I. Anwendung der §§ 13a Abs. 3 bis 9 ErbStG (Abs. 2 Satz 1)
Rz. 12
Nach § 13c Abs. 2 Satz 1 ErbStG finden §§ 13a Abs. 3 bis 9 ErbStG auf § 13c Abs. 1 ErbStG entsprechende Anwendung. Dies betrifft also folgende Regelungen des § 13a ErbStG:
Abs. 3: Lohnsummenregelung (vgl. § 13a ErbStG Rz. 62 ff.);
Abs. 4: Verfahrensrechtliche Regelungen zur Feststellung der Lohnsumme (vgl. § 13a ErbStG Rz. 151);
Abs. 5: Rechtsfolgen bei Weitergabeverpflichtungen (vgl. § 13a ErbStG Rz. 152 ff.);
Abs. 6: Behaltensfristregelungen (vgl. § 13a ErbStG Rz. 162 ff.);
Abs. 7: Anzeigepflichten bei Nachversteuerungstatbeständen (vgl. § 13a ErbStG Rz. 256 ff.);
Abs. 8: Besondere Mitwirkungspflichten bei Auslandssachverhalten (vgl. § 13a ErbStG Rz. 262);
Abs. 9: Vorwegabschlagschlag von bis zu 30% bei qualifizierten Familienunternehmen (vgl. § 13a ErbStG Rz. 263 ff.).
II. Zusammenrechnung mehrerer Erwerbe begünstigten Vermögens (Abs. 2 Satz 2 bis 5)
Rz. 12a
Bei mehreren Erwerben begünstigten Vermögens i.S.d. § 13b Abs. 2 ErbStG von derselben Person innerhalb von zehn Jahren werden für die Bestimmung des Verschonungsabschlags für den letzten Erwerb nach 13c Abs. 1 ErbStG die früheren Erwerbe nach ihrem früheren Wert dem letzten Erwerb hinzugerechnet (§ 13c Abs. 2 Satz 2 ErbStG). Führt die Zusammenrechnung dazu, dass der Schwellenwert für begünstigtes Vermögen von 26 Mio. EUR überschritten wird, entfällt die zunächst in Anspruch genommene Steuerbefreiung nach § 13a Abs. 1 oder Abs. 10 ErbStG für die früheren Erwerbe mit Wirkung für die Vergangenheit (§ 13c Abs. 2 Satz 4 und 5 ErbStG. Das gilt unabhängig davon, ob für den früheren Erwerb erstmals die Steuerbefreiung nach § 13c Absatz 1 ErbStG gewährt wird oder für den früheren Erwerb nunmehr ein geringerer Verschonungsabschlag nach § 13c Absatz 1 ErbStG zu gewähren ist, und unabhängig davon, ob jeweils die Regelverschonung oder die Optionsverschonung in Anspruch genommen wurde.
Rz. 13
Beispiel 1: 1
Vater V schenkt seinem Sohn S am 1.8.2016 begünstigtes Vermögen im Wert von 10.000.000 EUR (Erwerb 1). Ein Antrag auf Optionsverschonung wurde nicht gestellt.
begünstigtes Vermögen |
10.000.000 EUR |
Verschonungsabschlag 85 % von 10.000.000 EUR |
./. 8.500.000 EUR |
verbleiben |
1.500.000 EUR |
Abzugsbetrag |
./. 0 EUR |
steuerpflichtiges Vermögen |
1.500.000 EUR |
Am 1.4.2017 schenkt er ihm weiteres begünstigtes Vermögen im Wert von 20.000.000 EUR (Erwerb 2). Ein Antrag auf Optionsverschonung wurde nicht gestellt.
Änderung des Erwerbs 1: |
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Begünstigtes Vermögen Erwerb 1 |
10.000.000 EUR |
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begünstigtes Vermögen Erwerb 2 |
+ 20.000.000 EUR |
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Summe |
30.000.000 EUR |
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Schwellenwert |
./. 26.000.000 EUR |
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übersteigender Wert |
4.000.000 EUR |
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Verschonungsabschlag bei der Regelverschonung in % |
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85 % |
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Minderung des Verschonungsabschlags |
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4.000.000 EUR : 750.000 EUR = 5,3333 abgerundet |
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./. 5 % |
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zu gewährender Verschonungsabschlag in % |
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80 % |
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begünstigtes Vermögen |
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10.000.000 EUR |
Verschonungsabschlag 80 % von 10.000.000 EUR |
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|
./. 8.000.000 EUR |
verbleiben |
|
|
2.000.000 EUR |
Abzugsbetrag |
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./. 0 EUR |
steuerpflichtiges Vermögen |
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|
2.000.000 EUR |
Besteuerung des Erwerbs 2: |
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begünstigtes Vermögen |
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20.000.000 EUR |
Verschonungsabschlag 80 % von 20.000.000 EUR |
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./. 16.000.000 EUR |
verbleiben |
|
|
4.000.000 EUR |
Abzugsbetrag |
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./. 0 EUR |
steuerpflichtiges Vermögen |
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4.000.000 EUR |
Rz. 14
Beispiel 2: 2
Vater V schenkt seinem Sohn S am 1.8.2016 begünstigtes Vermögen im Wert von 1.500.000 EUR (Erwerb 1). Ein Antrag auf Optionsverschonung wurde nicht gestellt.
begünstigtes Vermögen |
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|
1.500.000 EUR |
Verschonungsabschlag 85 % von 1.500.000 EUR |
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./. 1.275.000 EUR |
verbleiben |
|
|
225.000 EUR |
Abzugsbetrag |
|
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./. 112.500 EUR |
Abzugsbetrag |
|
150.000 EUR |
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Verbleibender Wert (15 %) |
225.000 EUR |
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Abzugsbetrag |
./. 150.000 EUR |
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Unterschiedsbetrag |
75.000 EUR |
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davon 50 % |
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37.500 EUR |
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Verbleibender Abzugsbetrag |
|
112.500 EUR |
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steuerpflichtiges Vermögen |
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|
112.500 EUR |
Am 1.4.2017 schenkt er ihm weiteres begünstigtes Vermögen im Wert von 28.500.000 EUR (Erwerb 2). Ein Antrag auf Optionsverschonung wurde gestellt.
Änderung des Erwerbs 1: |
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Begünstigtes Vermögen Erwerb 1 |
1.500.000 EUR |
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begünstigtes Vermögen Erwerb 2 |
+ 28.500.000 EUR |
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Summe |
30.000.000 EUR |
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Schwellenwert |
./. 26.000.000 EUR |
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übersteigender Wert |
4.000.000 EUR |
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Verschonungsabschlag bei der Regelverschonung in % |
|
85 % |
|
Minderung des Verschonungsabschlags |
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|
4.000.000 EUR: 750.000 EUR = 5,3333 abgerundet |
|
./. 5 % |
|
zu gewährender Verschonungsabschlag in % |
|
80 % |
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begünstigtes Vermögen |
|
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1.500.000 EUR |
Verschonungsabschlag 80 % von 1.500.000 EUR |
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./. 1.200.000 EUR |
verbleiben |
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|
300.000 EUR |
Abzugsbetrag |
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./. 75.000 EUR |
Abzugsbetrag |
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150.000 EUR |
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Verbleibender Wert (20 %) |
300.000 EUR |
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|
Abzugsbetrag |
./. 150.000 EUR |
|
|
Unterschiedsbetrag |
150.000 EUR |
|
|
davon 50 % |
|
75.000 EUR |
|
Verbleibender Abzugsbetrag |
|
75.000 EUR |
|
steuerpflichtiges Vermögen |
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|
225.000 EUR |
Verschonung des Erwerbs 2: |
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Verschonungsabschlag bei der Optionsverschonung in % |
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100 % |
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Minderung des Vers... |