Zusammenfassung
Variable Kosten sind Mengen abhängige Kosten, die sich mit dem Beschäftigungsgrad, der Auslastung verändern. Die variablen Kosten können sich proportional, progressiv oder degressiv zum Beschäftigungsgrad verändern. Variable Kosten werden auch als veränderliche oder leistungsabhängige Kosten bezeichnet. Jedes Unternehmen ist daran interessiert, einen hohen Anteil variabler, möglichst degressiver, zumindest aber proportionaler, Kosten zu haben. In Zeiten rückläufiger Auslastung fallen dann weniger fixe Kosten zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft an. Allerdings sinkt der Anteil variabler Kosten in den Unternehmen permanent, sodass alternative Wege gesucht werden müssen, um aus fixen variable Kosten zu machen.
1 Wie gliedern sich die variablen Kosten auf?
Abb. 1: Gliederung der variablen Kosten
Proportionale Kosten
Proportionale Kosten ändern sich im gleichen Verhältnis (linear), wie sich der Beschäftigungsgrad verändert. Als Gesamtkosten verändern sie sich gleichmäßig. Die Stückkosten bleiben unabhängig von der Ausbringungsmenge konstant. Beispiele für proportionale Kosten sind Fertigungsmaterialien, Fertigungslöhne oder auch Sondereinzelkosten des Vertriebs und der Fertigung
Proportionale Kosten bewirken, dass die Herstellkosten eines Produktes konstant bleiben, unabhängig davon, wie viele Stücke gefertigt werden (s. Tab. 1).
Produzierte Menge |
Gesamtkosten in EUR |
Stückkosten in EUR |
200 |
20.000 |
100 |
400 |
40.000 |
100 |
600 |
60.000 |
100 |
800 |
80.000 |
100 |
Tab. 1: Beispiel für proportionale Kosten
Progressive Kosten
Progressive Kosten steigen bzw. fallen überproportional (stärker) zum Beschäftigungsgrad. Progressive Kosten bewirken, dass sowohl Gesamtkosten als auch Stückkosten stärker steigen oder fallen als der Auslastungsgrad. Beispiele für progressive Kosten sind Lohnkosten, die sich durch Überstundenzuschläge verteuern oder Reparaturen auf Grund der Überbeanspruchung von Maschinen.
Progressive Kosten führen zu einer extremen Verteuerung der Fertigung eines Produktes, sobald die Ausbringungsmenge steigt (s. Tab. 2).
Produzierte Menge |
Gesamtkosten in EUR |
Stückkosten in EUR |
200 |
30.000 |
150 |
400 |
70.000 |
175 |
600 |
126.000 |
210 |
800 |
180.000 |
225 |
Tab. 2: Beispiel für progressive Kosten
Degressive Kosten
Auch sie ändern sich als Gesamt- und als Stückkosten mit dem Beschäftigungsgrad. Allerdings steigen bzw. fallen Sie unterproportional (geringer) zum Beschäftigungsgrad. Beispiele für degressive Kosten sind Gehälter für Verwaltung, Lohnkosten bei Zeitlohn (solange die Ausbringungsmenge gesteigert wird), Vertriebs- und Werbekosten oder der Bezug von Fertigungsmaterial, wenn es gelingt, durch Mehrabnahme Rabatte zu erzielen.
Degressive Kosten führen zu einer deutlichen Verbilligung der Fertigungskosten, wenn die Produktionsmenge steigt (s. Tab. 3).
Produzierte Menge |
Gesamtkosten in EUR |
Stückkosten in EUR |
200 |
25.000 |
125 |
400 |
40.000 |
100 |
600 |
45.000 |
75 |
800 |
48.000 |
60 |
Tab. 3: Beispiel für degressive Kosten
2 Warum gibt es die Tendenz zu sinkenden Anteilen variabler Kosten?
Auf Grund der Tatsache, dass variable Kosten nur dann entstehen, wenn tatsächlich produziert bzw. verkauft wird, wünscht sich jedes Unternehmen einen möglichst hohen Anteil dieser leistungsabhängigen Kosten. In der betrieblichen Wirklichkeit geht der Trend allerdings dahin, dass der Anteil variabler Kosten permanent sinkt. Ursachen sind u. a. das Wachsen der Gemeinkostenbereiche, der hohe Anteil Personalkosten, verbunden mit fixen Gehältern und Sozialkosten, oder die Anschaffung teurer und komplexer Maschinen mit einem hohen Anteil Fixkosten, etwa Abschreibungen, Raum- oder Finanzierungskosten.
3 Wie lässt sich der Anteil der variablen Kosten erhöhen?
Jedes Unternehmen sollte deshalb bestrebt sein, den Anteil der fixen Kosten zu senken. Oft ist dies nicht unmittelbar möglich. Eine Alternative, mit der fixe Kosten in variable "umgewandelt” werden können, ist u. U. die vollständige oder teilweise Auslagerung ausgewählter Funktionen. In Betracht kommen z. B. indirekte Bereiche wie Buchhaltung, Kantinen-, Sicherheits- oder Pförtnerdienste. Damit ist das Potenzial möglicher Auslagerungen aber nicht erschöpft. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, auch unmittelbar zur Leistungserstellung notwendige Bereiche auszulagern.
Beispielsweise kann sich ein Unternehmen, wenn es expandieren möchte, eine teure Spezialmaschine selbst anschaffen, um Vorprodukte für die Fertigung herzustellen. In diesem Fall entstehen u. a. hohe Raum-, Gehalts- und Kapitalkosten, unabhängig davon, ob produziert wird oder nicht. Alternativ sollte daher überlegt werden, ob es sinnvoll ist, auf den Kauf der Maschine zu verzichten, und die Vorprodukte werden bei einem oder mehreren externen Lieferanten in der Stückzahl geordert, die tatsächlich für die Produktion benötigt werden. Für das beziehende Unternehmen entfallen die genannten Fixkosten. Wenn es zudem gelingt, eine Just-in-Time oder fertigungssynchrone Lieferung zu vereinbaren, können auch die Lagerkosten nachhaltig reduziert werden. Kosten fallen für das nachfragende Unternehmen nur an, wenn eine Leistung tatsächlich abgerufen wird. Durch geschickte vertragliche Vereinbarungen lässt sich u. U. erreichen, dass ...