(1) 1Bei den nach § 32 b Abs. 1 Nr. 1 EStG dem Progressionsvorbehalt unterliegenden Bezügen handelt es sich ausnahmslos um Lohnersatzleistungen. 2Leistungen nach der Berufskrankheitenverordnung sind keine Lohnersatzleistungen und gehören deshalb nicht zu den vergleichbaren Leistungen im Sinne des § 32 b Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe b EStG; sie unterliegen nicht dem Progressionsvorbehalt.

 

(2) 1In den Progressionsvorbehalt sind die Lohnersatzleistungen mit den Beträgen einzubeziehen, die als Leistungsbeträge nach den einschlägigen Leistungsgesetzen festgestellt werden. 2Kürzungen dieser Leistungsbeträge, die sich im Fall der Abtretung oder durch den Abzug von Versichertenanteilen an den Beiträgen zur Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und ggf. zur Krankenversicherung ergeben, bleiben unberücksichtigt.

 

(3) Die rechnerische Ermittlung des besonderen Steuersatzes und dessen Anwendung auf das zu versteuernde Einkommen wird in den folgenden Beispielen dargestellt:

Beispiele (nach der Einkommensteuer-Splittingtabelle für 1992)

Fall A B

zu versteuerndes Einkommen

(§ 2 Abs. 5 EStG)
40 000 DM 40 000 DM
Fall A Arbeitslosengeld 10 000 DM  
oder    
Fall B zurückgezahltes Arbeitslosengeld   2 000 DM

für die Berechnung des

Steuersatzes maßgebendes

zu versteuerndes Einkommen
50 000 DM 38 000 DM

Abrundung auf den Eingangsbetrag

der Tabellenstufe
49 896 DM 37 908 DM
Steuer nach der Splittingtabelle 8 208 DM 5 426 DM

durchschnittlicher Steuersatz

(bezogen auf 49 896 DM oder 37 908 DM)
16,4502 v.H. 14,3136 v.H.

Die Anwendung des durchschnittlichen Steuersatzes auf das - auf den Eingangsbetrag der Tabellenstufe abgerundete -zu versteuernde Einkommen (39 960 DM)

ergibt als Steuer
6 573 DM 5 719 DM
 

(4) 1Werden die in § 32 b Abs. 1 Nr. 1 EStG bezeichneten Lohnersatzleistungen zurückgezahlt, so sind sie von den im selben Kalenderjahr bezogenen Leistungsbeträgen abzusetzen, unabhängig davon, ob die zurückgezahlten Beträge im Jahr ihres Bezugs dem Progressionsvorbehalt unterlegen haben. 2Rückzahlungen sind auch dann mit dem zurückgezahlten Betrag zu berücksichtigen, wenn diese Leistungen seinerzeit mit einem nach § 32 b Abs. 2 Nr. 1 EStG 1987 hochgerechneten Bruttobetrag dem Progressionsvorbehalt unterworfen worden sind. 3Ergibt sich durch die Absetzung ein negativer Betrag, weil die Rückzahlungen höher sind als die im selben Jahr empfangenen Beträge oder weil den zurückgezahlten keine empfangenen Beträge gegenüberstehen, so ist auch der negative Betrag bei der Ermittlung des besonderen Steuersatzes nach § 32 b EStG zu berücksichtigen (negativer Progressionsvorbehalt). 4Aus Vereinfachungsgründen bestehen keine Bedenken, zurückgezahlte Beträge dem Kalenderjahr zuzurechnen, in dem der Rückforderungsbescheid ausgestellt worden ist. 5Das gilt nicht, wenn der Arbeitnehmer beantragt, die zurückgezahlten Beträge dem Kalenderjahr zuzurechnen, in dem sie tatsächlich abgeflossen sind. 6In diesem Fall hat er den Zeitpunkt des tatsächlichen Abflusses anhand von Unterlagen, z. B. Aufhebungs- /Erstattungsbescheide oder Zahlungsbelege, nachzuweisen oder glaubhaft zu machen.

 

(5) Fällt wegen der rückwirkenden Zubilligung einer Rente der Anspruch auf Krankengeld rückwirkend ganz oder teilweise weg, ist dies steuerlich wie folgt zu behandeln:

 

1.

1Soweit der Krankenkasse ein Erstattungsanspruch nach § 103 SGB X gegenüber dem Rentenversicherungsträger zusteht, ist das bisher gezahlte Krankengeld als Rentenzahlung anzusehen und als Leibrente nach § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchstabe a EStG mit dem Ertragsanteil der Besteuerung zu unterwerfen. 2Das Krankengeld unterliegt insoweit nicht dem Progressionsvorbehalt nach § 32 b EStG.

 

2.

1Gezahlte und die Rentenleistung übersteigende Krankengeldbeträge im Sinne des § 50 Abs. 1 Satz 2 SGB V sind als Krankengeld nach § 3 Nr. 1 Buchstabe a EStG steuerfrei; § 32 b EStG ist anzuwenden. 2Entsprechendes gilt für das Krankengeld, das vom Empfänger infolge rückwirkender Zubilligung einer Rente aus einer ausländischen gesetzlichen Rentenversicherung nach § 50 Abs. 1 Satz 3 SGB V an die Krankenkasse zurückzuzahlen ist.

 

3.

Soweit die nachträgliche Feststellung des Rentenanspruchs auf Zeiträume zurückwirkt, für die Steuerbescheide bereits ergangen sind, sind diese Steuerbescheide nach § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO zu ändern.

 

(6) 1Hat ein Arbeitnehmer trotz Arbeitslosigkeit kein Arbeitslosengeld oder keine Arbeitslosenhilfe erhalten, weil ein entsprechender Antrag abgelehnt worden ist, so kann dies durch die Vorlage des Ablehnungsbescheids nachgewiesen werden; hat der Arbeitnehmer keinen Antrag gestellt, so kann dies durch die Vorlage der vom Arbeitgeber nach § 133 AFG ausgestellten Arbeitsbescheinigung im Original belegt werden. 2Kann ein Arbeitnehmer weder durch geeignete Unterlagen nachweisen, noch in sonstiger Weise glaubhaft machen, daß er keine Lohnersatzleistungen erhalten hat, kann das Finanzamt bei dem für den Arbeitnehmer zuständigen Arbeitsamt (§ 129 AFG) eine Bescheinigung darüber anfordern (Negativbescheinigung).

Dieser Inhalt ist unter anderem im Kühn, Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung (Schäffer-Poeschel) enthalten. Sie wollen mehr?


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