Das Verfahren lässt sich in folgende Stufen gliedern:
- Problemdefinition und Problemabgrenzung
- Entwicklung bzw. Auswahl von Alternativen
- Konkretisierung des Zielsystems
- Untergliederung der Kriterien und Vorauswahl
- Gewichtung der Kriterien
- Bewertung der Alternativen
- Wertsynthese: Ermittlung der Nutzwerte
- Sensibilitätsanalyse und Ergebnisaufbereitung
- Entscheidung für eine Alternative.
2.1 Problemdefinition und Problemabgrenzung
Im ersten Schritt muss das Problem bzw. das Ziel der Entscheidung definiert und konkretisiert werden, d.h., es muss festgelegt werden, was genau betrachtet werden soll und was insbesondere nicht.
2.2 Entwicklung bzw. Auswahl von Alternativen
Im Anschluss müssen alle in Frage kommenden Alternativen identifiziert werden. Dabei ist einerseits eine ausreichend große Zahl von Alternativen anzustreben, um so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, die optimale Lösung zu finden. Andererseits ist für eine sinnvolle und ökonomische Anwendung der Nutzwertanalyse eine überschaubare Anzahl von Entscheidungsalternativen notwendig. Ansonsten würde durch die Nutzwertanalyse ein zu großer Aufwand entstehen, worunter die Übersichtlichkeit der Methode leiden würde und wodurch die Gefahr eines Suboptimums entstünde.
In diesem Schritt sind sogleich die Realisierungsmöglichkeiten der einzelnen Alternativen zu überprüfen. Lösungen, die offensichtlich nicht realisierbar sind, scheiden aus. Dabei sind die Gründe für das Ausscheiden, die sich sowohl auf technische, wirtschaftliche, betriebliche, organisatorische aber auch soziale Bereiche beziehen können, zu nennen und zu dokumentieren. Im einfachsten Fall, wenn sonst keine Alternativen zur Verfügung stehen, ist lediglich ein Vergleich zwischen dem bisherigen Zustand und der geplanten Änderung vorzunehmen.
2.3 Konkretisierung des Zielsystems
Als Nächstes müssen die Ziele bestimmt werden, die von den Alternativen erfüllt werden sollen, um als geeignete Lösung in Frage zu kommen. Anhand dieser Ziele werden dann die einzelnen Alternativen bewertet. Um die Ziele eines Projektes systematisch zu suchen und zu ordnen, wird ein Zielsystem erstellt. Dabei werden die gefundenen Ziele nach sachlichen Aspekten in Gruppen zusammengefasst und in eine hierarchische Ordnung (wie beispielsweise in Abb. 1) gebracht. Es werden Oberziele, die eher allgemein zu formulieren sind, definiert. Diese werden in Teil- und Unterziele zerlegt, wobei Unterziele jeweils Bestandteile des nächsthöheren Zieles sind.
Abb. 1: Hierarchisches Zielsystem
Das Zielsystem muss streng hierarchisch sein, sonst ist nicht berechenbar, welchen Zielbeitrag die einzelnen Zielelemente zum Gesamtnutzen liefern. Das Oberziel, das an der Spitze des hierarchischen Zielsystems steht, stellt den Gesamtnutzen dar. Für die Unterziele gilt es abzuschätzen, welchen Beitrag sie für das jeweilige Oberziel leisten.
Bei der Erstellung eines Zielsystems ist darauf zu achten, dass die einzelnen Ziele unabhängig voneinander sind, denn nur so ist eine fehlerfreie Bewertung durch die Nutzwertanalyse möglich. Auch müssen die Zielkriterien daraufhin untersucht werden, ob sie nicht bestimmte Eigenschaften mehrfach erfassen. Denn die Voraussetzung, um für jedes Zielkriterium den Beitrag zum Gesamtnutzen berechnen zu können, ist deren Unabhängigkeit voneinander.
2.4 Untergliederung der Kriterien und Vorauswahl
Nachdem die Oberziele und dazugehörige Unterziele definiert sind, müssen die relevanten Zielkriterien aufgestellt und die einzelnen Bewertungskriterien ausreichend präzisiert werden. Dabei erfolgt eine Untergliederung der einzelnen Kriterien in:
- "KO-Kriterien" (Muss-Kriterien): Mindest- bzw. Höchstbedingungen, deren Erfüllung zwingend gefordert wird, sowie
- Soll-Kriterien: möglichst weitgehende Erfüllung wünschenswert; wenn möglich soll für jedes Soll-Kriterium eine Festlegung des Anforderungsprofils erfolgen, d.h., wann das Kriterium voll, wann teilweise, wann nicht mehr akzeptabel erfüllt ist.
Die Verwendung von KO-Mindestvorgaben ist deshalb sinnvoll, um Fehlentscheidungen aufgrund der in der angewandten Rechentechnik zum Ausdruck gebrachten Unterstellung, die einzelnen Bewertungspunkte seien gegeneinander austauschbar und könnten somit problemlos addiert werden, zu vermeiden. Jede Alternative, die ein KO-Kriterium nicht erfüllt, scheidet aus. Dadurch wird verhindert, dass bei der Bildung des arithmetischen Mittels schlechte Ausprägungen durch gute verwischt werden und so eine hinsichtlich entscheidender Aspekte schlechte Entscheidungsalternative in immerhin "durchschnittlichem" Lichte erscheint.
2.5 Gewichtung der Kriterien
Nicht alle Ziele sind gleich wichtig – sie leisten einen unterschiedlichen Beitrag zum Gesamtnutzen. Darum werden im nächsten Schritt die Kriterien zunächst gewichtet, d.h., es werden für die Merkmale entsprechend ihrem Einfluss auf den Gesamtnutzen einer Alternative Gewichtungsfaktoren bestimmt. Wie wichtig welches Teilziel ist, hängt von den Präferenzen der Entscheidungsträger ab – die Gewichtung besitzt somit einen rein subjektiven Charakter. Die Gewichtungsfaktoren können den einzelnen Kriterien entsprechend ihrer Bedeutung als Multip...