Bei der Suche nach neuen Honorarfeldern rückt die Betriebswirtschaftliche Beratung in den Blick der Steuerberater. Damit Unternehmen davon wirklich nachhaltig profitieren, muss die Branche noch einige Hausaufgaben machen.
Betriebswirtschaftliche Beratung und Steuerberater: Eigentlich eine Win-Win-Situation
Eigentlich könnte es eine Win-Win-Situation sein: Mit der Digitalisierung und damit der Automatisierung von gewissen Arbeitsschritten werden in Steuerkanzleien Ressourcen freigesetzt, die an einer anderen Stelle von vielen Mandanten benötigt werden: in der betriebswirtschaftlichen Beratung. Eigentlich. Denn diese Win-Win-Situation kann nur dann entstehen, wenn betriebswirtschaftliche Beratung auch als solche betrieben wird.
Betriebswirtschaftliche Beratung beginnt da, wo viele Dienstleistungen des Steuerberaters in der Regel aufhören.
Diese Beratung beginnt da, wo viele Dienstleistungen des Steuerberaters in der Regel aufhören. Ein Beispiel: Ein Steuerberater stellt gemeinsam mit einem Unternehmer eine Bilanz für die Bank auf. Das Ergebnis ist allerdings nicht zufriedenstellend. Sie beschließen, im Rahmen der legalen Möglichkeiten in der Bestandsbewertung nach oben zu gehen. Damit ist die Bilanz erst einmal „repariert“ und der Steuerberater hat seine Arbeit gemacht. Das eigentliche Problem verschwindet damit aber nicht.
Betriebswirtschaftliche Beratung ist viel mehr als eine BWA
Dieses Beispiel mag simpel klingen. Durch meine langjährige Erfahrung als Berater für Sanierungen und Umstrukturierungen weiß ich allerdings leider zu gut, dass genau solche Beispiele viel zu häufig vorkommen. Und viel zu häufig werden Dienstleistungen als Beratung bezeichnet, die keine sind. Betriebswirtschaftliche Beratung ist nicht damit getan, Unternehmen eine BWA und eine Summen- und Saldenliste zu schicken und ihnen einmal im Jahr eine Bilanz zu erklären.
Mit der richtigen Analyse können Daten eine Menge erzählen.
Das bedeutet betriebswirtschafltiche Beratung
Betriebswirtschaftliche Beratung leistet eine vorausschauende Analyse. Im besten Fall kann ein Steuerberater mit den richtigen Werkzeugen Probleme erkennen, die erst ein bis zwei Jahre später auf dem Bankkonto des Unternehmens zum Vorschein kämen. Unternehmen fit für die Zukunft machen: Das sollten sich Steuerkanzleien zum Ziel setzen. Den Vertrauensvorschuss haben sich die Steuerberater im besten Fall ohnehin über die Jahre erarbeitet. Was sie außerdem bereits zur Hand haben, sind die notwendigen Zahlen. Mit der richtigen Analyse können diese Daten eine Menge erzählen, zum Beispiel, in welcher Relation ein Unternehmen zu anderen Mitbewerbern steht oder welche Potenziale noch nicht ausreichend gehoben werden.
Das alles kann ein Steuerberater nicht leisten, wenn er ausschließlich Stichtag-bezogen Abschlüsse vorlegt. Oder wenn er seine unterjährigen Buchhaltungsaufgaben nur für Steuerzwecke erfüllt. Ohne die regelmäßige Buchung von Abschreibungen, Bestandsveränderungen und Abgrenzungen hat der Steuerberater unterjährig jede Menge Zahlen, die nichts aussagen. In der Informatik gibt es dafür den Ausspruch „Garbage In, Garbage Out“.
Dank intelligenter Software kann die notwendige Analyse automatisiert erfolgen.
Echte betriebswirtschaftliche Beratung setzt vor allem eine passende Datenanalyse voraus. Ist die gegeben, kann mit der eigentlichen Beratung begonnen werden. Und auch hier sorgt die Digitalisierung für eine Win-Win-Situation. Denn dank intelligenter Software kann diese notwendige Analyse automatisiert erfolgen.
Für den Blick in die Zukunft ist dann der Steuerberater zuständig.