Rz. 9
Die Gestaltung der Unternehmensnachfolge erfordert eine umfassende Analyse der Situation des Unternehmens bzw. der Unternehmerfamilie.
Unternehmer U hat einen Verleih für Schwertransporter und Kräne. Der Umsatz hat sich in den letzten Jahren wegen des veralteten Maschinenparks verschlechtert. U, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, möchte die Unternehmensnachfolge planen. Zunächst muss U klären, welche persönlichen und wirtschaftlichen Ziele er mit der Unternehmensnachfolge erreichen möchte.
- Soll das Unternehmen fortgeführt werden?
- Sollen "seine" Unternehmensgrundsätze nach seinem Ausscheiden weiterverfolgt werden?
- Sollen die Arbeitsplätze erhalten werden?
- Soll mit dem Unternehmen die Existenz seiner Kinder gesichert werden?
- Sollen seine Kinder aktiv im Unternehmen mitarbeiten?
- Wie soll U durch die Übergabe abgesichert werden?
- Möchte U den Kaufpreis sofort oder in Form von Rentenzahlungen erhalten?
- Soll für die Nachfolge die steuerlich günstigste Variante mit hohem Risiko oder die optimale Variante mit geringem Risiko gewählt werden?
Rz. 10
Aus der Formulierung der Ziele des Unternehmers ergibt sich die Ausgestaltung der Unternehmensnachfolge. Sollen die bisherigen Unternehmensgrundsätze fortgeführt werden, kommt eine gleitende Unternehmensübergabe an einen persönlich verbundenen Nachfolger infrage. Soll die Existenz des Unternehmers in Form einer monatlichen Rente finanziert werden, ist eine insolvenzsichere Gestaltung wichtig.
Rz. 11
Ebenso wichtig ist die Analyse der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens:
- Ist das Unternehmen rentabel?
- Welche Rechtsform und Führungsstruktur hat das Unternehmen?
- Welche Vermögenswerte sind im Unternehmen angelegt?
- Besteht Investitionsbedarf?
- Wie sehen die derzeitige Positionierung und die Prognose für die künftige Marktstellung des Unternehmens und die Branche, in der sich das Unternehmen bewegt, aus?
- Sind die Produkte veraltet?
- Welche Ziele verfolgen evtl. Mitgesellschafter?
Rz. 11a
Auch diese Kriterien haben Einfluss auf die Unternehmensnachfolge. Wenn das Unternehmen nicht rentabel arbeitet, wird ein Unternehmensverkauf schwierig werden. Ist die Perspektive für das Unternehmen pessimistisch, reicht es für die Existenzsicherung der Familie oder des Unternehmers nicht aus. Planen Mitgesellschafter ebenfalls einen Ausstieg aus dem Unternehmen, sollte der Unternehmer seine Pläne mit ihnen abstimmen. Sind größere Investitionen erforderlich, muss sichergestellt sein, dass diese auch finanzierbar sind. Schließlich wird hierdurch ein kreditfinanzierter Unternehmenskauf weiter erschwert.
Rz. 12
Ebenso sind die persönlichen Ziele des Unternehmers zu prüfen:
- Wie ist die Familiensituation?
- Gibt es einen geeigneten Nachfolger in der Familie?
- Welche weiteren Erben kommen für die Nachfolge infrage?
- Hat der Unternehmer privates Vermögen bzw. weitere Einkünfte?
- Wie sieht seine Altersvorsorge aus?
- Ist der Unternehmer krank?
- Möchte der Unternehmer weiterhin im Unternehmen tätig sein?
- Möchte der Unternehmer seinen Altersruhesitz am Ort des Unternehmens haben?
Rz. 12a
Auch hieraus ergeben sich Folgen für die Gestaltung der Unternehmensnachfolge. Hat der Unternehmer z. B. keine private Altersvorsorge, muss die Alterssicherung über die Unternehmensnachfolge gewährleistet sein. Ist er krank, hat die Nachfolge erste Priorität. Lebt er auch nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen weiter am Ort des Unternehmens, ist die Unternehmensfortführung evtl. aus persönlichen Gründen des Unternehmers wichtig, um den Ruhestand geruhsam verbringen zu können.
Rz. 13
Die Analyse der Situation des Unternehmens ist zeitaufwendig und wirft weitere Fragen auf, die zu klären sind. Auch sind die Vorstellungen des Unternehmers mit denen seiner Familie abzustimmen. Der Zeitbedarf von der Konzipierung bis zur Umsetzung der Unternehmensnachfolge darf ebenfalls nicht unterschätzt werden.