Entscheidungsstichwort (Thema)
Gesonderte Feststellung von Körperschaftsteueranrechnungsbeträgen
Leitsatz (redaktionell)
- Sofern für Streitjahre vor 1996 wegen der Anrechnung von Körperschaftsteuer die Einbeziehung höherer Bruttodividenden (§ 20 Abs. 1 Nr. 1 und 3 EStG) bei den festgestellten Gewinnen begehrt wird, fehlt einer Klage das Rechtsschutzbedürfnis, weil § 36 Abs. 2 Nr. 3 Satz 4 f EStG 1990 die Anrechnung der Körperschaftsteuer nicht von deren Hinzurechnung als Bezug gem. § 20 Abs. 1 Nr. 3 EStG abhängig gemacht hat.
- Bei Einzelgewerbetreibenden besteht für Streitjahre vor 1995 keine Verpflichtung höhere Steueranrechnungsbeträge gesondert festzustellen.
Normenkette
EStG § 36 Abs. 2 Nr. 3 S. 4 f., § 20 Abs. 1 Nrn. 1, 3; AO § 180 Abs. 1 Nr. 2b, Abs. 5 Nr. 2
Streitjahr(e)
1990, 1991
Nachgehend
Tatbestand
Der Kläger (Kl.) war bis Mitte 1993 Kursmakler an der Wertpapierbörse für den Handel mit Aktien inländischer Versorgungsunternehmen.
Da das beklagte Betriebsstätten-Finanzamt (vormals T) nicht mit dem Wohnsitz-Finanzamt U identisch war, musste es die in den Streitjahren 1990 und 1991 aus diesem Einzelgewerbe erzielten Einkünfte des Kl., die mit 2.228.538 DM bzw. 913.961 DM erklärt wurden, gesondert feststellen. Den Gewinn 1990 stellte es am 11.04.1991 unter dem Vorbehalt der Nachprüfung erklärungsgemäß fest; Gleiches galt für den dort ebenfalls unter „A. Feststellungen” erfolgten Ansatz der anzurechnenden Körperschaft-
steuer (KSt) mit 1.171.340,07 DM und der anzurechnenden Kapitalertragsteuer (KapSt) mit 521.945,00 DM.
Bei einer vom Finanzamt X (vormals T) durchgeführten Großbetriebsprüfung ging der damit beauftragte Bankenprüfer (Bpr.) aufgrund der Feststellung, dass der Kl. zu den Dividendenstichtagen 13.12.1990 bzw. 10.07.1991 die normalen um ein Vielfaches übersteigende Handelsbestände an W-Vorzugsaktien und I-Stammaktien unterhielt, dem Verdacht nach, der Kl. habe sich hier an einem „Dividenden-Stripping” beteiligt, bei dem gestaltungsmissbräuchlich Dividenden in Kursgewinne nicht zur (damaligen) KSt-Anrechnung berechtigt gewesener Steuerausländer umgepolt worden seien.
Dieser Verdacht konzentrierte sich auf folgende Aktien-Kompensationsge-schäfte als „Spread-Orders Alt gegen Jung”:
A. W - Dividendenzahltag 14.12.1990
alte Vorzugsaktien - Wertpapier-KN 88888
Kl.-Skontro v. |
an |
Kurs |
Stückzahl |
Kurswert (DM) |
von |
Valuta |
22.11. |
888 |
343,00 |
76.000 |
26.068.000 |
226 |
14.12. |
03.12. |
888 |
343,00 |
27.710 |
9.504.530 |
158 |
14.12. |
12.12. |
888 |
354,50 |
15.000 |
5.317.500 |
058 |
14.12. |
|
|
|
|
|
|
|
neue Vorzugsaktien - Wertpapier-KN 777777
Kl.-Skontro v. |
an |
Kurs |
Stückzahl |
Kurswert (DM) |
von |
Valuta |
22.11. |
226 |
330,68 |
76.000 |
25.131.680 |
888 |
14.12. |
03.12. |
158 |
330,00 |
27.710 |
9.144.300 |
888 |
14.12. |
12.12. |
058 |
342,00 |
15.000 |
5.130.000 |
888 |
14.12. |
I - Dividendenzahltag 11.07.1991
alte (Stamm-)Aktien - Wertpapier-KN 6666666
Kl.-Skontro v. |
an |
Kurs |
Stückzahl |
Kurswert (DM) |
von |
Valuta |
03.07. |
038 |
366,20 |
21.700 |
7.946.540 |
226 |
10.07. |
10.07. |
038 |
392,00 |
7.000 |
2.744.000 |
191 |
11.07. |
- ABW. SLT. 09.07. wg. STORNO für 7.500 St. aus SK. v. 09.07.-10.07. |
038 |
393,00 |
10.000 |
3.930.000 |
190 |
12.07. |
10.07. |
AUF |
396,20 |
10.000 |
3.962.000 |
150 |
12.07. |
10.07. |
AUF |
396,00 |
5.000 |
1.980.000 |
150 |
12.07. |
junge (Stamm-)Aktien - Wertpapier-KN 5555555
Kl.-Skontro v. |
an |
Kurs |
Stückzahl |
Kurswert (DM) |
von |
Valuta |
03.07. |
226 |
355,00 |
21.700 |
7.703.500 |
038 |
11.07. |
10.07. |
191 |
381,25 |
7.000 |
2.668.750 |
038 |
11.07. |
- ABW. SLT. 09.07. wg. STORNO für 7.500 St. aus SK. v. 09.07.-10.07. |
190 |
382,25 |
10.000 |
3.822.500 |
038 |
12.07. |
10.07. |
150 |
385,70 |
10.000 |
3.857.000 |
AUF |
12.07. |
10.07. |
150 |
385,50 |
5.000 |
1.927.500 |
AUF |
12.07. |
Außer bei den mit „AUF” abgekürzten Aufgabegeschäften handelte es sich hier um (originäre) Eigengeschäfte des Kl. Die Bank-KN 777 und 666 waren seinen Hausbanken B AG bzw. Hn Bank zuzuordnen, die Bank-KN 226, 158, 058, 191, 190 und 150 in derselben Reihenfolge der Bank P (Deutschland) AG, der C (Deutschland) AG, der Q jr. & Cie., der F-Effectenbank AG, der I Bank AG und der M.M. G Bank.
Wertpapierabrechnungen über diese Kompensationsgeschäfte des Kl. befinden sich ebenso wenig im Sonderband Belege (SB) oder im Bpr.-Fallordner (FO) wie die damit korrespondierenden Sammeldepot-Gut- und Lastschriften. Im FO sind aber u.a. Ablichtungen der einschlägigen Skontro-Seiten, im SB die folgenden Dividendenabrechnungen und Steuerbescheinigungen abgeheftet:
„Dividendenabrechnung und Steuerbescheinigung” der B AG vom 13.12.1990 betr. Depot-Nr. 780600 - Konto-Nr. 7oooooo (SB-Bl. 54)
St. W-Vorzugsaktien - Wertpapier-KN 703 703 |
|
10,00 DM p. St. Dividende für 1989/90 - Zahl- bzw. Ex-Tag 14.12.90 Bruttobetrag (118.710 St. à 10,00 DM) |
1.187.100,00 DM |
./. 25 % KapSt |
296.775,00 DM |
Nettobetrag - Wert 14.12. |
890.325,00 DM |
Dividende für 1989/90 |
1.187.100,00 DM |
anrechenbare KSt (9/16) |
667.743,75 DM |
zu versteuernde Einnahmen |
1.854.843,75 DM |
anrechenbare KapSt |
296.775,00 DM |
Zahlungstag 14.12. |
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Die Stückzahl 118.710 entspricht der Summe aller...