Zusammenfassung
Schon seit Jahren leiden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerkanzleien unter dem anhaltenden Fachkräftemangel in ihrer Branche. Die Folge: Sie müssen neue Anfragen ablehnen und können bestehende Mandate nicht verlängern. So wird der Mangel an Personal für viele von ihnen auf Dauer zu einem ernstzunehmenden Problem. Insbesondere für kleinere Kanzleien kann dies auch zur finanziellen Belastung werden.
Da es auf dem Arbeitsmarkt kaum adäquaten Ersatz gibt und die meisten Kanzleien nur wenige Bewerbungen erhalten, ist es an der Zeit, endlich aktiv für den dringend benötigten Nachwuchs zu sorgen. Wie Sie dabei vorgehen und welche Aspekte Sie berücksichtigen sollten, um auch die Generation Z für einen Beruf in Ihrer Branche zu begeistern, erfahren Sie im Folgenden.
1 Imageproblem und fehlende Präsenz der Steuerberatung
Eine der größten Herausforderungen von Kanzleien ist derzeit nicht nur die Gewinnung von top ausgebildeten Fachkräften, sondern auch die Anwerbung von Nachwuchs. Denn gerade, wenn es darum geht, Mitarbeiter für die Zukunft zu finden, gestaltet sich das für Steuerkanzleien durchaus schwierig. Doch warum ist das so? Steuerkanzleien haben immer noch den Ruf, verstaubt zu sein – gekennzeichnet durch langweilige Tätigkeiten und komplexe Aufgaben.
Dies spiegelt auch die Studie aus dem August 2022 "Nachwuchskräfte Generation Z – Was sie denken und wollen" wider. In der Studie wird ersichtlich, dass sich die Steuerberatung im Wettbewerb um neue Talente im Vergleich zu anderen Branchen lediglich im Mittelfeld befindet. Nur 18 % der Befragten können sich eine Tätigkeit in der Steuerberatung vorstellen.
Die wichtigsten Kriterien der Generation Z bei der Berufswahl:
- Hohe Verdienstchancen
- Gute Jobaussichten
- Ausgewogene Work-Life-Balance
- Arbeitsplatzsicherheit
- Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten
Genau diese Kriterien erfüllen Steuerberatungen, doch weiß das die Generation Z nicht. Das ist das eigentliche Problem: Die Branche ist für die Talente von morgen nicht präsent, sie spielt keine Rolle. Warum auch? In der Schule lernt diesen Beruf niemand kennen und auch in den sozialen Medien hört und sieht die Generation Z nichts vom Beruf des Steuerberaters.
Es ist jetzt an der Zeit, dass Arbeitgeber verstehen, dass sich die Zeiten geändert haben. Es reicht nicht mehr aus, eine Anzeige in dem örtlichen Wochenblatt zu schalten oder ein Schild an der Kanzlei anzubringen, um zu zeigen, dass man Talente sucht. Auch sollte das Thema Recruiting als Prozess, statt als ein einmaliges Projekt angesehen werden.
Und ganz wichtig: Heutzutage muss sich der Arbeitgeber beim potenziellen neuen Mitarbeiter und Auszubildenden bewerben. Dafür gibt es verschiedene Strategien: Effektive Maßnahmen sind vor allem Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, Präsenz auf Karrieremessen oder die Nutzung der Social-Media-Kanäle.
2 Erhöhung der Sichtbarkeit von Steuerkanzleien
2.1 Strategie 1: Kooperationen mit Bildungseinrichtungen
Zu Bildungseinrichtungen gehören nicht nur die örtlichen Schulen, wie beispielsweise Gymnasien, Realschulen oder Gesamtschulen, sondern auch Universitäten und Hochschulen sowie Industrie- und Handelskammern.
Gehen Sie aktiv auf die Bildungseinrichtungen zu und zeigen Sie Ihren Bedarf auf. Für Schüler können Praktika angeboten werden. Natürlich muss sich dann auch jemand um die Praktikanten kümmern. Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter daher von Anfang an mit ins Boot und erklären Sie ihnen, warum Sie sich für einen Praktikanten entscheiden und was die Vorteile davon sind.
Vorteile eines Praktikanten:
- Der Schüler kann in den Beruf "hineinschnuppern", ohne sich direkt für mehrere Jahre als Auszubildender an Sie zu binden.
- Ihre Mitarbeiter sehen, dass Sie etwas tun, um sie langfristig zu entlasten
- In Ihrer Region können Sie sich von Ihren Kollegen abheben und gleichzeitig Ihre Arbeitgebermarke stärken.
Handlungsempfehlung
Gehen Sie aktiv auf die Schulen in Ihrer Region zu und erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel durch Elternabende, Projektwochen, Sponsoring oder Betriebsbesichtigungen.
2.2 Strategie 2: Netzwerk und Kooperationen mit Universitäten und Hochschulen
Falls Sie auf der Suche nach Young Professionals sind, dann sind Hochschulen und Universitäten die richtige Anlaufstelle.
Treten Sie mit dem Leiter des Lehrstuhls in Kontakt und bitten Sie ihn, dass Sie in das interne Netzwerk als Kanzlei aufgenommen werden. Halten Sie spannende Gastvorträge vor Studierenden und nehmen Sie an Karrieremessen von Universitäten und Hochschulen teil. Auch hier können Sie Werkstudententätigkeiten ganzjährig oder Praktika in den Semesterferien anbieten.
Vorteile eines Werkstudenten bzw. Praktikanten:
- Theoriewissen ist vorhanden. Es können nach kurzer Einarbeitung einfache Aufgaben übertragen werden.
- Der Studierende lernt das Team kennen und kann sich langsam an das Arbeitsleben gewöhnen.
- Die Bekanntheit Ihrer Kanzlei wird erhöht, was dazu führt, dass auch andere Studierende auf Sie aufmerksam werden.
Handlungsempfehlung
Zeigen Sie dem Lehrstuhlleiter auf, welche Vorteile die Studierenden bei Ihnen im Gegensatz zu anderen Kanzleien haben, und nutzen Sie hierzu unbedingt die Messen rund um das Thema Karriere. Stec...