Tz. 89
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
Auf Grund der Maßgeblichkeit der Vorgaben der EG-FRL für die Bestimmung des Teilbetriebs in § 20 Abs 1 UmwStG wird im Schrifttum ein eigener sich aus den "Allgemeinen Vorschriften" der EG-FRL ergebender Teilbetriebsbegriff vertreten, der sich von dem Begriff in § 16 EStG unterscheidet (so schon die überwiegende Auff zu § 23 UmwStG aF: zB s W/M, § 23 UmwStG Rn 18f; s H/B, 2. Aufl, § 23 UmwStG Rn 116ff; s S/ H/S, 4. Aufl, § 23 UmwStG Rn 24ff; s Merkert in Bordewin/Brandt, § 23 UmwStG Rn 19; s Herzig IStR 1994, 1; Thömmes, Beil zu DStR 17/1998, 47ff; ders, in FS Widmann 2000, 583; s Rödder/Beckmann, DStR 1999, 751; s Strobl-Haarmann in, FS Widmann 2000, 553; s Blumers, DB 2001, 722; s Menner/Broer, BB 2003, 229; zur Rechtslage nach § 20 UmwStG idF des SEStEG s Tz 76). Beide Begriffe sind tätigkeitsbezogen, dh aus funktionaler Sicht, zu beurteilen (s Tz 77 und s § 15 UmwStG Tz 62).
Tz. 90
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
Nach Auff des BFH ist das nationale und europäische Begriffsverständnis vom Teilbetrieb nicht abweichend voneinander (s Urt des BFH v 07.04.2010, BStBl II 2011, 467 unter II.4.c dd) und v 07.11.2013, BFH/NV 2014, 437 unter II.2.b.) aa) (3); jeweils nicht entscheidungserheblich). Im Schrifttum werden jedoch für den in Art 2 Buchst j EG-FRL definierten "europäischen" Teilbetrieb gegenüber der von der Rspr zu § 16 EStG entwickelten Begriffsbestimmung im Wesentlichen folgende Unterschiede diskutiert:
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Der "europäische" Teilbetrieb habe geringere Anforderungen an die Selbständigkeit der Tätigkeit im Teilbetrieb (s Tz 82 – 86) gegenüber den anderen Bereichen des Unternehmens. Aus diesem Grund müsse sich die Tätigkeit im Teilbetrieb nicht von der übrigen Betätigung der einbringenden Gesellschaft abheben (zB s S/H/S, 4. Aufl, § 23 UmwStG Rn 25 mwNachw und 6. Aufl, § 20 UmwStG Rn 87; s Nitzschke, in Blümich, § 20 UmwStG 2006 Rn 53; s Herlinghaus, in R/H/vL, 2. Aufl, § 20 UmwStG Rn 59c; s H/M, 4. Aufl, § 20 UmwStG Rn 93; s Herzig IStR 1994, 1; s Goebel/Ungemach/Seidenfad, DStZ 2009, 354; s Greil, StuW 2011, 84; s Graw, DB 2013, 1011 und s § 15 UmwStG Tz 106, 107). Nach der Definition des Teilbetriebs in der EG-FRL sei nur eine organisatorische Selbständigkeit vonnöten. |
Tz. 91
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
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Bei der Teilbetriebseinbringung sei nicht erforderlich, dass das Eigentum an (funktional wes) Betriebsgrundlagen auf die Übernehmerin übertragen wird. Eine (dauerhaft) gesicherte Nutzungsüberlassung an die aufnehmende Gesellschaft sei vielmehr ausreichend (s S/H/S, 5. Aufl, § 20 UmwStG Rn 95 mwNachw; s H/M, 3. Aufl, § 20 UmwStG Rn 96; s Weier, DStR 2008, 1002; s Goebel/Ungemach/Seidenpfad, DStZ 2009, 354; s Benz/Rosenberg, DB 2011, 1354; s Greil, StuW 2011, 84/89; s Graw, DB 2013, 1011; s R/ H/vL, 2. Aufl, § 20 UmwStG Rn 59ff; aA s Urt des BFH v 07.04.2010, BStBl II 2011, 467 unter II. 4. c) dd); s Nitzschke, in Blümich, § 20 UmwStG 2006 Rn 53; s Neumann, GmbHR 2012, 141 unter 2.b. Dies ergebe sich aus der tätigkeitsbezogenen Definition des Teilbetriebsbegriffs in der EG-FRL. Auch die gemeinsame Nutzung wes Betriebsgrundlagen stehe somit einer Teilbetriebseinbringung nicht entgegen (ebenso zu der Problematik s § 15 UmwStG Tz 63). Es kann dahingestellt bleiben, ob diese Auff der Teilbetriebsdefinition des Art 2 Buchst j EG-FRL entnommen werden kann; jedenfalls gehört zur Anwendung des § 20 UmwStG, dass die wes Betriebsgrundlagen der Sacheinlagegegenstände des § 20 Abs 1 UmwStG durch die in § 1 Abs 3 UmwStG aufgezählten Vorgänge übertragen werden. Zu diesen Einbringungssachverhalten zählt die Nutzungsüberlassung nicht (s Tz 8). |
Tz. 92
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
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Die Frage, ob ein Teilbetrieb iSd Art 2 Buchst j EG-FRL vorliege, sei nur aus der Sicht der erwerbenden Gesellschaft zu beantworten (s Strobl-Haarmann in FS für S Widmann 2000, 553 (556); s Blumers, BB 2008, 2041; s Goebel/Ungemach/Seidenfad, DStZ 2009, 354; s Beinert, FR 2010, 1009/1020; s Essing/Funke, DStR 2014, 1253; s W/M, § 20 UmwStG Rn R 5; s R/H/vL, UmwStG, 2. Aufl, § 20 UmwStG Rn 59i; krit s Greil, StuW 2011, 84/89). Aus dem Blickwinkel der Übernehmerin müsse eine funktionsfähige Einheit vorliegen. Die Frage, ob ein Teilbetrieb vorliegt, ist uE einzig nach den Verhältnissen des Einbringenden zu beurteilen (glA s Thömmes, in FS für S Widmann 2000, 583 (602); s S/ H/S, 6. Aufl, § 20 UmwStG Rn 87; s H/M, 4. Aufl, § 20 UmwStG Rn 101; s Graw, DB 2013, 1011; ebenso s § 15 UmwStG Tz 66 mwNachw). Insofern besteht Übereinstimmung mit der Teilbetriebseinbringung iSd § 16 EStG (s Tz 111). Die Maßgeblichkeit der Sachlage beim Einbringenden ergibt sich zum einen aus der Definition der "Einbringung von Unternehmensteilen" gem Art 2 Buchst d der EG-FRL (s Thömmes, in FS Widmann 2000, 583 (602)). Dort wird der Teilbetrieb als Untereinheit des Betriebs der einbringenden Gesellschaft angesehen. Zum anderen wird diese Sichtweise uE durch die Definition des Teilbetriebs gem Art 2 Buchst j der EG-FRL bestätigt. Dort wird der Teilbetrieb ... |