Rn. 78
Stand: EL 161 – ET: 11/2022
Ein Veranlassungszusammenhang zwischen Aufwendungen und der Erwerbssphäre kann auch dann vorliegen, wenn sich der StPfl nicht willentlich für die Wertabgabe entscheidet, sondern diese ihm ohne oder gegen seinen Willen aufgezwungen wird zB durch Veranlassung eines außen stehenden Dritten (BFH v 25.10.1989, X R 69/88, BFH/NV 1990, 553; BFH v 20.12.1994, IX R 122/92, BStBl II 1995, 534). Von solchen unfreiwilligen oder "Zwangsaufwendungen" ist auszugehen, wenn die Ausgaben auf den StPfl von außen herzukommen oder ihm aufgezwungen werden, ohne dass er sich ihnen entziehen kann (BFH v 19.03.1982, VI R 25/80, BStBl II 1982, 442). Für den Abzug derartiger Aufwendungen kommt es entscheidend darauf an, ob das auslösende Moment für die Wertabgabe im Bereich der Einkünfteerzielung oder in der Privatsphäre liegt (BFH v 04.07.1986, VI R 227/83, BStBl II 1986, 771; BFH v 25.10.1989, X R 69/88, BFH/NV 1990, 553: Veruntreuung durch im Betrieb der Ehefrau angestellten Ehemann: private oder berufliche Motive ausschlaggebend?; BFH v 20.12.1994, IX R 122/92, BStBl II 1995, 534; BFH v 18.04.2007, XI R 60/04, BStBl II 2007/62: keine WK bei Diebstahl von Pkw bei privat veranlasster Umwegfahrt). Hat sich der StPfl gegen das aus der Berufssphäre kommende Risiko versichert, kann er zwar die Versicherungsprämien als WK abziehen, muss sich bei Schadenseintritt aber die Erstattung durch die Versicherung gegenrechnen lassen (FG Sa v 30.08.2000, 1 K 299/96, EFG 2000, 1249).
Rn. 79
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Solche unfreiwilligen WK hat die Rspr ua anerkannt
- für vom Verwalter veruntreute Mieteinnahmen (FG Bre v 13.11.1997, EFG 1998, 1052, dies soll aber lt BFH v 20.12.1994, IX R 122/92, BStBl II 1995, 534 nicht bei Veruntreuung durch einen Miteigentümer gelten; mE unzutreffend, weil sich auch hier ein Risiko aus der Erwerbssphäre realisiert; kritisch auch Groh, FR 1995, 544);
- bei Beschädigung von Bekleidung, wenn sich dabei ein berufstypisches Risiko realisiert (FG Thüringen v 04.11.1999, II 276/98, EFG 2000, 211);
- für die Zerstörung des Pkw eines Polizeibeamten aus Hassgefühlen aufgrund dessen beruflicher Tätigkeit (BFH v 19.03.1982, VI R 25/80, BStBl II 1982, 442; anders aber BFH v 28.01.1994, VI R 25/93, BStBl II 1994, 355: WK nicht allein schon deshalb, weil Pkw im Umfeld der Dienstwohnung beschädigt wurde);
- für Schäden durch Diebstahl, wenn der Verlust bei Verwendung eines WG für berufliche Zwecke eintritt (BFH v 30.06.1995, VI R 26/95, BStBl II 1995, 744 bei Diebstahlverlust von Reisegepäck auf Dienstreise; anders aber BFH v 04.07.1986, VI R 227/83, BStBl II 1986, 771: keine WK bei Verlust von Geld auf Vortragsreise, da Geld kein Arbeitsmittel ist; s auch Kreft/Bergkemper in H/H/R, § 9 EStG Rz 195 "Verlust einer Geldbörse oder von Geld");
- für den Verlust eines arbeitsplatzsichernden ArbN-Darlehens (BFH v 07.05.1993, VI R 38/91, BStBl II 1993, 663, hierzu auch s Rn 53);
- für den Brand eines vermieteten Wohngebäudes – WK in Form von AfaA (BFH v 01.12.1992, IX R 333/87, BStBl II 1994, 12) oder
- für Unfallkosten auf der Fahrt zu bzw von der Arbeitsstätte (BFH v 13.03.1998, VI R 27/97, BStBl II 1998, 443; BFH v 21.08.2012, VIII R 33/09, BStBl II 2013, 171, WK bei Veräußerung des Kfz nach Unfall ohne Reparatur in Höhe der Differenz zwischen fiktivem Buchwert vor Unfall und Veräußerungserlös).