Die durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöste Energieknappheit und damit einhergehenden dramatischen Preissteigerungen für alle Energieträger, Gas, Öl oder Strom, sind nur ein besonders drastisches Beispiel für mögliche Preisschwankungen auf den Beschaffungsmärkten. Der politische Einfluss auf den Energiemarkt und damit auf die Energiepreise wird auch in Zukunft vorhanden sein. Die Vorhersage von Entwicklungen verfügbarer Mengen und notwendiger Preise wird so erschwert.
Sicher ist, dass die Energiekosten dauerhaft hoch bleiben werden, gerade auch vor dem Hintergrund der Energiewende. Es ist also dringend notwendig, dass sich die Unternehmen in Deutschland (und der EU) mit ihrem Energieverbrauch und ihrer Energieversorgung beschäftigen. Der Energieverbrauch kann durch viele Einzelmaßnahmen kurz-, mittel- und langfristig gesenkt werden, die Energieversorgung zu optimieren ist ein mindestens mittelfristiges Programm, gehört für energieintensive Produktionsunternehmen sogar zur Unternehmensstrategie.
1.1 Energieträger
Jedes erfolgreiche Unternehmen hat sich immer schon mit den Energiekosten wie mit allen anderen Kostenarten intensiv beschäftigt. Bis zur Energiekrise hat es einen optimalen Zustand gegeben. Dieses Optimum kann sich jetzt aufgrund der Preisentwicklung einzelner Energieträger verändert haben und wird sich auch in Zukunft unvorhersehbar ändern. Die Energieversorgung für viele kleinere Unternehmen kann nur durch Wechsel eines Anbieters optimiert werden. Die Umstellung auf einen anderen Energieträger für die Heizung kommt kurz- und mittelfristig meist nicht infrage. Bei großen Energieverbrauchern bestand das bisherige Optimum in der Nutzung einer Energieart, da große Mengen einheitlicher Güter immer preiswerter bezogen werden können als ein Mix.
Die Möglichkeit, Energieträger im Mix zu nutzen, ist in einer Krise die sichere Ausgangslage. Das Umstellen von unternehmenseigenen Kraftwerken oder Maschinen mit hohem eigenen Energieverbrauch zwischen Gas, Öl oder Strom ist oft unmöglich oder nur mit hohem Aufwand an Geld und Zeit. Die Freiheit, beim Energieeinkauf zwischen den Energieträgern zu wechseln, bringt die Möglichkeit, die Energiekosten durch die Nutzung jeweils niedriger Preise zu minimieren. Bezahlt wird das oft durch einen höheren Verbrauch der nicht auf einen Energieträger spezialisierten Anlagen.
Wasserstoff noch risikoreich
Wer bei den grundsätzlichen Überlegungen zur Energieversorgung auch den aktuell stark diskutierten Wasserstoff in die eigenen Überlegungen einbeziehen will, muss wesentliche Risiken berücksichtigen. Wann sich Wasserstoff als allgemein gebräuchlicher Energieträger durchsetzt, ist noch ungewiss. In die bereits seit Jahrzehnten geführt Diskussion um den Wasserstoff als Energieträger kommt derzeit neue Fahrt, auch aus der Politik. Für wirklich große Verbraucher wie Glashersteller oder die Zuckerindustrie ist eine eigene Aktivität in der Wasserstoffherstellung mittel- und langfristig überlegenswert. Kleine und mittlere Unternehmen werden immer auf eine funktionierende Infrastruktur für die Energieversorgung mit Wasserstoff angewiesen sein. Und gerade deren Aufbau und sichere Verfügbarkeit ist noch nicht überall gewährleistet. Wasserstoff ist eine Lösung für die Zukunft, jetzt aber werden kurz- und mittelfristig tragbare Lösungen zur Bewältigung aktueller Krisen gebraucht.
1.2 Energielieferant
Der Wechsel zu einem anderen Lieferanten für Energie ist aufgrund vorhandener Verträge in der Regel nur mittel- bis langfristig möglich. Die Versorgung in der Krisensituation auf einen kurzfristigen Einkauf an den Energiebörsen umzustellen ist mit hohen Risiken verbunden. Aktuell schwanken die Börsenpreise für Gas und Strom stark zwischen Rekordwerten und negativen Preisen. Die Anpassung der Einkaufsstrategie für Energieträger sollte gut überlegt werden, ebenso wie der Wechsel von einer langjährigen bekannten Beziehung mit einem Energielieferanten zu einer neuen Beziehung mit unbekannten Partnern. In der Krise ist Verlässlichkeit oft stärker zu bewerten als der Preis.
Selbstverständlich gibt es eine Grenze, ab dem das Risiko des Wechsels vom Preisvorteil übertroffen wird. Eine Mehr-Lieferanten-Strategie ermöglicht die Auswahl jeweils günstiger Preise, ist in Summe jedoch meist ungünstiger im Vergleich zur Beziehung zu einem Lieferanten, da Mengenvorteile aufgezehrt werden. In einer Krisensituation kann der Konkurrenzkampf der verschiedenen Lieferanten dennoch zu einer zuverlässigen Versorgung mit Energie führen. Das senkt die Kosten gegenüber der Situation, dass der einzige Lieferant Energie nicht mehr zu marktgerechten Preisen liefern kann.
1.3 Eigene Energie
Die stark im Aufwind stehende Möglichkeit, den notwendigen Strom selbst zu erzeugen, ist für viele Unternehmen ebenfalls zu prüfen. In Unternehmen, die sehr viel Energie verbrauchen wie z. B. die Glasindustrie, die chemische Industrie oder große Teile der Nahrungsmittelindustrie, kann die nachhaltige Eigenerzeugung immer nur ein kleiner Baustein sein.
Möglich ist meistens die I...