Tz. 280
Stand: EL 107 – ET: 09/2022
§ 8b Abs 4 S 1 KStG stellt auf die Beteiligung zu Beginn des Kj ab. Dh maßgebend ist ausschl die am 01.01. eines Jahres bestehende Beteiligungsquote. Das strenge Stichtagsprinzip ebenfalls bejahend s Urt des FG Köln v 09.06.2016 (EFG 2016, 1542) und s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 288d). Die Beteiligungsverhältnisse im Zeitpunkt der Fassung des GA-Beschl bzw der tats Ausschüttung sind unerheblich. Weiter kommt es nicht auf das Wj der AE-Kö an. GlA s Behrens/Renner/Faller (DStZ 2014, 336, 338).
Kamphaus/Weihmann/Sauer (Ubg 2014, 258, 262) problematisieren, ob in dem Fall, in dem der AE ein abw Wj hat, auf den 01.01 des Kj abzustellen ist, in dem die GA stattfindet oder der 01.01. des folgenden Kj, in dem das Wj des AE endet, in dem die GA in dem Gewinn des AE enthalten ist.
Beispiel 1:
Die A-GmbH (Wj: 01.07.-30.06.) hält am 01.01.2013 5 % der Anteile an der B-GmbH. Im Oktober 2013 erwirbt sie 6 % der Anteile hinzu. Die GA erfolgt im September 2013. Für die Prüfung des § 8b Abs 4 S 1 KStG könnte auf folgende Zeitpunkte abgestellt werden:
- 01.01.2013: Beginn des Kj, in dem die GA erfolgt ist. Hiernach wäre die GA stpfl, da die Beteiligung die Mindestbeteiligungsgrenze nicht erreicht und ein Fall des § 8b Abs 4 S 6 KStG nach der hier vertretenen Auff nicht vorliegt (s Tz 298) oder
- 01.01.2014: Beginn des Kj, in dem das Wj-Ergebnis 2013/2014 stlich zu erfassen ist. Hiernach wäre die GA zu 95 % stfrei.
Nach dem Sinn und Zweck sowie dem Wortlaut der Regelung ist die GA uE stpfl, da der Beginn des Kj maßgebend ist, in dem der Bezug stlich realisiert wird (Alt a). Auf das Kj der Erfassung im stlichen Einkommen kommt es uE nicht an. GlA s Schnitger (in Sch/F, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 545), s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 288d), s Binnewies (GmbH-StB 2013, 255, 256), s Schwedhelm/Olbing/Binnewies (GmbHR 2013, 1233, 1236), s Grefe (DStZ 2013, 573, 577) und s Watrin/Eberhardt (IStR 2013, 814). AA s M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 475a), s Kessler/Dietrich (DStR 2012, 2105), s Rothe (FR 2020, 705, 709) und s Hechtner/Schnitger (Ubg 2013, 271).
Bei unterjähriger Gründung einer Gesellschaft ist uE § 8b Abs 4 S 6 KStG mit der Maßgabe anzuwenden, dass von einem Erwerb zu Beginn des Kj auszugehen ist (s Haisch/Helios/Niedling, DB 2012, 2060, 2062 und s Intemann, BB 2013, 1239, 1241). GlA s M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 476 und 485), s Ernst (DB 2014, 449, 452) und s Schwedhelm/Olbing/Binnewies (GmbHR 2013, 1233, 1236). Zweifelnd s Herlinghaus (FR 2013, 529, 534). Wegen der Berücksichtigung von unterjährigen Erwerben s Tz 296ff. Entspr gilt uE in Fällen der Kap-Erhöhung. GlA s Binnewies (GmbH-StB 2013, 255, 256).
Damit kann bei einem vom Kj abw Wj theoretisch der Fall eintreten, dass eine vor dem 01.01. vereinnahmte GA stfrei und eine nach dem 01.01. vereinnahmte GA stpfl ist. Denkbar ist ebenso der umgekehrte Fall.
Beispiel 2:
Die A-GmbH hat ein Wj vom 01.07.-30.06. Bis zum 31.10.2013 ist sie mit 6 % an der B-GmbH beteiligt. Am 01.12.2013 erwirbt sie 5 % hinzu. Im Wj 2013/2014 erhält die A-GmbH von der B-GmbH eine oGA am 01.08.2013 und am 01.05.2014.
Die GA v 01.08.2013 ist bei der A-GmbH voll stpfl, da sie am 01.01.2013 nur 6 % der Anteile an der B-GmbH hielt (s Bsp 1). Der Hinzuwerb in 2013 zählt nicht, da nicht mind 10 % erworben wurden (s Tz 298). Die GA v 01.05.2014 ist zu 95 % stfrei, da die A-GmbH am 01.01.2014 mit 11 % an der B-GmbH beteiligt ist.
Tz. 281
Stand: EL 107 – ET: 09/2022
Unterjährige Veränderungen der Beteiligungsquote wirken sich nur in den Fällen des § 8b Abs 4 S 6 KStG (unterjähriger Erwerb von mind 10 %, s Tz 296ff) auf die Frage, ob die vereinnahmten GA stpfl oder zu 95 % stfrei sind aus. Unterjährige Veräußerungen haben hingegen keinen Einfluss auf die maßgebliche Beteiligungsgrenze. GlA s Vfg der OFD Ffm v 02.12.2013 (DB 2014, 329), s Hagemann/Özkan (IWB 2015, 482, 484), s Benz/Jetter (DStR 2013, 489, 490), s Wiese/Lay (GmbHR 2013, 404, 407), s Intemann (BB 2013, 1239, 1240), s Herlinghaus (FR 2013, 529, 534), s M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 474), s Schnitger (in Sch/F, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 546), s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 288d), s Mössner (IStR 2014, 497), s Behrens/Renner/Faller (DStZ 2014, 336, 341), s Binnewies (GmbH-StB 2013, 255, 256 und GmbH-StB 2014, 242), s Schwedhelm/Olbing/Binnewies (GmbHR 2013, 1233, 1236 und GmbHR 2014, 1233, 1235), s Haar (StStud 2013, 647, 648), s Grefe (DStZ 2013, 573, 576), s Rothe (FR 2020, 705, 710), s Köster (DStZ 2013, 859, 860) und s Haisch/Helios (DB 2013, 724, 726). Besteht hiernach am 01.01. des Jahres eine mind 10%ige Beteiligung gilt § 8b Abs 1 S 1 und 5 KStG, dh die Bezüge sind zu 95 % stfrei. Dies gilt auch dann, wenn zum Ausschüttungszeitpunkt nur noch eine Streubesitzbeteiligung besteht. Ebenso für den Fall einer Kap-Erhöhung, durch den die Beteiligung zu einer Streubesitzbeteiligung wird, s Urt des FG Köln v 09.06.2016 (EFG 2016, 1542). Das FG stellt dabei für die Frage des Absinkens der Beteiligungsqu...