Entscheidungsstichwort (Thema)
Keine Beschwerde gegen Ablehnung der Protokollberichtigung; Unzulässigkeit eines nach Schluss der mündlichen Verhandlung gestellten Berichtigungsantrags
Leitsatz (NV)
- Die Beschwerde gegen einen Beschluss, durch den ein Antrag auf Protokollberichtigung abgelehnt wird, ist unzulässig.
- Ein erst nach Schluss der mündlichen Verhandlung gestellter Antrag auf Protokollberichtigung ist unzulässig, sodass der Vorsitzende keinen Gerichtsbeschluss herbeiführen muss, sondern den Antrag selbst ablehnen kann.
Normenkette
FGO § 94; ZPO § 160 Abs. 4
Tatbestand
Das Finanzgericht (FG) wies die Klage des Klägers und Beschwerdeführers (Kläger) wegen einheitlicher und gesonderter Feststellung der Einkünfte sowie Einkommensteuer 1990 und 1991 mit Urteil vom 12. Oktober 1999 ab. Das Urteil wurde an demselben Tage verkündet. Mit Schriftsatz vom 4. Dezember 1999 beantragte der Kläger, das Protokoll über die mündliche Verhandlung vom 12. Oktober 1999 zu berichtigen. Der Vorsitzende Richter lehnte den Antrag mit Beschluss vom 27. Januar 2000 mit der Begründung ab, dass er unzulässig sei, da er erst nach Schluss der mündlichen Verhandlung gestellt worden sei. Der Beschluss enthält den Hinweis, dass er unanfechtbar sei und die Unanfechtbarkeit aus § 160 Abs. 4 Satz 3 der Zivilprozeßordnung (ZPO) i.V.m. § 94 der Finanzgerichtsordnung (FGO) folge. Der Kläger hat gegen diesen Beschluss persönlich Beschwerde eingelegt. Das FG hat der Beschwerde nicht abgeholfen.
Entscheidungsgründe
Die Beschwerde ist unzulässig.
Nach § 160 Abs. 4 Satz 3 ZPO i.V.m. § 94 FGO ist ein Beschluss, durch den die beantragte Aufnahme bestimmter Vorgänge in das Protokoll abgelehnt wurde, unanfechtbar. Daraus folgt, dass auch ein Beschluss, mit dem das Gericht es ablehnt, im Wege der Protokollberichtigung von ihm für unbeachtlich gehaltene Vorgänge oder Äußerungen in das Protokoll einzufügen, nicht anfechtbar und eine gleichwohl eingelegte Beschwerde unzulässig ist (vgl. Beschluss des Bundesfinanzhofs ―BFH― vom 29. Juni 1992 V B 86/91, BFH/NV 1993, 181).
Ob es von der Unanfechtbarkeit solcher Beschlüsse bei evidenten Verfahrensverstößen Ausnahmen geben kann, braucht im Streitfall nicht entschieden zu werden. Denn es ist kein Verfahrensverstoß des FG ersichtlich. Ein solcher ist insbesondere nicht darin zu sehen, dass der Antrag auf Protokollberichtigung nicht durch Gerichtsbeschluss, sondern durch eine Entscheidung des Vorsitzenden abgelehnt wurde. Zwar ist ―wie sich aus dem Wortlaut des § 160 Abs. 4 Satz 2 ZPO ergibt― grundsätzlich das Gericht für die Ablehnung von Anträgen i.S. des § 160 Abs. 4 Satz 1 ZPO zuständig. Der Vorsitzende braucht jedoch dann nicht einen Gerichtsbeschluss herbeizuführen, wenn der Antrag offensichtlich unzulässig ist (vgl. BFH-Beschluss vom 30. September 1986 VIII B 59/85, BFH/NV 1989, 24). Dies trifft im Streitfall zu. Denn der Kläger hat den Antrag nach § 160 Abs. 4 Satz 1 ZPO erst nach Schluss der mündlichen Verhandlung gestellt. Ein solcher Antrag ist nach allgemeiner Auffassung unzulässig (vgl. BFH-Beschluss in BFH/NV 1989, 24, 25, m.w.N.).
Fundstellen
Haufe-Index 425600 |
BFH/NV 2000, 1124 |