Dr. Christine Susanne Rabe
Nach der Konfliktbearbeitung geht es darum, dass die Konfliktparteien gemeinsam (Teil-) Lösungsoptionen für die einzelnen Themen finden. Wie bereits dargestellt, wird der Mediator keine eigenen Lösungsvorschläge unterbreiten. Er unterstützt die Konfliktparteien je nach Situation mit passenden Kreativitäts- oder Fragetechniken.
Erstmal geht es um Masse statt Klasse!
Zunächst geht es darum, möglichst viele unterschiedliche Lösungsansätze zu finden unabhängig davon, ob diese sinnvoll oder umsetzbar sind. Hinter jeder noch so abstrusen Idee kann sich eine mögliche Lösung verstecken. Kämen Koch und Barkeeper z. B. auf die Idee, die Zitrone wegzuwerfen, weil dann der Gegenstand des Streits nicht mehr vorhanden wäre, wirkt diese Lösung auf den ersten Blick möglicherweise lächerlich. Auf den zweiten Blick impliziert sie den Ansatz, dass Koch und Barkeeper ein Dessert bzw. einen Cocktail herstellen, für den keine Zitrone benötigt wird. Darin könnten dann tatsächlich ein möglicher Lösungsansatz liegen.
Erst, wenn eine Vielzahl an Lösungsansätzen gefunden ist, wird der Mediator mit den Konfliktparteien herausarbeiten, welchen dieser Ansätze sie als sinnvoll weiterverfolgen und konkretisieren wollen.
Eine Lösung sollte immer dem SMART-Prinzip entsprechen!
Konkretisieren bedeutet dabei, dass die Lösungsoption der sog. SMART-Formel entspricht. SMART ist ein Akronym: Specific beinhaltet eine klare Regelung, wer was wie und bis wann erledigt, Measurable, dass dies auch nachprüfbar und Achievable, dass es ausführbar ist. Realistic zielt darauf ab, dass die Realität und damit mögliche Hindernisse berücksichtigt werden und Timed, dass ein konkreter Zeitplan für die Umsetzung abgestimmt wird.
Hierbei kann im Einzelfall die Hinzuziehung ggf. weiterer Dritter erforderlich werden, z. B. Rechtsanwälte, Steuerberater, Finanzberater, Wirtschaftsprüfer etc. Bei einer Wirtschaftsmediation können dies innerhalb des Unternehmens auch Führungskräfte oder bestimmte Aufgabenträger sein, etwa Betriebs-/Personalrat, Gleichstellungsbeauftragte, Datenschutzbeauftragte etc. Manchmal sind diese Personen sogar Teil einer Lösung. Stellt sich beispielsweise im Rahmen eines Teamkonflikts heraus, dass ein Teammitglied ein Alkoholproblem hat, kann die Hinzuziehung eines Therapeuten oder einer Beratungsstelle sogar notwendig werden, damit der Konflikt überhaupt einvernehmlich lösbar wird.