Corona verändert Kanzleialltag und beschleunigt Digitalisierung
Die Umfrage unter 391 Steuerberatern zeigt: Viele Kanzleien haben spätestens in Zeiten physischer Distanz die Chancen der Digitalisierung erkannt. Dabei umfasst die Digitalisierung der Kanzlei weitaus mehr als den Einsatz automatisierter Lohn- und Finanzbuchhaltungslösungen, sie muss innerhalb der Kanzlei und von Seiten der Mandanten gelebt werden.
Kanzleien müssen sich neu ausrichten, um zukunftsfähig zu sein. Das behaupten Experten und Studien bereits seit Jahren (Frey, Osborne [2013]: The Future of employment: How susceptible are jobs to computerisation?). Dass es bei der Neuausrichtung der Steuerberaterbranche nicht nur darum geht, bisherige Kernaufgaben mittels digitaler Lösungen zu verschlanken, das macht die Corona-Krise derzeit deutlich. Es geht um mehr: Die Optimierung der digitalen Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Kanzlei, die Erschließung neuer Geschäftsfelder und darum, Kanzleien als attraktiven und wettbewerbsfähigen Arbeitgeber aufzustellen. Inwieweit die Corona-Krise ein Treiber für den Wandel von Deutschlands Steuerkanzleien ist, das zeigt die aktuelle Umfrage im Rahmen der Initiative "Kanzlei der Zukunft".
Neuer Kanzleialltag: Führung und Kultur im Wandel
Unflexible 9-to-5-Jobs passen nicht mehr in die Vorstellung vieler Arbeitnehmer*innen. Um auch künftig ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und neue Talente zu gewinnen, müssen Führung und Kultur in Kanzleien neu gedacht werden. Die Corona-Krise bestärkt dieses Umdenken. Neue Arbeitsmodelle wie Mobil- und Gleitzeitarbeit haben sich mittlerweile in jeder zweiten Steuerkanzlei etabliert (50 Prozent). Zumindest teilweise arbeiten derzeit über 70 Prozent der Kanzleien im mobilen bzw. Homeoffice, wobei der Arbeitsschwerpunkt noch immer in der Kanzlei liegt.
8 von 10 Kanzleien arbeiten digitaler mit Mandanten zusammen
Die Mehrheit der Befragten sieht ihre Kanzlei für die zweite Welle der Pandemie durchaus gut aufgestellt (75 Prozent): Rund 82 Prozent der Steuerberater*innen arbeiten aktuell zumindest teilweise digitaler mit ihren Mandant*innen zusammen als vor der Pandemie. Absprachen erfolgen überwiegend telefonisch oder per Videokonferenz (56 Prozent) und persönliche Treffen werden weitestgehend vermieden (48 Prozent). Nur noch jede/r vierte Mandant*in bevorzugt den persönlichen Kontakt mit der/dem Steuerberater*in.
Das zeigt: Automatisierte Prozesse und der digitale Belegfluss halten, verstärkt durch Corona, in Kanzleien immer mehr Einzug. Entsprechend nehmen 16 Prozent der Steuerkanzleien die Pandemie zum Anlass, den Pendelordner in ihrer Kanzlei endgültig abzuschaffen. 29 Prozent ziehen die Möglichkeit des papierlosen Büros zumindest in Erwägung.
Corona-bedingt neue Beratungsfelder
Die Krise macht die Verschiebung der Kernaufgaben von Steuerberatern deutlich. Während aktuell nur noch 27 Prozent der Befragten den Fokus auf Lohn- und Finanzbuchhaltung legen, hat sich der Beratungsschwerpunkt bei der Mehrheit der Kanzleien verschoben (65 Prozent). Besonders die Beratung hinsichtlich Fördermittel, Liquidität und Kurzarbeit ist derzeit gefragt. Drei von vier Steuerberater*innen mussten sich dafür neue Kompetenzen aneignen. Damit zeigt sich, dass Beratungsfelder künftig immer wieder dynamisch an die jeweilige Situation der Mandant*innen angepasst werden müssen und über das aktuelle Beratungsportfolio von Steuerberater*innen hinausgehen.
Und nach Corona? Kanzleien können nur so digital sein wie ihre Mandanten
"Um Steuerkanzleien sicher für die Zukunft aufzustellen, muss Digitalisierung auf zwei Seiten stattfinden: In den Kanzleien und bei den Mandat*innen. Wir sehen uns in der Rolle des Beziehungsmachers, indem wir beide Parteien auf unserer Unternehmensplattform zusammenbringen und sie dabei unterstützen, ihre Zusammenarbeit künftig noch effizienter zu gestalten", so Isabel Blank, Geschäftsführerin in der Haufe Group und Gründerin der Initiative "Kanzlei der Zukunft". Am 25. November lädt die Initiative deshalb Steuerberater zu einem virtuellen Workshop ein, um die Ergebnisse der Umfrage zu diskutieren und an Lösungsansätzen für die Herausforderungen zu arbeiten. Eine Bewerbung um die 20 freien Teilnehmerplätze ist ab sofort unter www.lexoffice.de/zukunftswerkstatt-2020 möglich.
Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 07.10. bis 16.10.2020 durchgeführt. An der Online-Befragung beteiligten sich 391 Steuerberater*innen aus ganz Deutschland. Die meisten Befragten sind zwischen 40 und 59 Jahre alt (70 Prozent). Über 39 Prozent der Steuerberater*innen gaben eine Kanzleigröße von mehr als zehn Mitarbeiter*innen an, weitere 32 Prozent beschäftigen ein bis fünf Mitarbeiter*innen.
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