Rn. 231
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
§ 10b Abs 3 EStG stellt klar, vgl BFH v 22.19.1971, VI R 310/69, BStBl II 1972, 55, dass als Zuwendungen iSd § 10b EStG auch die Zuwendung von WG gilt (Sachzuwendungen), mit Ausnahme von Nutzungen und Leistungen. Zum Begriff des WG s §§ 4, 5 Rn 599 (Hoffmann). Als Sachzuwendungen kommen neben Sachen iSd § 90 BGB auch nicht körperliche Objekte, wie Immaterialgüterrechte, werthaltige (Kredit-)Forderungen, sonstige Vermögensrechte und tatsächliche Zustände sowie konkrete Möglichkeiten und Vorteile in Betracht, soweit ihnen ein selbstständiger Wert zukommt und sie verkehrsfähig sind, BFH v 22.19.1971, VI R 310/69, BStBl II 1992, 977; Seer in Kirchhof/Seer, § 10b EStG Rz 56 (21. Aufl). Auch ein GmbH-Anteil kann Gegenstand einer Sachspende sein, vgl FG Münster v 20.05.2020, 7 K 3210/17 E, F (Rev BFH X R 17/20) zur Bewertung eines im Wege einer Sachspende übertragenen GmbH-Anteils mit disquotal ausgestalteten Beteiligungsrechten. Gebrauchte WG, zB gebrauchte Kleidung, und selbst geschaffene Kunstwerke können dann Sachzuwendungen sein, wenn ihnen im Geschäftsverkehr ein Marktwert zukommt, vgl BFH v 23.05.1989, X R 17/85, BStBl II 1989, 879; FG Bln v 14.11.1977, V 231/77, EFG 1978, 376; zur Bewertung von gebrauchten WG ausführlich s Rn 233 ff und s Rn 244.
Bei den Sachzuwendungen ist es für den Sonderausgaben-Abzug ohne Bedeutung, ob der Zuwendungsempfänger das WG unmittelbar für steuerbegünstigte Zwecke einsetzt oder ob er das zugewendete WG weiterveräußert und den Erlös für die steuerbegünstigten Zwecke einsetzt, vgl Brandl in Brandis/Heuermann, § 10b EStG Rz 120 (Mai 2021). Für die Abziehbarkeit der Zuwendung ist es ferner ohne Bedeutung, ob der Zuwendungsempfänger durch die Verwertung der zugewendeten WG einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb begründet, Brandl in Brandis/Heuermann, § 10b EStG Rz 120 (Mai 2021); zum wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb bei Altkleidersammlungen vgl BFH v 10.06.1992, I R 76/90, BFH/NV 1992, 839; BFH v 21.12.1994, I B 14/94, BFH/NV 1995, 568.
Zuwendungen in Form von sog Kryptowährungen stellen Sachzuwendungen dar, Hornung, npoR 2020, 11, 12; Brandl in Brandis/Heuermann, § 10b EStG Rz 120 (Mai 2021).
Strittig ist, ob Blutspenden als Sachzuwendungen anzusehen sind. Während dies die FinVerw verneint (vgl OFD Ffm v 15.12.1994, FR 1995, 287), so auch Kulosa in H/H/R, § 10b EStG Rz 121 (Oktober 2019); Seer in Kirchhof/Seer, § 10b EStG Rz 56 (20. Aufl); Brandl in Brandis/Heuermann, § 10b EStG Rz 120 (Mai 2021): Verzicht auf die kommerzielle Verwertung des eigenen Blutes); zweifelnd Heinicke in Schmidt, § 10b EStG Rz 4 (41. Aufl), vertreten Geserich in K/S/M, § 10b EStG Rz D 115, 116 (Dezember 2008); Lindberg in Frotscher/Geurts, § 10b EStG Rz 34 (Juni 2021) und Drasdo, DStR 1987, 327 die gegenteilige Auffassung. Zwar handelt es sich bei Blut heute um ein gängiges Handelsgut mit Vermögenswert, es fehlt gleichwohl an einer Wertabgabe, da es zu keiner wirtschaftlichen Belastung des Spenders kommt.
Entsprechendes gilt für Organspenden; Kulosa in H/H/R, § 10b EStG Rz 121 (Oktober 2019). Etwas anderes gilt nur dann, wenn derjenige, der Blut spendet, auf einen Entgeltanspruch verzichtet, vgl Heinicke in Schmidt, § 10b EStG Rz 4 (41. Aufl); Kulosa in H/H/R, § 10b EStG Rz 121 (Oktober 2019).
Rn. 232
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Nutzungen und Leistungen iSd § 100 BGB sind hingegen nach § 10b Abs 3 S 1 EStG ausdrücklich vom Sonderausgaben-Abzug ausgenommen, sofern sie nicht mit einer Wertabgabe aus dem geldwerten Vermögen des Zuwendenden verbunden sind, Heinicke in Schmidt, § 10b EStG Rz 2 (41. Aufl); Kulosa in H/H/R, § 10b EStG Rz 122 (Oktober 2019). Kein Sonderausgaben-Abzug ist deshalb bei der Nutzungsüberlassung von Räumen oder der eines Kfz gegeben, ebenso wenig bei der Gewährung eines zinslosen Darlehens sowie bei der unentgeltlichen Arbeit. Etwas anderes gilt nur bei der entgeltlichen Erbringung von Leistungen bzw der entgeltlichen Überlassung von Nutzungen und einem nachfolgenden Verzicht des Zuwendenden auf ein Entgelt. Die Entgeltvereinbarung darf jedoch nicht nur zum Schein getroffen worden sein, FG Bln v 14.11.1977, V 231/77, EFG 1978, 376.
Rn. 233
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Die Zuwendungsbestätigung (zu den vorgeschriebenen Vordrucken vgl BMF v 07.11.2013, BStBl I 2013, 1333) muss bei Sachzuwendungen nicht nur den vom Zuwendungsempfänger ermittelten Wert des WG enthalten. Das zugewendete WG muss ferner so genau bezeichnet sein, dass die FinVerw die Wertangabe überprüfen kann, BFH v 29.11.1989, X R 154/88, BStBl II 1990, 570; BFH v 28.11.1990, X R 61/89, BFH/NV 1991, 305; BMF v 07.11.2013, BStBl I 2013, 1333. Dazu bedarf es ua Angaben zum Alter, Zustand sowie des historischen Kaufpreises des zugewendeten WG, BMF v 07.11.2013, BStBl I 2013, 1333 Tz 6.
Der Zuwendungsempfänger hat den Marktwert der zugewendeten WG zu ermitteln; dafür reicht eine Gruppenbewertung nicht aus, jedes einzelne WG ist zu bewerten. Ferner hat der Zuwendungsempfänger festzuhalten, welcher Unte...