Mit Aufzählung der genannten Stichworte wird auch gleichzeitig ein Großteil des Aufgabenspektrums eines Controllers umrissen. Dieses kann zunächst in 2 Kategorien unterteilt werden: strategisches und taktisch-operatives Produktionscontrolling.
2.1 Strategisches Produktionscontrolling
Die "richtige Fertigung"!
Beim strategischen Produktionscontrolling geht es darum, grundsätzlich zu beurteilen, wie die "richtige Fertigung" für das jeweilige Unternehmen aussehen könnte. Es handelt sich hierbei um die langfristige Konzeption einer Fabrik und die Definition der meist mit einem hohen Kapitaleinsatz verbundenen Rahmenbedingungen einer Fertigung. Im Kern sind dabei die folgenden 4 Fragenkomplexe zu diskutieren und zu bewerten:
- Fertigungsstandort: Wo könnte der optimale Fertigungsstandort sein?
- Fertigungstiefe: Welche Fertigungstiefe sollte angestrebt werden? Was sollte in Eigenfertigung erstellt und was zugekauft werden?
- Fertigungstechnologie: Welche Fertigungstechnologien sind aus Unternehmenssicht beherrschbar und sollten genutzt werden?
- Fertigungskonzept: Wie sieht das für das Unternehmen optimale Fertigungskonzept aus? Ist in Abhängigkeit der Auftragsstruktur die Umsetzung der kundentakt-orientierten Fließfertigung gemäß den Prinzipen von Lean Production umsetzbar? Welche fertigungsorganisatorischen Alternativen sind wirtschaftlich?
Strategische Entscheidungen binden Unternehmen langfristig!
Diese Fragen sind dem strategischen Produktionscontrolling zuzuordnen, da man sich mit der Entscheidung für eine der unternehmensindividuellen Alternativen für viele Jahre festlegt. Sowohl die Auswahl eines Standorts, die Festlegung des Umfangs der Eigenproduktion sowie der Einsatz bestimmter Technologien und Fertigungskonzepte lösen Investitionen aus, die in Anbetracht der hohen Kapitalaufwendungen kurzfristig – ohne Einbußen – nicht ohne weiteres revidierbar sind. Der Wiederverkauf von unternehmensspezifischen Fertigungseinrichtungen oder von Industriebauten ist selten ohne Verlust möglich. Daneben gibt es oftmals rechtliche und soziale Verpflichtungen, die man beachten muss. Deshalb sollte das Produktionscontrolling solche strategischen Entscheidungen unter kritischer Prüfung der Planungsprämissen, dem Einsatz von Variantenrechnungen und der Erstellung von Best-Worst-Szenarien mit besonderer Sorgfalt vorbereiten.
2.2 Taktisch-operatives Produktionscontrolling
Die richtige Fertigung "richtig nutzen"!
Was den Umfang der Aufgaben des Produktionscontrollings betrifft, so liegt der Schwerpunkt im Tagesgeschäft eher beim taktisch-operativen Produktionscontrolling. Hierbei geht es darum, die "richtige Fertigung" auch wirklich "richtig zu nutzen"! Controller müssen maßgeblich dazu beitragen, dass die Effizienz in der Fertigung gesichert ist. Sie müssen dafür sorgen, dass die fertigungswirtschaftliche Infrastruktur optimal genutzt wird und die Fertigungsabläufe so ausgestaltet sind, dass jegliche Art von Verschwendung und von Fehlern vermieden werden. Wird der Begriff Effizienz nicht nur auf die monetären Größen Kosten und Gewinn bezogen, sondern weiter gefasst, so kann man die Aufgaben des Produktionscontrollings auch anhand der taktisch-operativen Ziele einer Fertigung festmachen. Diese sind:
- Leistungsziele: Erbringung der vereinbarten Produktionsleistung: Produktion der vom Kunden hinsichtlich Menge und Art gewünschten Produkte
- Terminziele: Einhaltung der zugesagten Produktions- und Liefertermine
- Qualitätsziele: Sicherung der geforderten Prozess- und Produktqualität
- Kostenziele: Einhaltung der der Verkaufspreisbildung zugrunde liegenden Plan-Herstellkosten
Viele Instrumente tragen zur Sicherung der Effizienz bei
Dabei wirken Produktionscontroller an der Festlegung der fertigungswirtschaftlichen Zielwerte mit. Dank regelmäßig durchgeführter Plan-Ist- bzw. Soll-Ist-Vergleiche helfen sie, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen frühzeitig definieren und einleiten zu können. Zur Durchführung dieser Aufgaben wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Instrumente entwickelt und optimiert, so dass der Controller inzwischen – gerade auch im fertigungswirtschaftlichen Umfeld – eine hohe Methodenkompetenz aufweist.
- Investitionsrechenverfahren,
- Scoring-Modelle in Form von Nutzwertanalysen,
- Kostenvergleichsrechnungen,
- Personalbedarfsrechnungen,
- Verfahren zur Optimierung der Losgröße sowie
- eine Vielzahl monetärer und vor allem leistungsmengenorientierter Kennzahlen
gehören hier zu seinem Repertoire. Damit trägt er maßgeblich zur Entlastung des Produktionsleiters bei, der sich somit den wichtigen Führungs- und Koordinationsaufgaben sowie technischen Fragestellungen in der Produktion ausreichend widmen kann. Er wird somit idealerweise zum Partner des Produktionsmanagements.
Abb. 1: Produktionsmanagement und Produktionscontrolling
Gemeinsam mit dem Produktionsmanagement sind – wie bereits erwähnt – neue Produktionsstrategien zu erarbeiten oder bestehende anzupassen sowie taktisch-operative Maßnahmen zu entwickeln und mit Zielen und Zielwerten zu belegen. Empfehlungen von Verbesserungsmaßnahmen sind vom Controlling...