Zusammenfassung
Das Produktionsrisiko beschreibt die Gesamtheit der zu erwartenden negativen Abweichungen bei der Herstellung von Produkten.
Dazu zählen insbesondere Terminrisiko, Logistikrisiko und das Qualitätsrisiko. Die Verantwortung für die Risikovermeidung liegt im Funktionsbereich Einkauf und Beschaffung unter Mitwirkung der Abteilung Produktion und Arbeitsvorbereitung. Auch die Logistik hat in diesem Zusammenhang einer wichtigen Schnittstellenfunktion bei der Übermittlung von Risiken im Bereich Termin- und Mengenverfügbarkeit.
Als konkrete praktische Risiken können folgende Beispiele angeführt werden:
-Ausfall des Lieferanten für Produktionsgüter durch Insolvenz, Lieferengpässe und terminliche Verzögerung
-Ausfall der Produktionsmitarbeiter durch Krankheit, Streik und Fluktuation
-Ausfall der Produktionsanlagen und Maschinen durch unzureichende Wartung, Maschinenüberalterung und andere ungeplante Störungen
-Ausfall durch höhere Gewalteinwirkung (force majeure), z. B. Hochwasser, Stromausfall, etc.
1 Verantwortung des Einkaufs
Der Einkauf ist verantwortlich für die Versorgung der Produktion mit allen benötigten Materialien, Dienstleistungen und Investitionen. Ein Produktionsrisiko entsteht durch die mangelhaften zur Verfügungsstellung dieser Beschaffungsobjekte für die Produktion durch den Einkauf. Das Risiko, der zu späten Bereitstellung der benötigten Waren und Leistungen, wird als Terminrisiko bezeichnet. Hier sind insbesondere Lieferverzuge von Lieferanten die Ursache. Eine unzureichende Lieferung des Lieferanten im Hinblick die geforderte Spezifikation und Anforderung wird als Qualitätsrisiko bezeichnet. Eine besonders kritische Variante der Produktionsrisiken ist der vollständige Ausfall eines Lieferanten infolge Insolvenz oder langfristiger Betriebsstörung z. B. durch Brand- oder Wasserschäden.
2 Terminrisiken
Terminrisiko im Einkauf bedeutet, dass zu einem verbindlich festgelegten Termin das vereinbarte Ergebnis durch einen Lieferanten nicht geliefert werden kann. Klassische Beispiele sind der Ausfall von Ressourcen z. B. Mitarbeiter, Maschinen, die nicht kurzfristig ersetzt werden können. Verzögerte Lieferungen von Vorlieferanten sind oft außerhalb des Einflussbereichs des Lieferanten und somit schwer zu steuern. Auch die internen Fachbereiche als Bedarfsträger erhöhen durch die Nichteinhaltung von mit dem Lieferanten vereinbarten Wiederbeschaffungszeiten das Risiko verspäteter Lieferung.
Zu den wesentlichen Aufgaben des Einkaufs zählt die Sicherstellung der Unternehmensversorgung mit benötigten Materialien und Dienstleistungen zu vorgegebenen Terminen. Das Ziel ist eine fristgerechte Auslieferung von Waren bzw. Gütern an die Kunden. Damit ist die übergreifende Reduktion der Terminrisiken in der Wertschöpfungskette (Supply Chain) eine zentrale Verantwortung des Einkaufs der mit passenden Ressourcen, Werkzeugen und Prozesse Rechnung zu tragen ist.
Folgende Gründe beim Lieferanten führen auf Lieferantenseite häufig im Einkauf zu Terminrisiken:
- Der Lieferant nimmt zu viele Aufträge an und hat in der Folge zu geringe Kapazitäten für die rechtzeitige Lieferung.
- Der Lieferant beherrscht den technischen Prozess nicht oder unzureichend z. B. aufgrund fehlendem Wissens oder aufgrund eines komplexen Produktionsverfahrens, welches auch bei vorhandenem Wissen physikalische Grenzen hat. Neben verspäteten Lieferungen kann es hier vor allem zu ganzen Lieferausfällen kommen.
- Die eben benannten Risiken können auch bei Vorlieferanten entstehen. Liefert einer der Vorlieferanten in der Wertschöpfungskette zu spät, besteht die Gefahr einer verspäteten Lieferung an das eigene Unternehmen. Eine geplante und vorauschauende Betrachtung der gesamten Supply Chain ist für den Einkauf eine wichtige Rolle im Hinblick auf die transparente Planung.
Der Gefahr von Terminrisiken kann folgender Maßen vorgebeugt werden:
- Forecast-Systeme
- Verbesserung der Planungsgenauigkeit im eigenen Unternehmen
- Pufferlager bei Lieferanten bzw. Konsignationslager
- Rahmenverträge mit verbindlichen Kapazitätszusagen
3 Logistikrisiken
Risiken im Bereich der Logistik bedeuten für den Einkauf Unsicherheiten in den Logistikparametern.
Logistikrisiken führen zur erschwerten Planung und Steuerung des Material, Informations- und Finanzflüsse. Für den Einkauf ergeben sich Gefahren, wie falsche Liefermengen, geringe Liefertermintreue, niedrige Liefer- und Produktqualität oder auch Unterbrechungen in der gesamten Supply Chain.
Durch die sinkende Fertigungstiefe und die hohe Anzahl an Unternehmen, die im Planungs- und Produktionsprozess integriert sind, steigt die Wahrscheinlichkeit ungenaue oder falsche Bedarfsmengen zu ermitteln und weiterzugeben.
Die Nutzung von weltweiten Beschaffungsmärkten kann zu einer längeren Wiederbeschaffungszeit führen. Eine resultierende Gefahr ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Fehlmenge.
Verkürzte Reaktions- und Lieferzeiten infolge steigenden Kundenanforderungen reduzieren den zeitlichen Puffer in Hinblick auf die Auftragsbearbeitung.
Risiken in der Logistik werden zum Teil direkt von den Produktions...