Gleichzeitig muss die Entwicklungsabteilung Vorgaben über Nutzungsdauern und Belastbarkeit erfüllen, die wiederum bestimmte Anforderungen für das eingesetzte Material bedingen.
- Die Produktion muss entsprechend den Vorgaben der Konstruktion fertigen und daher Ansprüche an das Verhalten des Materials stellen.
- Vom Geschick des Einkäufers ist es abhängig, welchen Einkaufspreis das Unternehmen schließlich zahlen muss.
- Die Gesellschaft stellt Anforderungen an Materialien und Produkte. Sie sollen nachhaltig sein und durch gerechte Produktionsverfahren hergestellt. Diese Forderungen gibt der Verkauf weiter an das Unternehmen.
Abb. 1: Einfluss auf den Einkaufspreis
Exakte Definition erspart Kosten
Definieren Sie auf allen Ebenen und in allen Bereichen die Anforderungen an Materialien sehr genau und verbindlich. Damit geben Sie dem Einkäufer die Möglichkeit, das optimale Material am Markt zu finden und den Preis entsprechend zu beeinflussen. Sollen Anforderungen an das Material geändert werden, geschieht das in festgelegten Abläufen. Nur so können Sie verhindern, dass sich das verwendete Material unerkannt in ein anderes, meist teureres, verwandelt.
Der Einkaufspreis allein legt die Materialkosten noch nicht fest. Der Kostenblock wird in der Kostenrechnung aufgeteilt:
Materialkosten = verbrauchte Menge × Einkaufspreis
1.2 Mengenkomponente
Die zweite Komponente ist der Verbrauch des Materials, der ebenso wie der Einkaufspreis von vielen Parametern abhängig ist:
- Der Verkauf bestimmt mit seinen Verkaufserfolgen die Mengen, in denen das Material benötigt und eingekauft werden kann. Je größer die Menge, desto besser ist der Preis.
- Die Konstruktion bestimmt in der Entwicklungsphase, welche Materialien in welchen Mengen im Endprodukt eingesetzt werden.
- Die Produktion benötigt u.a. technisch bedingte Vorlaufmengen und Pufferbestände. Die Produktionsverfahren haben Einfluss auf den verbrauch von Materialien, der sich z. B. im Schwund zeigt.
- Der Markt bestimmt mit den verfügbaren Mengen, welches Volumen eingekauft werden kann.
Abb. 2: Einfluss auf den Verbrauch
1.3 Beeinflussung der Materialkosten
- Die Materialkosten werden sowohl hinsichtlich der Verbräuche als auch hinsichtlich der Preise bestimmt.
- Alle Bereiche können daher Möglichkeiten finden, die Materialkosten zu senken, indem Anforderungen und Arbeitsweisen verändert werden.
- Durch die Zusammenarbeit der einzelnen Bereiche wird der Erfolg einer Materialkostensenkung wesentlich erhöht.
Miteinander reden
Die Verkaufsabteilung...