Rn. 18
Stand: EL 138 – ET: 09/2019
Ein Umwandlungs- oder Einbringungsvorgang stellt immer auch einen Veräußerungsvorgang dar (BMF v 11.11.2011, BStBl I 2011, 1314 – UmwStE – Tz 00.02; BFH v 01.03.2018, IV R 38/15, BFH/NV 2018, 779; BFH v 29.11.2017, I R 7/16, BFH/NV 2018, 810; BFH v 17.09.2003, BStBl II 2004, 686). Die Vorschriften des UmwStG über die Einbringung von Betrieben, Teilbetrieben und Mitunternehmeranteilen in eine KapGes oder in eine PersGes gegen Gewährung von Gesellschaftsanteilen (§§ 20, 24 UmwStG) haben insoweit Vorrang vor § 16 EStG (BFH v 01.03.2018, IV R 38/15, BFH/NV 2018, 779; BFH v 30.03.2017, IV R 11/15, BFH/NV 2017, 1125; BFH v 16.02.1996, BStBl II 1996, 342; BFH v 21.06.1994, BStBl II 1994, 856; FG Nbg v 27.10.2016, 4 K 729/15; Wacker in Schmidt, § 16 EStG Rz 13 (38. Aufl); Schallmoser in Blümich, § 16 EStG Rz 14 (August 2017); Geissler in H/H/R, § 16 EStG Rz 36; Reiss in Kirchhof, § 16 EStG Rz 16ff). Dies gilt nicht nur dann, wenn die Voraussetzungen für eine Buchwertfortführung gegeben sind, sondern auch dann, wenn die Umwandlung zu gemeinen Werten erfolgt, dh wie eine tatsächliche Veräußerung zu behandeln ist. Das UmwStG verweist eigenständig auf § 16 Abs 4 EStG, so dass es der Grundnorm des § 16 Abs 1 EStG nicht bedarf.
Rn. 19
Stand: EL 138 – ET: 09/2019
Str ist, ob der Begriff des Teilbetriebs in § 16 EStG mit dem in §§ 20, 24 UmwStG identisch ist. Rspr und FinVerw gingen ursprünglich davon aus, dass der Teilbetriebsbegriff des § 16 EStG weitgehend dem des UmwStG aF entspricht (BFH v 07.04.2010, BStBl II 2011, 467 zu § 15 UmwStG 1995; BFH v 12.04.1989, BStBl II 1989, 653 zu § 6 Abs 3 EStG; BMF v 25.03.1998, BStBl I 1998, 268 Rz 15.02, 20.08, 23.01, 24.04). Die Neufassung des UmwStG durch das SEStEG v 07.12.2006 (BGBl I 2006, 2782) hat jedoch die Frage aufgeworfen, ob für das UmwStG nunmehr der Teilbetriebsbegriff des Art 2 Buchst j FusionsRL 2009/133/EG maßgeblich ist (so BMF v 11.11.2011, BStBl I 2011, 1314 Tz 15.02, 20.06/7, 24.03; zum Streitstand ausführlich s Haritz/Menner, § 20 UmwStG Rdn 102ff). Für die Auslegung des Teilbetriebsbegriffs in § 16 EStG hat Art 2 Buchst j FusionsRL nach Auffassung der Rspr keine Bedeutung (BFH v 07.11.2013, X R 21/11, BFH/NV 2014, 676; BFH v 16.11.2005, BFH/NV 2006, 532).
Umstritten ist insoweit auch, ob sich dieser europarechtliche Teilbetriebsbegriff inhaltlich überhaupt von der bisherigen ertragsteuerlichen Teilbetriebsdefinition unterscheidet (so Blumers, BB 2011, 2204; Feldgen, Ubg 2012, 459). Nach Auffassung des I. Senats sollen beide Begriffe hinsichtlich der Voraussetzungen einer Teilbetriebsübertragung im Rahmen eines Umwandlungsvorgangs übereinstimmen (BFH v 07.11.2013, X R 21/11, BFH/NV 2014, 676; BFH v 07.04.2010, BStBl II 2011, 467). Vgl zu dieser Problematik auch Wacker in Schmidt, § 16 EStG Rz 141 (38. Aufl); Patt in D/P/M, § 20 UmwStG Rz 89ff (Oktober 2018). UE muss davon ausgegangen werden, dass der umwandlungssteuerrechtliche Teilbetriebsbegriff sich von dem Teilbetriebsbegriff iSd § 16 EStG gelöst hat (s im Einzelnen Neumann/Benz, StbJB 2013/2014, 167). Dies ergibt sich auch aus § 4f EStG, der von einem Teilbetrieb iSd § 16 EStG spricht.
Rn. 20
Stand: EL 138 – ET: 09/2019
Abweichend von den allg Prinzipien des GewSt-Rechts unterliegt gem § 18 Abs 3 UmwStG der Gewinn aus der Veräußerung oder Aufgabe eines Betriebs, auf den eine KapGes iSd §§ 3ff UmwStG umgewandelt wurde, auch dann der GewSt, wenn Veräußernder eine natürliche Person ist und die Veräußerung/Aufgabe 5 Jahre nach dem Umwandlungsstichtag erfolgt. Die StPfl umfasst nicht nur die stillen Reserven, die aufgrund der Umwandlung übertragen wurden, sondern sämtliche stillen Reserven des veräußerten Betriebs.