Dipl.-Kffr. Svenja Grotzfeld
Grundsätzlich folgt aus den Zielvorstellungen, die mit der Mitarbeiterbeurteilung verbunden sind, dass sie für alle Mitarbeiter unabhängig von ihrer Funktion und hierarchischen Stellung im Unternehmen sinnvoll und möglich ist. Am stärksten verbreitet ist die Beurteilung von Mitarbeitern durch ihren direkten Vorgesetzten (= Abwärtsbeurteilung). Gerade in letzter Zeit sind daneben auch die Beurteilung von Führungskräften durch die Mitarbeiter (= Aufwärtsbeurteilung) sowie die gegenseitige Beurteilung von Kollegen anzutreffen. Vor allem im Zusammenhang mit Zielvereinbarungen ist auch die Beurteilung der eigenen Leistungen durch den Mitarbeiter selbst bei der Bewertung der Zielerreichung gefragt.
Die Mitarbeiterbeurteilung im klassischen Sinn ist die Beurteilung von Mitarbeitern durch ihre direkten Vorgesetzten. Dem direkten Vorgesetzten sind sowohl die Aufgabeninhalte und Leistungsziele bekannt als auch die Art und Weise, wie die Mitarbeiter an die Aufgabenerfüllung herangehen und welche quantitativen und qualitativen Ergebnisse sie tatsächlich erreichen. Durch die Beurteilung sollen Aussagen über die Leistung eines Mitarbeiters an seinem Arbeitsplatz getroffen bzw. das Potenzial für die gegenwärtige oder zukünftige Aufgaben ermittelt werden.
In der Regel wird die Beurteilung durch den direkten Vorgesetzten dem nächst höheren Vorgesetzten vorgelegt. Dieser gewinnt einerseits einen Überblick über alle Beurteilungen in seinem Verantwortungsbereich und kann andererseits bei Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vorgesetzten und dem Mitarbeiter die Funktion des Vermittlers übernehmen. Außerdem ist er in der Lage zu prüfen, ob das Beurteilungsverfahren auf Seiten der direkten Vorgesetzten richtig angewendet wurde.
Die Beurteilung durch den Vorgesetzten dominiert in der betrieblichen Praxis und steht auch im Mittelpunkt dieser Ausführungen.
Die Vorgesetztenbeurteilung durch die Mitarbeiter stellt die Umkehrung der traditionellen Form der Mitarbeiterbeurteilung dar; synonym wird daher häufig der Begriff Aufwärtsbeurteilung verwendet. Als eigenständiges Instrument ist die Vorgesetztenbeurteilung in der betrieblichen Praxis bislang wenig verbreitet. In Betriebsklimaanalysen werden erste Ansätze erkennbar, Kriterien zum Vorgesetztenverhalten (z. B. Verhältnis zum Vorgesetzten, Anerkennung durch den Vorgesetzten) abzufragen, indem Ansatzpunkte vorhandener Schwachstellen im Führungsstil aufgezeigt werden.
Die gegenseitige Beurteilung zwischen Gleichgestellten kommt bei Teamarbeit bzw. bei kleineren Arbeitsgruppen zum Einsatz. Mitarbeiter der gleichen Hierarchieebene beurteilen sich gegenseitig. Die Kollegenbeurteilung (auch Gleichgestelltenbeurteilung) ergänzt die Mitarbeiterbeurteilung durch den Vorgesetzten, kann diese jedoch nicht ersetzen. Die methodische Vorgehensweise (z. B. Wahl der Beurteilungskriterien, Beurteilungsbogen) entspricht der klassischen Mitarbeiterbeurteilung. Die Ergebnisse der Gleichgestelltenbeurteilung werden in der Arbeitsgruppe gemeinsam besprochen.
Die Selbstbeurteilung ist in der betrieblichen Praxis vor allem im Rahmen von Zielvereinbarungsprozessen gefragt, wenn es um die Bewertung der Zielerreichung zwischen dem Vorgesetzten und Mitarbeiter geht. Sinnvoll ist die Selbstbeurteilung auch im Rahmen der klassischen Mitarbeiterbeurteilung. Bei der Einladung zum Beurteilungsgespräch werden die Mitarbeiter aufgefordert, anhand der gültigen Beurteilungskriterien und Bewertungsskala eine Beurteilung über sich selbst zu erstellen.
Mitarbeiter zum Anfertigen eines Selbstbildes auffordern!
Die Erstellung des Fremdbildes durch den Vorgesetzten und des Selbstbildes durch den Mitarbeiter zwingen zu einem Abgleich im Rahmen des Beurteilungsgesprächs. Daraus ergeben sich zwei wesentliche Vorteile:
- Vorgesetzte und Mitarbeiter bereiten sich auf das Beurteilungsgespräch anhand identischer Unterlagen vor.
- Der Mitarbeiter weiß, was auf ihn zukommt. Er gewinnt dadurch an Sicherheit für das bevorstehende Beurteilungsgespräch. Darüber hinaus wird er gezwungen, sich realistisch mit seiner eigenen Leistung auseinanderzusetzen.