Alexandra Pung, Torsten Werner
Tz. 64
Stand: EL 80 – ET: 04/2014
Nach den Urt des BFH v 30.06.1983 (BStBl II 1983, 640) und v 10.03.1988 (BStBl II 1988, 832) entsteht ein VG iSd § 17 EStG nicht bereits bei Abschluss des schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäfts, sondern in dem Zeitpunkt des Übergangs des rechtlichen oder zumindest des wirtsch Eigentums an den Anteilen. Das ist, da der Veräußerungszeitpunkt bei den §§ 16, 17 EStG identisch ist (s Urt des BFH v 21.12.1993, BStBl II 1994, 648), der Zeitpunkt, in dem bei Gewinnermittlung durch BV-Vergleich nach den Grundsätzen hr-licher Buchführung der Gewinn realisiert wäre (s Urt des BFH v 07.03.1995, BStBl II 1995, 693 und s Tz 235). Ebenso s Urt des BFH v 11.07.2006 (BStBl II 2007, 296).
Ist die den VG auslösende Übertragung zivilrechtlich nach ausl Recht zu beurteilen, richtet sich der Zeitpunkt der Realisierung nach § 17 EStG nach dem betr ausl Recht (s Urt des BFH v 21.10.1999, BStBl II 2000, 424).
Tz. 65
Stand: EL 80 – ET: 04/2014
Fallen rechtliches und wirtsch Eigentum auseinander, ist für die Bestimmung des Veräußerungszeitpunkts auf den Übergang des wirtsch Eigentums abzustellen (s Urt des BFH v 17.02.2004, BStBl II 2004, 651 und v 18.05.2005, BStBl II 2005, 857 unter II.1.b) der Urt-Gründe). Weiter s Pupeter (GmbHR 2006, 910, 912). Von einem Übergang des wirtsch Eigentums ist nach der Rspr des BFH auszugehen, wenn auf Grund eines bürgerlich-rechtlichen Rechtsgeschäfts der Käufer eines Anteils bereits eine rechtlich geschützte, auf den Erwerb des Rechts gerichtete Position erworben hat, die ihm gegen seinen Willen nicht mehr entzogen werden kann, und auch die mit den Anteilen verbundenen wes Rechte (insbes Gewinnbezugs- und Stimmrecht) sowie das Risiko einer Wertminderung und die Chance einer Wertsteigerung auf den Käufer übergegangen sind (s Tz 189 und s Urt des BFH v 22.07.2008, BStBl II 2009, 124; die eingelegte Verfassungsbeschwerde ist nicht zur Entscheidung angenommen worden, s Beschl des BVerfG v 18.01.2010, StEd 2010, 99; v 12.12.2007, BStBl II 2008, 579; v 11.07.2006, BStBl II 2007, 296; v 10.03.1998, BStBl II 1998, 832 und v 18.12.2001, BFH/NV 2002, 640). Ebenfalls hierzu s H 17 Abs 4 "Wirtsch Eigentum" EStH 2012; s Englisch (FR 2010, 1023) und s Fischer (FR 2000, 393, Komm zum Urt des BFH v 21.10.1999, BStBl II 2000, 424). Dabei ist regelmäßig Voraussetzung, dass der Erwerber alle mit der Beteiligung verbundenen wes Rechte ausüben kann (s Urt des BFH v 17.02.2004, BStBl II 2004, 651, 653; v 18.05.2005, BStBl II 2005, 857 unter II.1.b) aa) der Urt-Gründe und v 08.11.1005, BStBl II 2006, 253). Nach der neueren BFH-Rspr (s Urt des BFH v 11.07.2006, BStBl II 2007, 296) kann von einem Übergang des wirtsch Eigentums hingegen auch dann auszugehen sein, wenn die oa Voraussetzungen nicht in vollem Umfang erfüllt sind (sog Gesamtbildbetrachtung). Ebenfalls hierzu s Urt des BFH v 12.12.2007 (BStBl II 2008, 579 unter II.2.b)bb)aaa) der Urt-Gründe); v 01.08.2012 (BFH/NV 2013, 9); v 26.01.2011 (BStBl II 2011, 540, wonach für die Vermittlung des wirtsch Eigentum ein nur zivilrechtlicher Durchgangserwerb für eine "logische Sekunde" nicht ausreichend ist [s Tz 182]); v 25.05.2011 (BStBl II 2012, 3); v 07.07.2011 (BStBl II 2012, 20, wonach eine formale Unrichtigkeit bei Aktien nicht den Erwerb des dann noch unverkörperten Mitgliedschaftsrechts hindert); v 20.07.2010 (BHF/NV 2011, 41); v 05.10.2011 (BStBl II 2012, 318); s Beschl des BFH v 15.10.2013, Az: I B 159/12; s Hoffmann (GmbH-StB 2007, 61; GmbH-StB 2011, 224 und 349); s Heuermann (DB 2011, 551, 556 und BFH/PR 2012, 183); s Schimmele (GmbH-StB 2012, 137); s Schiffers/Köster (DStZ 2011, 851, 862); s Hahne (Status-Recht 2008, 379); s Glanemann (GmbH-StB 2011, 356); s Schmid (BB 2011, 2802) und s Schindler (KSR direkt 2012, 4). Für den Übergang des Stimmrechts ist es ausreichend, dass der Veräußerer auf Grund der getroffenen Vereinbarungen im Innenverhältnis zum Erwerber bei der Stimmabgabe dessen Interessen wahrzunehmen hat. Wegen des aus dem Übergang des wirtsch Eigentums sich ergebenden Gestaltungspotentials s Strahl (KÖSDI 2007, 15 657, 15 662).
Der BFH (s Urt des BFH v 17.02.2004, BStBl II 2005, 46) hat entschieden, dass von einem Übergang des wirtsch Eigentums bereits im Zeitpunkt des Abschlusses des Kaufvertrags ausgegangen werden kann, wenn der zivilrechtliche Eigentumsübergang unter der aufschiebenden Bedingung der vollständigen Kaufpreiszahlung steht und das beim Veräußerer bis zur vollständigen Kaufpreiszahlung verbleibende Stimmrecht bei wirtsch Betrachtung keine maßgebliche Bedeutung hat. Hingegen geht das wirtsch Eigentum erst mit dem Eintritt der aufschiebenden Bedingung über, wenn ihr Eintritt nicht allein vom Willen und Verhalten des Erwerbers abhängt (s Urt des BFH v 25.06.2009, BStBl II 2010, 182). Hierzu auch s Wischmann (GmbH-StB 2009, 323). Das FG München (s Urt des FG München v 22.12.2009, GmbHR 2010, 488) hat den Übergang des wirtsch Eigentums bei einer aufschiebenden Bedingung mit fehlendem Bedingungseintritt verneint.