Gina Heller-Herold, Prof. Dr. Patrick Link
OKR steht für Objectives and Key Results. OKR ist ein modernes Management-Modell, welches auf Zielen (Objectives) und Schlüsselergebnissen (Key Results) beruht. OKR verknüpft die einzelnen Aufgaben von Teams und Mitarbeitenden mit der Unternehmensstrategie, den strategischen Zielen und Plänen sowie dem Vision-Statement. Dabei stellen sich die folgenden Fragen:
- Objectives = Welche ESG-Ziele möchten wir erreichen? Wo möchten wir hin?
- Key Results = Wie sieht das Zielergebnis aus? Wie können wir das messen?
Die Ziele (Objectives) werden durch die Definition der angestrebten Key Results operationalisiert. Die OKRs werden typischerweise alle zwei bis vier Monate neu gesetzt. Jedes Team leitet aus den Unternehmenszielen seine OKR ab. Der Grad der Zielerreichung und der Trend werden turnusmäßig, z. B. wöchentlich, geprüft. OKRs sind für alle im gesamten Unternehmen transparent. So führte z. B. Google OKR 1999 ein und verwendet es bis heute.
Es können dabei vorauseilende und nachlaufende Indikatoren unterschieden werden. Ein nachlaufender Indikator (Lagging Indicator) ist eine Output-Messung und zeigt typischerweise das Resultat der Maßnahmen. Ein vorauseilender Indikator ist ein Frühindikator, also eine vorausschauende Messung, die hilft, zukünftige Ereignisse und Trends vorherzusagen. Beide Indikatoren sind gemeinsam, d. h. in Kombination zueinander, zu betrachten.
Basierend auf den übergeordneten Zielen und der strategischen Stoßrichtung werden verschiedene Indikatoren definiert. Diese bilden die Basis, um Ziele (Objectives) festzulegen und deren messbare Ergebnisse (Key Results) regelmäßig zu messen.
Template
Ein Template zur Erarbeitung der wesentlichen OKR-Inhalte für die ESG-Strategie ist in Abbildung 5 dargestellt.
Abb. 5: ESG-Objectives und Key Results (OKR)
Basis & Teilnehmer
Wie bei der Entwicklung der ESG-Strategie sollen auch hier die Enabler (z. B. Geschäftsleitung), Strategie-Owner (z. B. Führungskräfte, Abteilungs- und Bereichsleiter), aber v.a. auch die Teams und Mitarbeiter involviert werden. Rund 60 Prozent der Ziele werden durch die Mitarbeiter Bottom-up, basierend auf den Zielen des Managements, festgelegt. Die Inhalte im Template sollen daher von jedem Bereich, jeder Abteilung in den jeweiligen Teams erarbeitet werden.
Praktische Anwendung
Im ersten Schritt (Punkt 1 in Abb. 5) wird der Fokus festgelegt, also die strategische Stoßrichtung und das übergeordnete strategische Ziel, für welche nachfolgend die OKR definiert werden sollen. Im zweiten Schritt (Punkt 2 in Abb. 5) werden die ESG-Kennzahlen definiert. Mögliche Kennzahlen aus dem Bereich ESG sind in Tab. 2 dargestellt.
ENVIRONMENTAL (E) Planet (P) |
SOCIAL (S) People (P) |
GOVERNANCE (G) Principles of Governance (P) |
- Treibhausgas-Emission: CO2, Methan, Lachgas, sonstige Gase
- Fläche der Landnutzung (alle Standorte)
- Energieverbrauch
- Energiemix
- Einweg-Plastik
- Wasserverbrauch / Entnahme
- Flächennutzung
- Nährstoff-Emissionen von Stickstoff, Dünger etc.
- Klima-Aufsicht / Management
- Klimarisiko-Mitigation, Kreislauf von Ressourcen
- Lieferketten
- Ökologischer Nachhaltigkeitsindex
- Abfall-Reduzierungsrate
- Abfall-Recyclingrate
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- CEO Pay Ratio
- Gender Pay Ratio
- Mitarbeiterfluktuation
- Krankentage
- Gender Diversity (Quoten)
- Temporary Worker Ratio
- Nondiscrimination
- Verletzungsrate
- Gesundheitsmaßnahmen
- Kinder-/Zwangsarbeit
- Menschenrechte
- Kulturunterschiede
- Fortbildungstage
- Anzahl MA-Beschwerden
- Anzahl unbesetzter Stellen
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- Board Diversity
- Board Unabhändigkeit
- Incentivierungszahlungen
- Verhandlungsmanagement
- Verhaltenskodex für Lieferanten/Externe (SLA/Pönalen)
- Ethik & Anti-Korruption (Anzahl Vorfälle und monetäre Auswirkungen)
- Data Privacy
- Soziales Investitionsvolumen
- F&E-Ausgabe
- Resilienz des Unternehmens
- Rate neuer MA nach Diversität (m/w, Alter, Glauben, etc.)
- Umverteilungszahlungen z.G. Benachteiligter
- ESG-Reporting
- Praktiken der Offenlegung
- Externe Absicherungen
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Tab. 2: ESG-Kennzahlen
Zu den Kennzahlen überlegt das Team, welche nachlaufenden Indikatoren (Lagging Indicators) und welche Frühindikatoren (Leading Indicators) sinnvoll genutzt werden können, um den Fortschritt zu messen. Um die relevanten Kennzahlen zu ermitteln, schlagen Hartmann et al vor, die Datenrelevanz und die Datenverfügbarkeit zu berücksichtigen und pro Kennzahl einen KPI-Steckbrief zu erstellen.
Im dritten Schritt (Punkt 3 in Abb. 5) werden diese Indikatoren quantifiziert und messbare Ziele (Objectives) festgelegt. Das Team bestimmt auch, wer der Owner ist, welche Daten genutzt werden und woher diese kommen.
Im vierten Schritt (Punkt 4 in Abb. 5) werden die messbaren Ergebnisse (Key Results) festgehalten. Die Messung der Ergebnisse erfolgt typischerweise alle zwei Wochen.
Next Steps
Nach Abschluss des OKR-Zyklus werden nach drei Monaten ein "OKR Review" oder eine "OKR Retrospektive" durchgeführt. Dabei werden sowohl von Seiten des Unternehmens als auch seitens der Mitarbeitenden der Zielerreichungsgrad ausgewertet und diskutiert. Sofern Ziele nicht erfüllt wurden, wird die Ursache dafür analysiert und was ...