Rz. 162

[Autor/Stand] Soll das Leistungsversprechen des Schuldners erst nach dem Tod des Schenkers erfüllt werden, erwirbt der Bedachte die Forderung – ähnlich einem Vermächtnisnehmer,[2] aber außerhalb des Nachlasses[3]- mit dessen Ableben (§ 331 BGB).[4] Der Steueranspruch entsteht deshalb grundsätzlich in diesem Zeitpunkt – allerdings als Erbschaftsteueranspruch (§§ 3 Abs. 1 Nr. 4; 9 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG).[5] Im Valutaverhältnis muss dabei stets eine freigebige Zuwendung i.S.d. § 7 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG vorliegen.[6] Ob solche todesfallbedingte Zuwendungen – meist handelt es sich um Ansprüche gegen Versicherungen[7] oder Banken,[8] betroffen sind aber auch auf (nicht arbeits-)vertraglicher Grundlage beruhende Versorgungsansprüche Hinterbliebener des Erblassers[9] und entsprechende Ansprüche aus vom Arbeitgeber des Erblassers abgeschlossenen Direktversicherungen zugunsten von Bezugsberechtigten, die nicht zu den Personen i.S.d. §§ 4648 SGB VI zählen[10] – zivilrechtlich nach Erbrecht oder Schenkungsrecht zu beurteilen sind,[11] ist daher für Zwecke des ErbStG letztlich unerheblich; noch zu Lebzeiten des (späteren) Erblassers erfolgende Auszahlungen sind jedenfalls grundsätzlich schenkungsteuerbar.[12]

 

Rz. 163

[Autor/Stand] Mit dem Von-Selbst-Erwerb der Forderung[14] realisiert sich die steuerbare Bereicherung des Erwerbers. Dies gilt grundsätzlich auch bei rechtsgrundlosem Erwerb (s. auch Anm. 152 f.). Kommt im Valutaverhältnis jedoch kein Schenkungsvertrag zustande[15] oder wird die Schenkung erfolgreich angefochten,[16] muss der entstandene Steueranspruch konsequent rückwirkend entfallen, wenn der Erwerb in Erfüllung eines geltend gemachten Bereicherungsanspruchs gegenüber dem/den Erben des Erblassers/Schenkers tatsächlich rückgängig gemacht wird (§ 29 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG).[17]

 

Rz. 164

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.01.2016
[2] BGH v. 26.11.1975 – IV ZR 138/74, BGHZ 66, 8 (12).
[3] Und deshalb ggf. Pflichtteilsergänzungsansprüche auslösend – BGH v. 28.4.2010 – IV ZR 73/08, ZEV 2010, 305 = ErbStB 2010, 236 m. Komm. Hartmann; v. 28.4.2010 – IV ZR 230/08, juris = ErbStB 20102010, 237 m. Komm. Hartmann. Entsprechend zu mittelbaren Zuwendungen über Stiftungen BGH v. 3.12.2014 – IV ZB 9/14, ZEV 2015, 163.
[4] Dies gilt auch bei entsprechend abhängiger Nießbrauchsbestellung; FG Hamburg v. 29.11.2004 – III 257/02, EFG 2006, 275 (rkr.; BFH v. 11.11.2005 – II B 24/05, Haufe-Index 1465907).
[5] Die einschlägigen Kommentierungen zu § 3 Abs. 1 Nr. 4 ErbStG sind somit auch schenkungsteuerlich interessant.
[6] R E 3.7 Abs. 2 Satz 1 ErbStR 2011; BFH v. 17.10.2007 – II R 8/07, BFH/NV 2008, 572 = ErbStB 2008, 163 m. Komm. Wefers; v. 24.10.2001 – II R 10/00, BStBl. II 2002, 153 = EStB 2002, 123 m. Komm. Hartmann und Viskorf, FR 2002, 350. Die einschlägigen Kommentierungen zu § 7 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG sind somit auch erbschaftsteuerlich relevant.
[7] R E 3.6, 3.7 Abs. 2 ErbStR 2011; BGH v. 23.10.2003 – IX ZR 252/01, NJW 2004, 214. Ein evtl. widerruflich eingeräumtes Bezugsrecht wird unwiderruflich mit dem Tod des Schenkers; s. auch BGH v. 29.5.1984 – IX ZR 86/82, NJW 1984, 2156.
[8] R E 3.7 Abs. 1 ErbStR 2011; BGH v. 26.11.2003 – IV ZR 438/02, ZEV 2004, 118. Zweifelhaft, wenn der Geldgeber das auf den Namen des Dritten eingerichtete Sparbuch in Besitz hält; BGH v. 18.1.2005 – X ZR 264/02, ZEV 2005, 259 m. Anm. Bartsch/Bartsch.
[10] BFH v. 18.12.2013 – II R 55/12, BStBl. II 2014, 323 = ErbStB 2014, 62 m. Komm. Günther.
[11] BGH v. 26.11.2003 – IV ZR 438/02, ZEV 2004, 118 mit Anm. Leipold; s. auch Westermann in Erman14, § 331 BGB Rz. 3.
[12] R E 3.6 Abs. 1 Satz 2; Abs. 2 Satz 7 ErbStR 2011; ausf. auch zu Gestaltungsmöglichkeiten Bredemeyer, ZEV 2010, 288.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.01.2016
[15] Dies kann selbst nach dem Tod des Schenkers noch geschehen, aber auch misslingen; hierzu BGH v. 10.4.2013 – IV ZR 38/12, ZEV 2013, 519; v. 30.10.1974 – IV ZR 172/73, NJW 1975, 382; v. 19.10.1983 – IVa ZR 71/82, NJW 1984, 480; OLG Hamm v. 3.12.2004 – 20 U 132/04, NJW-RR 2005, 465. S. auch § 516 Abs. 2 BGB.
[17] Gebel in Troll/Gebel/Jülicher, § 3 ErbStG Rz. 281 und § 7 ErbStG Rz. 132; letztlich ebenso Meincke16, § 3 ErbStG Rz. 82; s. auch Weinmann in Moench/Weinmann, § 3 ErbStG Rz. 155, mit Hinweis auf die Möglichkeit einer Schenkung des/der Erben an den Erwerber bei Nichtgeltendmachung eines Herausgabeanspruchs.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.01.2016

Dieser Inhalt ist unter anderem im Haufe Steuer Office Excellence enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge