Rz. 27

Eine fehlerfreie Ermessensausübung setzt stets voraus, dass alle tatsächlichen Gesichtspunkte berücksichtigt werden, die nach dem Sinn und Zweck der ermessensbegründenden Vorschrift maßgeblich sind.[1] Die Finanzbehörde muss ihre Entscheidung anhand eines einwandfrei und erschöpfend ermittelten Sachverhalts treffen[2] und hat die Pflicht zu einer entsprechenden Sachverhaltsermittlung.[3] Unzureichende Sachverhaltsermittlungen führen im Regelfall zur Rechtswidrigkeit der Ermessensentscheidung.[4] Bei der Ermessensausübung sind die Interessen des Betroffenen und die der Öffentlichkeit bzw. der Finanzbehörde[5] gegeneinander abzuwägen. Zur Begründungspflicht der Ermessensentscheidung vgl. Rz. 48ff.

[1] Z. B. BFH v. 14.3.2012, XI R 33/09, BStBl II 2012, 477 m. w. N., std. Rspr.
[2] BFH v. 14.3.2012, XI R 33/09, BStBl II 2012, 477 Tz. 77; Fu, in Schwarz/Pahlke/Keß, AO/FGO, § 102 FGO Rz. 21; vgl. auch Wernsmann, in HHSp, AO/FGO, § 5 AO Rz. 122ff. m. w. N.
[3] Drüen, in Tipke/Kruse, AO/FGO, § 5 AO Rz. 37; z. B. BFH v. 19.4.2012, III R 85/09, BStBl II 2013, 19 m. w. N.
[5] Z. B. ordnungsgemäßer Beginn und Ablauf des Besteuerungsverfahrens beim Verspätungszuschlag nach § 152 AO, vgl. Dißars, in Schwarz/Pahlke/Keß, AO/FGO, § 152 AO Rz. 152f.

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